IBM erhaelt gegen namhafte Konkurrenz den Zuschlag Outsourcing ebnet Colgates Weg zum Downsizing-Projekt Von CW-Mitarbeiter Joachim Hackmann

19.11.1993

HAMBURG - Die Datenverarbeitung der Colgate Palmolive GmbH befindet sich im Umbruch. Ziel der Hamburger ist es, bis 1995 ihren 4381-Mainframe von IBM durch eine verteilte Architektur auf Basis mehrerer AS/400-Systeme abzuloesen. Damit der Betrieb weiterlaeuft, muss die veraltete Grossrechner-DV des Haushalts- und Koerperpflegemittelherstellers voruebergehend ausgelagert werden. Den Zuschlag fuer den Outsourcing-Vertrag erhielt die IBM.

Bereits Mitte letzten Jahres liess Colgate eine Machbarkeitsstudie mit folgenden Vorgaben erstellen: Die Laufzeit des Outsourcing- Projekts sollte bis Ende 1995 befristet sein. Die Anwendungsentwicklung und die Arbeitsvorbereitung musste bei Colgate im Haus bleiben. Ausserdem wollte der potentielle Kunde keine Arbeitskraefte fuer das Operating waehrend des Betriebs abstellen.

Mit dem Ergebnis der Studie klopften die Hamburger bei einigen Dienstleistern an. Warum letztlich Big Blue das Rennen machte, erklaert Colgate-IT-Manager Gerhard Simon: "Die IBM hat aufgrund ihres lokalen Rechenzentrums einen Standortvorteil. Zudem erhielten wir ein Angebot, das in Sachen Service und Leistung einfach gestimmt hat."

Nur die IBM uebernahm die DV in der bestehenden Form

So habe sich Big Blue bereit erklaert, sich der vorhandenen DV- Installation bei Colgate anzunehmen. Der Zentralrechner, ein 4381- Mainframe mit MVS-Release SP, sei, so raeumte Simon ein, im Hinblick auf das bevorstehende Downsizing-Projekt auch kaum mehr aktualisiert worden. An dem Grossrechner waren in einem Token-Ring- Netz rund 300 Endgeraete angeschlossen. Auf dem Host seien keine Standardprogramme, sondern ausschliesslich Eigenentwicklungen verwendet worden.

Allein die IBM erklaerte sich damit einverstanden, die Umgebung in der bestehenden Form zu uebernehmen. Der Host-Rechner wurde im Hause Colgate demontiert. Die Anwendungen, wie Finanzsysteme, die Auftragsbearbeitung und die Fakturierung sowie das auf einer VSAM- Dateistruktur basierende Informationssystem, sind inzwischen auf den Mainframe im IBM-Service-Rechenzentrum und auch auf das neuere Release MVS/XA portiert. Alle anderen Anbieter, so Simon, haetten die Migration auf die aktuelle Betriebssystemumgebung vom Anwender verlangt.

IBMs Serviceangebot erstreckt sich auf Garantiezusagen bezueglich Ausfallsicherheit, Reaktionszeiten im Fehlerfall und Verfuegbarkeit des Systems. Via WAN-Anbindung hat Colgate Zugang zum im IBM- Rechenzentrum angemieteten Mainframe und den dort laufenden eigenen Grossrechnerapplikationen. Unternehmenskritische Daten sind ueber eine Passwortregelung geschuetzt. Trotzdem bleibt der Datenschutz fuer Simon ein kritischer Aspekt: Die naechtlichen Ausdrucke werden im Rechenzentrum durchgefuehrt und jeden Morgen bei Colgate angeliefert. Ueber das Handling mit diesen Daten haben IBM und Colgate daher umfangreiche Vereinbarungen getroffen.

Bis Ende 1995, so die interne Vorgabe, soll die 1991 begonnene Migration auf die neue Umgebung soweit vollzogen sein, dass die fremdbezogene Mainframe-Rechenleistung ueberfluessig wird. IBM als Hardwarelieferant fuer die AS/400-Systeme soll dem Unternehmen laut Vereinbarung beratend zur Seite stehen. Momentan laeuft das hauseigene PPS-Programm bereits auf einem von insgesamt fuenf AS/400-Rechnern. Neben der AS/400-Database, die als operatives System eingesetzt wird, soll im Client-Server-Umfeld eine weitere Datenbank als Management-Informationssystem installiert werden.