IBM nimmt Kampf gegen Microsoft auf

IBM investiert eine Milliarde Dollar in Unified Communications

11.03.2008
Um mit dem Rivalen Microsoft in dem schnell wachsenden Geschäft Schritt zu halten, will IBM in den nächsten drei Jahren über eine Milliarde Dollar in seine Unified-Communications-Strategie stecken.

Big Blue investiere dabei vor allem Geld in Produkte wie Lotus Sametime, um Großunternehmen die Nutzung von Unified Communications zu ermöglichen, erklärte der Leiter von IBMs Software-Sparte, Steve Mills, auf einer Firmenveranstaltung in New York. Der Fokus auf Kunden mit mehr als 1000 Mitarbeitern kommt dabei nicht von ungefähr, gibt es doch bei Unternehmen mit dieser Größenordnung die meisten Nutzer der Kollaborationssoftware Lotus Notes, die in der neuesten Version auch einen Sametime-Unified-Communications-Client enthält.

Unter Unified Communications (UC) versteht man die Kombination von Instant Messaging, Präsenzanzeige, VoIP (Voice over IP), Videoconferencing und andere Arten der Kollaboration und Kommunikation in Echtzeit. Laut Prognosen von IDC soll der weltweit UC- Markt bis 2011 auf 17 Milliarden Dollar anwachsen.

Neben Anbietern wie Cisco, Avaya, Siemens und IBM hat auch Microsoft ein Auge auf diesen Markt geworfen und mit dem kürzlich vorgestellten Office Communication Server (OCS) ein schlagkräftiges Angebot herausgebracht. Der OCS dient dabei als eine Art Nabe für Unified Communications basierend auf einer Windows-Infrastruktur.

Für IBM war der Vorstoß von Microsoft mit ein Grund, ein Gegenangebot zu lancieren – mit entsprechenden Anleihen, wie Vertreter des Microsoft-Lagers spötteln. IBM sieht sich dabei allerdings gegenüber Microsoft in mehrerlei Hinsicht im Vorteil, einschließlich seiner zehn Jahre langen Erfahrung mit Sametime und der Möglichkeit, damit auch heterogene IT-Umgebungen zu unterstützen. Historisch als unternehmensinterner Instant-Messaging-Client gestartet, gibt es laut IBM inzwischen 20 Millionen Standalone-Nutzer von Sametime.

Nachdem IBM das Programm vor zwei Jahren auf dem Eclipse-Open-Source-Framework neu aufgebaut hat, um Drittanbietern die Erstellung von Zusatzapplikationen zu erleichtern und später um VoIP- und Video-Funktionalitäten ergänzte, demonstrierte Big Blue am Montag neue Funktionen, die bis Ende des Jahres in Sametime einfließen werden. So unterstützt die Funktion "Unified Telephony" Nutzer dabei, Telefonate innerhalb von Sametime zu verwalten. Dies geschieht, indem sie Anrufe auf verschiedene Geräte weiterleiten oder festlegen können, wie Telefonate je nach Status behandelt werden sollen. Ein Anwender ist damit beispielsweise in der Lage, Sametime so einzurichten, dass Anrufe auf das Mobiltelefon weitergeleitet werden, wenn er unterwegs ist.

'Im Großkundensegment verzeichnet Notes gegenüber Exchange Zuwächse' IBM-Software-Chef Steve Mills
'Im Großkundensegment verzeichnet Notes gegenüber Exchange Zuwächse' IBM-Software-Chef Steve Mills
Foto: Steve Mills

In ähnlicher Weise wie Microsoft den Office Communications Server mit seiner Office-Suite und Outlook/Exchange verknüpft, hat auch IBM die Grundfunktionen von Sametime in Lotus Notes integriert, um so Unified Communications in seine Collaboration-Software einzubinden. Die Verbindung von Collaboration und Unified Communications über die Messaging-Schnittstelle stellt für das IBM-Management auch einen wichtigen Aspekt in ihrer Strategie dar. So betonte Softwarechef Mills, dass Lotus Notes in dem "Markt, wo IBM mit Microsoft konkurriere", nämlich dem Großkundensegment, Zuwächse verzeichne. Er räumte ein, dass Microsoft im gesamten Enterprise-Geschäft zulege, jedoch nicht in dem für seine UC-Strategie angepeilten Highend-Segment. "Microsoft macht eine Reihe von Statements, die etwas irreführend sind im Hinblick auf das, was im Markt passiert", so Mills Kommentar. Der Topmanager geht davon aus, dass IBM seine Umsätze mit Unified Communications in den kommenden fünf Jahren oder länger um zehn Prozent oder mehr jährlich steigern könne.

Im Kampf gegen die Windows-Company, die Mills als wichtigsten Konkurrenten in diesem Bereich identifiziert, hat IBM jedoch noch eine wirkungsvollere Waffe als die Bestandskunden von Lotus Notes: die IT-Service-Sparte Global Services, die Kunden beim Aufbau einer Unified-Communications-Infrastruktur unterstützt. So kann IBM Global Services die Kunden nicht nur mit IBM-Produkten vertraut machen, sondern kommt zudem bei der Integration der Software in Angebote von Dritten gelegen. Wenngleich die Verknüpfung mitunter komplex sein kann, sieht IBM in Drittangeboten einen wichtigen Bestandteil seiner umfassenden UC-Strategie und dem Wettbewerb mit Microsoft. (mb)