Das neue System steht im Mittelpunkt

IBM im Zeichen der /32

25.04.1975

HANNOVER - Der größte auf der größten - EDV-Hersteller auf Industriemesse -, erster Messetag, 11.30 Uhr, IBM stellt das neue System 132 auf ihrer Pressekonferenz vor. (CW berichtete über das System ausführlich in Ausgabe 16 vom 18. 4. 1975.) Angesprochen ist die große Zahl der Firmen, die erste Schritte in die EDV unternehmen, genauso aber der bisherige IBM-Kundenstamm, der sich mit Gedanken zur Dezentralisierung der EDV-Anwendungen trägt. Die erste Gruppe wird über folgende Argumente angesprochen:

- Bedienerführung über den Bildschirm - leichte Erlernbarkeit der Systembedienung ohne EDV-Vorkenntnisse.

- Einheitliche Datenerfassung - ohne Lochkarten, sowohl auf dem System /32 selbst als auch auf der Datenerfassungs-Station 3741/ 3742 über den flexiblen Datenträger "Diskette".

- Integration der Anwendungen - alle branchen-spezifischen Anwendungsprogramme greifen auf nur jeweils einmal gespeicherte Dateien zu. Bewegungsdateien werden von Programm zu Programm weitergegeben.

- Einheitliche Stammdatenverwaltung - Erstellung und Änderungsdienst der verschiedenen Dateien sind aufeinander abgestimmt.

- Vereinfachte Fehlerbehebung - alle Bedienungsfehler werden auf der Platte aufgezeichnet, die Wiederanlaufverfahren (mit der Datensicherung abgestimmt) sollen einfach zu starten sein.

- Schutz vor Datenverlust - Datensicherungsläufe werden vom System gefordert, erst nach erfolgter Überspielung der betreffenden Datei auf die Diskette kann weitergearbeitet werden.

- Individuelle Anpassung der branchenspezifischen Anwendungsprogramme (gespeichert auf einer 1370-158 im Anwendungsprogramm-Zentrum Stuttgart) durch einfaches Ankreuzen von Fragebogen in den etwa 25 Beratungszentren in allen größeren Städten Westdeutschlands.

Auch für dezentrale Intelligenz

Für Anwender, die das System /32 als intelligentes Terminal einsetzen wollen, ist wichtig, daß die Anlage über BSC (Binary synchronone communication) oder SDLC-Adapter (synchronone data link communication) mit folgenden IBM-Systemen zusammenarbeiten kann: /360, /370, /3, /7, /32 und mit der 3741/42.

Durch die Programmierungssprache RPG II ist das System aufwärtskompatibel. Durch das - wie in größeren Anlagen des Herstellers - auch bei der 132 verwirklichte Konzept RAS (Rehability Availability Servicability) sollen Ausfallzeiten minimiert werden. In einem Prüflauf vor Arbeitsbeginn sollen eventuelle Fehler lokalisiert und falls nicht schwerwiegend - in den Programmen umgangen werden können.

Lernendes System?

Bei dem Modularen Anwendungs-System (MAS), mit dessen Hilfe die fragebogengesteuerte kundenindividuelle Anpassung der Branchen-Programme erreicht wird, soll es sich um ein "lernendes System" handeln, ob und wie das funktioniert, muß einer späteren Untersuchung vorbehalten bleiben.

Zur Frage, warum IBM so spät in diesen Markt mit hohen Wachstumsprognosen eingestiegen sei, erklärt Dr. Wörner, Leiter des Bereichs Basis-Daten-Verarbeitung (BDV), daß die Firma sich gezielt habe vorbereiten wollen. Wörner nannte drei Voraussetzungen, vor deren Erfüllung IBM nicht in den Markt gehen wollte:

Der IBM-Approach

- Die Technologie sollte so ausgereift sein, daß die komplette Anlage in einem schreibtischgroßen Gehäuse untergebracht werden konnte und daß eine den Anforderungen relativ ungeschulter Benutzer gerechte Bedienerführung realisierbar war.

- Die Software und das MAS insgesamt sollten einen Stand erreicht haben, der es Benutzern ohne EDV-Erfahrung ermöglicht, standardisierte aber individuell anpaßbare, schlüsselfertige Programme zu erzeugen.

- Der Aufbau einer der Größe der Zielgruppe entsprechenden Vertriebs- und Service-Organisation sollte abgeschlossen sein.

Alles das glaubt IBM jetzt erreicht zu haben. Die ersten Auslieferungen an Kunden sind für Juli dieses Jahres geplant. In den USA und Kanada wurden in den ersten drei Wochen nach Auslieferung 170 Systeme installiert.