Hardwarehersteller setzen auf offene Systeme

IBM gibt für Linux-Support weitere 300 Millionen Dollar aus

09.02.2001
MÜNCHEN (CW) - IBM-President Samuel Palmisano hat in seiner Eröffnungsrede auf der Linuxworld in New York angekündigt, binnen der nächsten drei Jahre weitere 300 Millionen Dollar in Linux zu investieren. Neben Big Blue versuchen viele andere Hardwareanbieter, den Linux-Hype für ihr Geschäft auszunutzen. Im Gegenzug hoffen die Linux-Distributoren, über die Großen ihre Services zu verkaufen.

Mit der jüngsten Ankündigung steigen die Linux-Investitionen von IBM auf einen Gesamtbetrag von 1,3 Milliarden Dollar. Vor allem die Bereiche Service und Support sollen davon profitieren. So wollen die Armonker zum Beispiel Anwendern beim Wechsel auf das Open-Source-System unter die Arme greifen.

IBM hat ferner angekündigt, einen neuen Intel-basierten Server zu bauen, auf dem Linux-Anwendungen laufen sollen. Den E-Server "x430" sollen Anwender von einem Ein-Wege- bis zu einem 64-Wege-System skalieren können. Den Plänen zufolge werde die Maschine auf dem Linux-Applications-Environment-(LAE-)Programm aufbauen. Damit will Big Blue sicherstellen, dass alle für Intel-Plattformen entwickelten Applikationen mit dem 64-Wege-System zurechtkommen.

Der auf der von Sequent übernommenen Numa-Architektur aufbauende Rechner läuft unter dem Betriebssystem "PTX". Bislang unterstütze Linux keine Systeme mit mehr als vier Prozessoren, erklärten die IBM-Entwickler. Erst die neuen Distributionen, die auf der aktuellen Kernel-Version 2.4 basieren, sollen Symmetric-Multiprocessing-(SMP-) Systeme mit bis zu 32 CPUs und maximal 64 GB Hauptspeicher unterstützen.

Softwareentwickler sollen ihre Linux-Applikationen für LAE im Open Source Development Lab (OSDL) in Oregon testen können. Die nächste Aufgabe der Entwickler dürfte darin bestehen, künftige Linux-Versionen für den Betrieb auf 64-Wege-Rechnern vorzubereiten. Ferner möchte IBM die Software für ihre Netzprozessoren Linux-fähig machen. Damit soll die Bandbreite und der Funktionsumfang Linux-basierter Netze gesteigert werden.

Auch andere Größen im Computergeschäft forcieren ihre Linux-Initiativen. Direktanbieter Dell will beispielsweise mit Oracle zusammenarbeiten, um die Entwicklung von Datenbankprodukten auf Intel-basierten Linux-Servern voranzutreiben. Oracle plane laut der Vereinbarung, Dells "Poweredge"-Server und "Powervault"-Speichersysteme als Plattform für die Datenbank "Oracle 9i" zu verwenden. Beide Unternehmen wollen im texanischen Austin ein Competence Center aufbauen, in dem in erster Linie Oracles Datenbanken auf Linux-Servern getestet werden sollen. Dell arbeitet seit letztem Jahr mit dem Linux-Distributor Red Hat zusammen, um seine Server für das Open-Source-System vorzubereiten.

Hewlett-Packard will seine flachen Appliance-Server der "Netvista"-Reihe künftig auch mit Linux ausliefern. Zusätzlich sollen Verwaltungs-Tools das Handling von Linux-Systemen erleichtern. Dazu gehören beispielsweise der "Service Control Manager" sowie der "Process Resource Manager".

Auch Intel will sich nicht ins Linux-Abseits stellen. Laut Will Swope, General Manager für die Solutions Group bei Intel, hat Linux die Chance, in Midrange- und Highend-Segmente des Computermarktes vorzustoßen. Außerdem kündigte Swope verschiedene Intel-Services rund um das Open-Source-System an. Mit Hilfe der Developer Services könnten Entwickler Linux-Applikationen auf Basis der neuen IA-64-Architektur von Intel schreiben. Über die Advanced Network Services sollen Linux-Server mit Funktionen wie Load Balancing oder Failover ausgerüstet werden.

Die Linux-Distributoren versprechen sich derweil vom Servicegeschäft große Gewinne. So hofft Red-Hat-Chairman Robert Young, mit Hilfe der großen Computeranbieter Dienstleistungspakete wie "Red Hat Network" verkaufen zu können, einen Service für Linux-Updates über das Internet sowie Sicherheits-Management und technischen Support. Derartige Vereinbarungen könnten der Schlüssel zum Unternehmensgeschäft sein, erläutert Young. Allerdings konnte er noch keine konkreten Abmachungen vorweisen.

Auch Caldera setzt auf Services. Monitoring- und Management-Tools sollen ab der zweiten Hälfte 2001 verfügbar sein. Die Marktforscher von International Data Corp. (IDC) rechnen damit, dass der Markt für Linux-Services von 28 Millionen Dollar im letzten Jahr auf einen Umsatz von 285 Millionen Dollar im Jahr 2004 wachsen wird.