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IBM investiert Millionen in Mittelstandsstrategie

16.04.2003
Mit "ISV Advantage" hat IBM ein millionenschweres Partnerprogramm aufgelegt, das Anbietern von IBM-Mittelstandslösungen im Wettbewerb mit Microsoft den Rücken stärken soll.

NEW ORLEANS (COMPUTERWOCHE) - Mit "ISV Advantage" hat IBM ein millionenschweres Partnerprogramm aufgelegt, das Anbietern von IBM-Softwarelösungen für den Mittelstand im Wettbewerb mit Microsoft den Rücken stärken soll.

Ausgestattet mit einem Budget von rund 500 Millionen Dollar soll das Programm Systemhäuser ansprechen (Indepentendent Software Vendors), die auf der Basis von IBM-Produkten spezielle Lösungen für mittelständische Kunden erstellen. Die im Rahmen der diesjährigen Entwicklerkonferenz "Developerworks Live" vorgestellte Initiative ISV Advantage bietet hierzu technischen Support, Dienste für Softwaretests und sieht eine gemeinsame Vermarktung der Lösungen vor.

DEVELOPERWORKS Live: Zum zweiten Mal veranstaltete die IBM Software Group in diesen Tagen eine produktübergreifende Konferenz für Entwickler. Trotz umfassenden Programms mit über 200 Vorträgen an vier Tagen konnten die Veranstalter nur schätzungsweise 3000 Teilnehmer nach New Orleans locken, während es im Jahr zuvor noch über 4500 gewesen waren. Daran vermochte offenbar auch die erstmalige Eingliederung der Firma Rational in das Programm nichts zu ändern, die neben den Produktlinien "Websphere", "Lotus", "Tivoli" und "DB2" mit eigene Beiträgen vertreten war. Allerdings organisiert Rational trotz der Übernahme durch IBM auch weiterhin eigene Kundenveranstaltungen.

Im Mittelpunkt der an Neuigkeiten armen Developerworks Live standen vor allem die im letzten Jahr vorgestellte Version 5 des Websphere-Applikations-Servers, neue Tools für Tivoli sowie erweiterter Support für Java-Entwickler. Themenschwerpunkte der oft von Marketing geprägten Veranstaltung waren IBMs On-Demand-Strategie sowie Autonomic und Grid Computing.

ISVs müssen im Gegenzug ihre Angebote auf der Basis des Java-Applikations-Servers "Websphere" sowie der Datenbank "DB2" entwickeln. Die Lösungen sollen laut IBM vor allem die preisgünstigeren "Express"-Versionen beider Produkte nutzen, die mit einem reduzierten Funktionsumfang aufwarten, dafür aber laut Hersteller speziell auf die Anforderungen im Mittelstand abgestimmt sein sollen. Eine Betaversion der Express-Laufzeitumgebung war auf der Konferenz erstmals zu sehen und soll im zweiten Quartal 2003 verfügbar sein. Zudem propagiert IBM vorzugsweise Linux und nicht Windows als das dazugehörige Betriebssystem, um Kunden weitere Preisvorteile bieten zu können.

Laut Big Blue ist der Markt für entsprechende Lösungen bei weitem nicht ausgeschöpft und verheißt ISVs weltweit Absatzchancen in Höhe von 300 Milliarden Dollar. Das Advantage-Programm soll nun sowohl große Softwarehäuser dazu animieren, mehr in Mittlstandslösungen zu investieren, als auch kleinere ISVs davon abhalten, ihre Ressourcen in den Dienst von Microsoft zu stellen. Die Gates-Company hatte spätestens mit der Übernahmen von Great Plains und Navision sowie ihrer neuen CRM-Suite deutlich gemacht, den Markt mit Hilfe ihrer Partner erobern zu wollen.

In New Orleans hieß es anlässlich der Vorstellung der ersten Advantage-Partner, zu denen der Anbieter von Finanzsoftware Intuit zählt, dass man sich mit Microsoft ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern wolle. Scott Handy, zuständiger Director für IBMs Linux-Marketing, sagte, dass das Programm helfen soll, die Marktanteile von Great Plains und Navision nicht übermäßig wachsen zu lassen. Die Sorge sei, dass Microsoft zwar zunächst nur funktional beschränkte und technisch unreife Produkte liefern, auf Dauer aber mit Hilfe von Partnern eine immer umfassendere Suite für den Mittelstand aufbauen und so letztlich die Konkurrenz besiegen könnte. (as)