Big Blue will mit europäischem Carrier kooperieren

IBM ergänzt sein Information Network um CCITT-X.25-Support

08.11.1991

WHITE PLAINS (IDG) - Big Blue wagt den Schritt in die X.25-Welt. Nachdem der Branchenführer bei seinem "Information Network" jahrelang als der einziger unter den großen Mehrwertdienste-Anbietern keinen X.25-Support im Angebot hatte, kündigte das Unternehmen nun die Übernahme des CCIIT-Standards für Mitte nächsten Jahres an.

Der neue Netz-Service gewährleistet, wie ein IBM-Sprecher gegenüber der CW-Schwesterpublikation "COMPUTERWORLD" mitteilte, die Kommunikationsmöglichkeit zwischen allen Infonet-Teilnehmern auf der Ebene des X.25-Übertragungsprotokolls. Der vollständige X.25-Support wird, wie der Sprecher des Unternehmens ergänzte, die provisorischen Lösungen für 3270-Anwender ablösen, denen bislang nur ein spezieller Übersetzungsservice den Zugang zu X.25-Diensten ermöglichte.

IBMs Einstieg in die X.25-Welt ist nach Auffassung von Branchen-Insidern längst überfällig und von weitreichender Bedeutung für die Netzkunden sowohl in den USA als auch in Übersee.

Zwar sei, so die vorherrschende Meinung unter den Analysten, Big Blues Infonet primär auf die Kommunikation von Anwendern innerhalb der SNA-Welt ausgelegt, doch wolle man auch dort zunehmend über Verbindungen zu Kunden und Geschäftspartnern verfügen, deren DV-Struktur nicht auf SNA-Basis beruhe.

Zwei Anbieter teilen sich den Kuchen

Hinzu kommt das stetige Wachstum bei den X.25-Mehrwertdiensten. Nach einer Untersuchung der Insight Research Corp. wird allein in den Vereinigten Staaten das Umsatzvolumen im X.25-Bereich von 932 Millionen Dollar in diesem Jahr bis 1996 auf rund 3,2 Milliarden Dollar ansteigen. Einen Großteil dieses Kuchens teilen sich die beiden führenden X.25-Anbieter in Nordamerika, die U.S. Sprint Communications Inc. und BT-Tymnet Inc., während IBM mit Infonet nach den Zahlen der Vertical Systems Group Inc. 1990 in den USA lediglich auf einen Marktanteil von 3,5 Prozent kommt.

Big Blue ist eigenen Angaben zufolge ferner bemüht, die Qualität und Effektivität seines Infonet in Europa zu verbessern, in dem zusätzliche Kapazitäten europäischer Carrier angemietet werden sollen. Gespräche sind diesbezüglich derzeit mit allen großen PTTS, insbesondere jedoch mit der BT-Tochter Syncordia, im Gange.

Entschieden dementiert wurden jedoch vom IBM-Sprecher Gerüchte, daß man in Armonk das komplette Outsorcing aller nichtamerikanischen Netz-Services in den Verantwortungsbereich von Syncordia legen wolle. Auch ein entsprechendes Joint-venture mit BT-Tymnet sei nicht Gegenstand der Planungen.