Kolumne

"IBM dümpelt im Server-Geschäft"

13.10.2000
Martin Bayer, Redakteur CW

IBMs Server-Geschäft steckt in der Krise. Diese Tatsache können die Armonker auch nicht hinter ihrer neuen "E-Server"-Fassade verstecken. Die Zahlen des vergangenen Jahres sprechen eine deutliche Sprache. So sanken 1999 die weltweiten Umsätze aus dem Server-Verkauf um 18 Prozent, und in der ersten Hälfte dieses Jahres setzte sich dieser Trend fort.

Dazu passt auch, dass die jetzt verkündete Neuordnung bereits die dritte Server-Strategie innerhalb eines Jahres ist. Genau vor einem Jahr startete IBM seine Magic-Box-Kampagne. Auf großformatigen Anzeigen pries der Hersteller bereits damals seine Server-Palette als tragende Säule des E-Business an.

Als im vierten Quartal 1999 der Gewinn um 73 Prozent einbrach, schrillten in Armonk die Alarmglocken. Im Februar 2000 verkündete IBM dann wieder eine neue Server-Strategie. Zukünftig sollte es drei Klassen geben: die Data- oder Transaction-Server, Portal- oder Web-Server und so genannte Special-Function-Server. Irritiert reagierten die Anwender jedoch darauf, dass sich fast das gesamte Server-Portfolio in der Data- und Transaction-Klasse wiederfand.

Außer neuen Namen hat Big Blue auch jetzt nicht viel zu erzählen. Einzig die Mainframe-Generation aus der Z-Serie bringt mit 64-Bit-CPU-Modulen und dem Betriebssystem z/OS etwas Neues. Allem Anschein nach sind sich die Verantwortlichen bei IBM nicht darüber einig, welche Strategie die richtige ist. Denn während jetzt der Mainframe im Mittelpunkt steht, hieß es noch vor einem Jahr: "Der Server-Markt wächst von unten." Man darf gespannt sein, was sich Big Blue bei der nächsten Umstrukturierung einfallen lassen wird.

Das modifizierte Software-Pricing-Modell, das Lizenzkosten nach Workload vorsieht, ist nur dann etwas wert, wenn wichtige Softwarepartner wie CA, BMC und andere mitziehen. Nach ihren jüngsten Gewinnwarnungen dürften sich die System-Management-Spezialisten jedoch hüten, ihre Cash-Cow zur Schlachtbank zu führen.

In der P-, I- und X-Serie hat Big Blue außer Produktpflege noch nicht viel zu bieten. Die wichtigen Neuerungen wie logische Partitionierung aus der Mainframe-Welt oder die neue "Hipersocket"-Technik, mit der Anwendungen direkt im Hauptspeicher Daten austauschen können, kommen laut IBM erst in den nächsten Monaten, wenn die jetzige Strategie dann noch aktuell ist. Kommentare zu dieser Kolumne bitte an mbayer@computerwoche.de