Ovum-Übersicht belegt Dominanz der Hardware-Unternehmen

IBM kassiert ein Drittel der europäischen SW-Investitionen

17.08.1990

MÜNCHEN (qua) - Mehr als 30 Prozent des europäischen Marktes für Softwareprodukte deckte im vergangenen Jahr die IBM ab. Ein ebenso großes Stück dieses Kuchens teilen sich die sieben Hardwarehersteller Siemens, Nixdorf, ICL, Bull, DEC, Olivetti und Unisys. Diese Erkenntnisse lassen sich aus einer Anbieterübersicht des Londoner Beratungsunternehmens Ovum Ltd. ableiten.

Unter der Bezeichnung Ovum 40" publizierten die britischen Analysten kürzlich eine Aufstellung der 40 größten Anbieter auf dem europäischen Softwaremarkt, auf der die nebenstehend veröffentlichte Tabelle basiert. Berücksichtigt wurden dabei die 1989 mit dem Vertrieb von Softwareprodukten erzielten Umsätze, nicht aber die Einnahmen aus Software-Dienstleistungen, weshalb beispielsweise die mit fast einer Milliarde Mark Einnahmen zu den größten europäischen Software-Unternehmen zählende Sema Group in dieser Übersicht nur einen der hinteren Ränge belegt.

Die von den britischen Analysten herausgegebenen Zahlen ermöglichen es, eine kleine Statistik des europäischen Softwaremarkts zu erstellen: Wie bereits berichtet (vgl. CW Nr. 30 vom 27. Juli 1990, Seite 12: "EG-Kommission soll Europas Software-Anbieter stärken"), springt die Dominanz der US-amerikanischen Anbieter ins Auge. Von den 25 erfolgreichsten Unternehmen haben zwölf ihren Hauptsitz in den Staaten.

Außerdem fällt auf, daß etwa jedes zweite dieser 25 Unternehmen in der Hauptsache Hardware vertreibt. Die ersten acht Plätze werden samt und sonders von den Hardsellern okkupiert; erst auf Rang neun folgt mit Computer Associates ein Unternehmen, das als Softwarehaus bezeichnet werden darf. Die umsatzstärkste europäische Softwareschmiede des vergangenen Jahres war der Ovum-Übersicht zufolge die Darmstädter Software AG.

Unter der Prämisse des von Ovum geschätzten Gesamtvolumens in Höhe von elf Milliarden Dollar - bei einem Umrechnungsfaktor von 1,6 rund 17,6 Milliarden Mark - kassieren die ersten acht Anbieter zusammen mehr als 60 Pfennig von jeder Mark, die in Europa für Softwareprodukte ausgegeben wird. Dabei fällt dem Umsatzsieger IBM fast das Doppelte von dem zu, was die sieben nachrangigen Unternehmen gemeinsam einstreichen. Big Blue befriedigt demzufolge allein rund ein Drittel der europäischen Nachfrage nach Softwareprodukten.

Wie aus der Berechnung des Software-Anteils am Gesamtumsatz hervorgeht, beziehen die meisten der "echten" Software-Unternehmen ihre Einnahmen ebenfalls nur zu einem mehr oder weniger großen Teil aus dem Produktvertrieb. Zwischen 4,8 Prozent (Software AG) und 80,3 Prozent (Sema Group) ihrer Umsätze generierten die unter die 25 größten Anbieter eingereihten Softwarehäuser auf dem Dienstleistungssektor.

Eine Ausnahme machen hier lediglich die Cincom Systems Inc., Cincinnati/Kentucky, sowie die als Anbieter von PC-Software bekannten Unternehmen Ashton-Tate und Lotus. Diese drei Unternehmen gewinnen ihre Einnahmen laut Ovum zu 100 Prozent durch die Lizenzgebühren für ihre Software.