Sercon ist Ergebnis der Diversifizierungs-Strategie

IBM gründet mit Ploenzke eine Tochter für Software und Services

21.02.1992

MÜNCHEN (CW) - Unter der Ägide von IBM und mit Beteiligung von Ploenzke Informatik entsteht ein neues Großunternehmen für Software und Services. Die Sercon, Service-Konzepte für Informationssysteme GmbH, soff das Angebot im Softwaremarkt verbreitern.

Nachdem Big Blue am 10. Februar 1992 die Hamburger IBM Unternehmensberatung GmbH gegründet hatte (siehe CW Nr. 7 vom 14. Februar 1992), folgt nun der nächste Schritt der Diversifizierung. Wenige Tage vor der offiziellen Bekanntgabe der Gründung der Softwaretochter am 20. Februar wurden Gerüchte darüber bestätigt.

Das neue Unternehmen ist nach IBM-Angaben mit einem Stammkapital von drei Millionen Mark ausgestattet. Dabei hält der Branchenriese, so ein Sprecher, "eine starke Minderheitsbeteiligung" von knapp unter 50 Prozent. Weitere Partner sind die Ploenzke-Gruppe, das US-Unternehmen Computer Task Group, Buffalo, sowie der bisherige IBM-Mann Bernd Robatzek. Die Partner mochten bisher die Beteiligungsverhältnisse nicht offenlegen.

Robatzek war seit 1979 in verschiedenen Leitungspositionen beim IBM-Labor Schönaich in der Nähe Stuttgarts tätig, zuletzt als Direktor Software Systems als Entwicklungschef. Er teilt sich die Geschäftsführung der Sercon mit Michael Pohl, bisher bei Ploenzke Bereichsleiter Dienstleistungen für Öffentliche Verwaltung, wobei Robatzek als Sprecher der Geschäftsführung "Primus inter pares" sein wird, so ein IBM-Sprecher.

Geschäftsaufgaben der Sercon sind bei einer starken Fokussierung auf Service vor allem Komplettabwicklung von Großprojekten, aber auch die Realisierung von Einzellösungen und Systemintegration. In geringerem Umfang werden Entwicklung von Anwendungssoftware und Schulung offeriert. An ein Outsourcing-Angebot ist vorerst nicht gedacht.

Die Sercon will ihre Aktivitäten vor allen Dingen auf mittlere bis große proprietäre IBM-Systeme ausrichten. Allerdings werden auf Kundenwunsch auch andere Systeme bedient.

Ausdrücklich erwähnte hier die Ploenzke-Sprecherin Sylvia Thoresen Unix-Systeme.

Nach Aussage von Thoresen "kann das Sercon-Angebot durchaus zu einer Wettbewerbssituation gegenüber Ploenzke oder IBM führen". Dagegen wird bei Big Blue darauf verwiesen, daß die Marktnachfrage schnell wachse. "Synergie-Effekte" würden dem Unternehmen nach Angabe eines IBM-Sprechers besonders "in neuen Geschäftsfeldern, die wir bisher nicht ansprechen konnten", nutzen. Genauere Angaben über diese Zukunftsmärkte wurden nicht gemacht.

Wolfgang Heisterberg, als Leiter Marketing Systemarchitekturen bei IBM Systemintegration zuständig, wollte der Interpretation, daß die IBM Teile ihrer Software- und Serviceaktivitäten über Partner abwikkeln möchte, nicht grundsätzlich widersprechen. "Nun ja, aber das führt zu einer Verstärkung unserer Position am Markt". Das Unternehmen habe angesichts eines "gewaltig großen Servicemarktes" nach Partnern für ein Joint-venture Ausschau gehalten.

Im Laufe des ersten Geschäftsjahres soll Sercon auf 200 Mitarbeiter wachsen. Ein Großteil wird von den beteiligten Firmen übernommen. Nach unbestätigten Angaben könnte ein Fünftel der Mitarbeiter aus dem Hause Ploenzke stammen.