Die richtige Verpackung macht''s. Weil eine Armbanduhr ein allseits bekanntes kleines Produkt ist, hat IBMs Miniaturisierung von Linux in der US-Tagespresse mehr und größere Schlagzeilen gemacht als alle - und bessere - Portierungen des Betriebssystems für Embedded Systems zuvor.
IBMs Linux-Armbanduhr ist 56 x 48 Millimeter groß, zwölf Millimeter dick und wiegt ganze 44 Gramm. In ihr stecken ein ARM-basierter Prozessor "EP-7211" von Cirrus Logic sowie je 8 MB RAM beziehungsweise ROM.
Die "Smart Watch" lässt sich über den berührungssensitiven Bildschirm oder über ein seitliches Rädchen bedienen und kann Daten per Infrarot oder per Funk austauschen. Allerdingsreichen die Lithium-Polymer-Akkus gerade einmal für vier Tage Betrieb.
Softwaretechnisch ist ein Linux der Version 2.2 implementiert. Die Uhr ist X-Windows-fähig, Verwendung findet X11 R6. Damit haben die IBM-Forscher, so Jürgen Quade, Informatikprofessor an der Universität Niederrhein in Krefeld, unter beiden Aspekten "noch nicht einmal besonders kleine Technik" verwendet: "Es geht mit Linux und mit X-Windows noch kleiner." Aber ein Linux-Root auf einem Uhr-Display zu sehen sei "einfach faszinierend".
IBM wird die Uhr nicht auf den Markt bringen. Der Winzling war lediglich eine Ingenieursübung aus dem Alamaden-Labor und der eine Pol eines Projekts zur Skalierung von Linux. Eine direkt IBM-Forschungschef Ambuj Goyal unterstellte Wissenschaftlergruppe arbeitet an einem Linux, dessen Basiskonzept für winzige Devices ebenso geeignet sein soll wie für Supercomputer. Am oberen Ende der Leistungsziele steht der Petaflops-Rechner "Blue Gene", der eine Billiarde Gleitkomma-Berechnungen pro Sekunde ausführen soll.