Wahlfreie An- und Abschaltung von Rechenleistung ist bisher nur bedingt möglich

IBM experimentiert verstärkt mit On-Demand

09.05.2003
MÜNCHEN (jm) - IBM-Chef Samuel Palmisano hat sich das Thema On-Demand-Computing groß auf die Fahnen geschrieben. Aber was Big Blue bislang offen legte, wird den Erwartungen nicht in allen Belangen gerecht.

Nur teilweise kann bisher nach Bedarf Rechenleistung zugeschaltet und vor allem auch wieder abgeschaltet werden, um so für den Anwender die Kosten zu senken.

Hans-Jürgen Rehm, als Unternehmenssprecher für das gesamte Server-Portfolio der IBM zuständig, bestätigte, dass IBM bisher lediglich für "einige" Modelle der Midrange-Systeme "I-Series" die Möglichkeit bietet, Prozessoren bei geringer Auslastung des Systems abzuschalten - und dafür natürlich auch weniger Lizenzgebühren zu bezahlen.

Diese Option, mit der "echtes" On-Demand (auch Capacity on Demand = CoD) erst realisiert wäre, gab es erstmals mit dem Modell "I-890", das vor gut einem Jahr auf dem Markt eingeführt wurde. "Echtes" CoD erwartet Rehm für neue Modelle der "Z-Series"-Mainframes, die am 13. Mai 2003 angekündigt werden sollen.

Bei den Unix-Maschinen der "P-Series"-Linie hat die IBM die CoD-Strategie mit den jetzt vorgestellten Upgrades für die gesamte Produktreihe modifiziert. Die "P-Series-655"-Midrange-Systeme ebenso wie die "670"- und "690"-Enterprise-Server rechnen jetzt alle mit dem schnelleren "Power-4+"-Prozessor. Bei den P-Series-650- und -655-Maschinen handelt es sich um Acht-Wege-Systeme. Der 670-Rechner ist ein 16-, der 690-Server ein 32-Wege-Modell.

An einem Beispiel erklärte Karl Freund, Vice President der P-Server-Division bei IBM, die neue CoD-Strategie für diese Systeme. Ein Anwender hat etwa die Möglichkeit, ein 690-Modell mit insgesamt 32 Prozessoren zu kaufen, allerdings zunächst nur für 16 CPUs zu bezahlen. Steigt der Bedarf an Rechenleistung, kann er bis zur maximal verfügbaren CPU-Anzahl sukzessive jeweils zwei Prozessoren zuschalten. Allerdings gilt dieses Angebot nur für einen begrenzten Zeitraum, der nach bisher vorliegenden Informationen 30 Tage beträgt. Danach sei es, so Rehm, für den Kunden kostengünstiger, nicht aktivierte CPUs "ganz freizuschalten", also verbindlich zu kaufen.

Rehm bestätigte, dass es sich bei dieser 30-Tage-Periode um eine "Probierphase" handele. In diesem Zeitraum könnten Anwender je nach Bedarf Prozessoren zu- und auch wieder abschalten - also testen, wie viel Rechenleistung sie tatsächlich benötigen. Wenn der Anwender innerhalb dieser 30 Tage Prozessoren testhalber zu- oder abschaltet, entstehen ihm keine weiteren Kosten.

Nach der Probierphase muss er sich auf eine bestimmte CPU-Anzahl festlegen. Er hat dann zudem zwei weitere Gestaltungsmöglichkeiten: Er kann mit IBM die Option festlegen, auf künftiges CoD zu verzichten. Dann zahlt er für eine fixe Anzahl von Prozessoren und eine festgelegte Speicherkapazität einen Preis, der individuell verhandelt wird. Er kann aber auch für künftige Fälle die CoD-Option aufrechterhalten. Beispielsweise kauft er fest ein 16-Wege-System, nutzt aber hiervon lediglich acht CPUs. Für die restlichen Prozessoren muss der Kunde eine Gebühr entrichten, "denn die IBM tritt ja in Vorleistung mit einem größeren System", sagte Rehm.

Die Speicherkapazität kann ebenfalls in Schritten von jeweils 4 GB zugeschaltet werden. Allerdings gilt hier nur ein eingeschränktes CoD-Prozedere, wie Rehm bestätigt. Bedarfsmäßige Upgrades der Speicherkapazität sind erlaubt, Downgrades hingegen nicht. Hier bietet IBM also kein "echtes" CoD (siehe Seite 22).