Auf dem Weg zur Internet-Fullservice-Company

IBM drängt auf den europäischen Web-Consulting-Markt

29.09.2000
MÜNCHEN (CW) - Mit Investitionen in Höhe von 65 Millionen Dollar will IBM seine "Web-Integrator"-Initiative auch auf Europa ausweiten. Neben dem Aufbau strategischer Partnerschaften mit Web-Integratoren soll auch ein eigenes Fullservice-Angebot Big Blues Platz im europäischen Markt für E-Business-Dienstleistungen sichern.

In der Hoffnung, am europäischen Boom im Bereich E-Business-Services teilzuhaben, weitet IBM seine Initiative für Web-Integratoren auf Europa aus. Ziel der Aktion ist der Aufbau von Partnerschaften mit Web-Designern, Systemintegratoren und Internet-Beratungshäusern, die Unternehmen bei der Realisierung ihrer E-Business-Strategien unterstützen. Im Rahmen der Expansion will Big Blue Europas Web-Agenturen bis zum Jahresende eine stark vergrößerte Vertriebs- und Technikermannschaft zur Seite stellen und mit speziellen Schulungsangeboten sowie in Sachen Support und Marketing unterstützen. "Wir wollen Web-Integratoren unbegrenzten Zugang zu unseren Ressourcen verschaffen", verspricht Wolfgang Glueder, Leiter des Anfang dieses Jahres gegründeten Geschäftsbereichs IBM Net Generation. Die Internet-Dienstleister stellten aufgrund ihrer Nähe zu Internet-Startups, aber auch zu Unternehmen der Old Economy, die sich das Geschäftpotenzial des Internet erschließen wollen, einen "Schlüssel zum Markt der Zukunft" dar, so Glueder.

Im Rahmen der erweiterten Initiative sucht IBM zunächst die enge Zusammenarbeit mit US-Firmen wie Marchfirst, Agency.com sowie Organic, die bereits in Europa aktiv sind. Aber auch europäische Web-Integratoren wie das Londoner Unternehmen Nettec und den in Helsinki ansässigen Web-Dienstleister Icon Medialab will Big Blue künftig unter seine Fittiche nehmen. Neben der Einrichtung von Sales- und Supportteams in mehr als 20 europäischen Ländern planen die Armonker, gemeinsam mit ihren Partnern technologische Entwicklungslabors aufzubauen. So soll beispielsweise noch in diesem Herbst in Zusammenarbeit mit der US-Company Agency.com ein Speziallabor für Linux-Lösungen in Großbritannien entstehen.

Teilnehmer der Initiative erhalten laut IBM unbegrenzten Zugang zu den jeweils jüngsten Forschungsergebnissen aus den IBM-Labors im britischen Hursley sowie in Böblingen bei Stuttgart. Besonderen Wert legen die Armonker dabei auf die Weiterentwicklung ihrer Middleware-Produkte wie "MQ Everywhere" und der "Websphere Everyplace Suite", die als Basis für die Entwicklung drahtloser Internet-Lösungen dienen sollen.

Nicht nur über die Hilfestellung für Web-Integratoren, sondern auch mit einem eigenen Internet-Fullservice-Angebot pirscht sich IBM an den viel versprechenden europäischen Markt für E-Business-Dienstleistungen heran. So rechnen die Marktforscher der International Data Corp. (IDC) in diesem Segment, das seit 1999 jährlich um 55 Prozent wächst, bis zum Jahr 2003 mit einem Umsatzvolumen von rund 25 Milliarden Dollar. Die Armonker haben jedenfalls kürzlich ihr erstes deutsches E-Business Innovation Center in Hamburg eröffnet. Mit seinem derzeit rund 90-köpfigen Team aus Business Consultants, Designern, IT-Architekten, Online-Marketing-Spezialisten, Textern, Projekt-Managern und Anwendungsentwicklern, das bis zum Jahresende auf 110 Mitarbeiter aufgestockt werden soll, widmet sich das Center der Entwicklung von E-Business-Komplettlösungen. Das Dienstleistungsspektrum erstreckt sich von Beratung über Design, Anwendungsentwicklung und Implementierung bis hin zur Vermarktung. Vier Practice Groups sollen Unternehmen bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder im Internet, bei der Nutzung zusätzlicher Vertriebskanäle sowie der Optimierung bestehender Geschäftsprozesse zur Seite stehen. Bereits im nächsten Jahr soll das Fullservice-Center etwa 250 Arbeitsplätze bieten.