Allerdings werden Kunden auch weiterhin über das Internet PCs bestellen können. Das Unternehmen hatte den Telefonverkauf insbesondere auf kleine und mittelständische Unternehmen (SME = Small and Medium Enterprises) gemünzt. Man habe im Lauf der Zeit herausgefunden, dass diese Klientel PC-Käufe lieber mit lokal ansässigen Händlern abwickelt, von denen sie häufig eine Komplettlösung erwirbt, sagte IBM-Sprecher Ian Colley. "Wir reagieren mit unserer Entscheidung auf die Kaufgewohnheiten unserer SME-Kunden."
Brian Gammage, bei Gartner Dataquest für den PC-Markt zuständiger Analyst, sagte, die Entscheidung der IBM bedeute eine neue Ausrichtung weg vom PC-Retail-Geschäft. "Big Blue dürfte von allen großen PC-Anbietern wahrscheinlich die am wenigsten effiziente Lieferkette betreiben", erklärte Gammage. Andererseits könne es sich IBM im Unterschied zu reinen PC-Herstellern leisten, nur die lukrativen Marktsegmente zu bedienen.
Vergangene Woche hatte IBM ein Outsourcing-Abkommen mit der im kalifornischen San Jose beheimateten Sanmina-SCI Corp. bekannt gegeben. Sanmina wird danach fast die gesamte PC-Produktion der IBM in den USA übernehmen. Hierzu gehen die "Netvista"-PC-Produktionsstätten in den Vereinigten Staaten und Schottland samt deren rund 1000 Mitarbeitern an Sanmina-SCI über. In Research Triangle Park im US-Bundesstaat North Carolina wechseln rund 900 Mitarbeiter im Zuge des Deals den Arbeitgeber. Im schottischen Greenock begeben sich etwa 80 Mitarbeiter unter die Sanmina-Fittiche. Der Vertrag läuft über drei Jahre. IBM zahlt Sanmina in dieser Zeit für die Produktion der PCs rund fünf Milliarden Dollar.
Auch die Auslagerung eines Großteils seiner PC-Produktion wird von Gartner-Analyst Gammage positiv bewertet. Hewlett-Packard (HP) habe seine PC-Produktion ebenfalls schon zu fast 100 Prozent nach außen vergeben. Für IBM sei dieser Schritt eine Notwendigkeit, um seine PC-Aktivitäten profitabel zu gestalten. Außerdem könne sich Big Blue so ganz darauf konzentrieren, PC-Designs zu entwickeln. Nicht zuletzt kann Big Blue sich nach Ansicht von Gartner-Analyst Gammage mit diesem Schachzug besser darauf fokussieren, Lösungen anzubieten, die außer PCs auch andere Techniken und Dienstleistungen umfassen.
Gammage warnt allerdings davor, den Outsourcing-Vertrag mit Sanmina-SCI als Lösung aller IBM-Probleme im PC-Segment zu betrachten. Mit diesem Deal allein gestalte sich das PC-Angebot des blauen Riesen für seine Kunden noch nicht attraktiver. Big Blues Personal Computing Division müsse weiter die vier als wichtig erkannten Säulen drahtloser Kommunikation von PC-Systemen, Sicherheit, Produktdifferenzierung und Migrationsdienstleistungen festigen. Für Käufer von IBM-PCs mache die Produktionsauslagerung keinen Unterschied, so der Gartner-Mann weiter. Für die Konstruktion der Rechner sowie Support und Service sei Big Blue ja weiterhin selbst zuständig. (jm)