Migration zum LAN Internetworking ab 1993

IBM gibt die bisherige SNA-Philosophie auf

27.03.1992

STUTTGART (pg) - Die Vorherrschaft der 3270-Mainframes in SNA-Netzen ist gebrochen. Die IBM plant, die strenge Hierarchie ihrer Systems Network Architecture durch eine Host-Version der Advanced Peer-to-Peer-Networking-Software (APPN) zu lockern. Der Mainframe würde damit zum High-end-Server degradiert werden.

Die Ankündigung könnte zu einem Meilenstein in der Geschichte Big Blues werden. Sie bedeutet die Abkehr der Armonker von dem seit 1970 mit der Einführung von SNA beharrlich gepflegten Prinzip, das Management des Datenverkehrs in SNA-Netzwerken ausschließlich durch Mainframes zu realisieren.

Die APPN-Software von IBM, die gegenwärtig nur für die AS/400, 3174-Cluster-Controller sowie die PS/2-Plattform erhältlich ist, wird in der Host-Version die 3270-Rechner ihrer typischen Kontrollfunktion für Datenkommunikation und Subarea-Routing berauben.

Für SNA-Anwender besteht damit - vermutlich ab dem Frühjahr 1993 - die Möglichkeit, von zentralen Host-basierten Rechnerumgebungen in Peer-orientierte LAN Internetworks zu migrieren.

Das von IBM entwickelte Protokoll erlaubt jedem Front-end-Prozessor die direkte Kommunikation mit allen anderen Rechnern, ohne die Daten erst über den Host schicken zu müssen. Außerdem wird Experten zufolge die Konfiguration von SNA-Netzen durch APPN deutlich vereinfacht.

Die IBM bestätigte auch, daß sie APPN Network Node lizenzieren wird. Diese Software steuert das Peer-to-Peer-Routing sowie die Kontrollfunktionen in APPN-Netzwerken und gibt Lizenznehmern die Gelegenheit, IBM-Umgebungen in ihren Routing-Protokollen darzustellen. Damit wäre eines der größten Probleme für die Anwender gelöst, nämlich SNA-Daten bis heute nicht über Multiprotokoll-fähige Netzwerke routen zu können.

Verbessert werden Angaben von IBM zufolge auch die beiden Programme VTAM und NCP, die zu einem VTAM/NCP Network Node verschmelzen. VTAM regelt als Subsystem des Mainframes den Zugriff auf Applikationen sowie das Routing im Netz, während das Network Control Program als Software im Communications Controller die Datenkommunikations-Umgebung überwacht.