Unterlegener Servicekonkurrent modifiziert gleichzeitig Vertrag mit der US-Navy

IBM gewinnt Dow-Chemical-Auftrag gegen EDS

13.08.2004

Mit Wirkung zum 1. August trennte sich Dow Chemical vom Serviceanbieter EDS, der ursprünglich das Kommunikationssystem erneuern und weitere IT-Dienstleistungen erbringen sollte. Ein im Jahr 2000 geschlossener Vertrag sah ebenfalls eine Laufzeit von sieben Jahren vor und belief sich auf 200 Millionen Dollar pro Jahr. EDS hatte seinerzeit den Vertrag mit Dow als Meilenstein bezeichnet. Insofern ist die Kündigung der Beziehungen mit Dow für EDS nun ein herber Rückschlag. EDS-Sprecherin Mary Jo Piper kommentierte den Vorgang mit den Worten, man habe sich zu Bedingungen getrennt, die für beide Seiten akzeptabel seien.

Im Rahmen des Outsourcing-Abkommens wird IBM unter anderem E-Mail-Dienste für mehr als 50 000 Dow-Mitarbeiter übernehmen. Der Chemiekonzern verspricht sich von der Auslagerung unter anderem Kosteneinsparungen, verbesserte Service-Levels und mehr Flexibilität.

Die Vertragsbeendigung zwischen EDS und Dow Chemicals kommt nicht völlig überraschend. Bereits im März 2004 hatte der IT-Dienstleister an die US-amerikanische Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) gemeldet, dass ein kommerzieller Kunde "angedeutet hat, wir seien mit unseren vertraglichen Verpflichtungen gegenüber diesem Kunden ins Hintertreffen geraten, und dass der Vertrag deshalb zur Disposition steht".

Im zweiten problematischen Deal, dem mit der US Navy im Dezember 2000 über 6,9 Milliarden Dollar abgeschlossenen Vertrag, meldet EDS hingegen Verbesserungen. Dieses Abkommen wuchs sich für EDS zunehmend zur Geldverbrennungsmaschine aus. Insgesamt hat das Unternehmen bereits 2,4 Milliarden Dollar in das Projekt investiert, von der Armee liefen allerdings erst 1,4 Milliarden Dollar zurück in die EDS-Kassen. Dieser Verlust belastet das EDS-Ergebnis in diesem Jahr möglicherweise mit 63 Cent je Aktie statt wie bislang angenommen mit 60 Cent.

Die jetzt verkündeten Vertragsmodifizierungen ermöglichen es EDS, von alten IT-Anwendungen schneller auf neue zu wechseln. Unter anderem haben sich die Militärs bereit erklärt, die bei ihnen benutzten rund 100 000 so genannten Legacy Applications auf 30 000 zu reduzieren. Ziel ist, die Zahl der in Benutzung befindlichen veralteten Softwarelösungen auf 3000 zu verringern. Weiter angestrebt ist, Applikationen künftig über das Internet zu hosten.

Mit diesen Modifikationen hofft EDS, die Kosten für den Betrieb der Navy-Systeme zu reduzieren. Schon früher hatte der Dienstleister bekannt gegeben, er werde seine Dividendenzahlungen verkleinern.

All diese Maßnahmen sollen verhindern, dass Rating-Agenturen wie etwa Moody's Investor EDS' Kreditwürdigkeit weiter absenken. Zuletzt hatte Moody's diese auf "spekulativ" heruntergestuft. (jm)