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IBM-Chef: "Wir haben Fehler gemacht."

10.05.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bei seinem jährlichen Treffen mit Wallstreet-Analysten hat IBM-Chef Louis Gerstner in diesem Jahr eher verhaltene Töne angeschlagen und erstmals Fehler zugegeben. Das Jahr-2000-Problem habe den IT-Konzern überrascht. "Es war wie ein Schlag ins Gesicht," kommentierte er die schwachen Umsätze im Bereich Hardware und Services. "Wir hätten es eigentlich sehen müssen."

Zudem habe es Probleme mit großen Servern gegeben, für die Big Blue schnellere Festplatten produzieren wollte. "Wir waren zu spät dran und haben das Design verkorkst," sagte Gerstner. "Das kostete uns im ersten Quartal Geld, und das wird uns auch im zweiten Quartal noch belasten."

Trotz dieses Schuldeingeständnisses blickt Gerstner zuversichtlich in die Zukunft. In der zweiten Jahreshälfte will IBM wesentlich bessere Resultate erzielen. Big Blue werde sich weiterhin auf Services, Hardware und Software für Unternehmen konzentrieren, die ihr Geschäft ans Internet anbinden wollen. Gerstner betonte, IBM habe sein Geschäft im vergangenen Jahr neu ausgerichtet und sich von weniger profitablen Bereichen wie Speicherchips und Netzwerk-Equipment abgewandt. Auch in Bezug auf Sun Microsystems´ Marktführung bei Internet-Servern wolle man aufholen. Noch in dieser Woche sollen neue IBM-Midrange-Server vorgestellt werden, verriet Gerstner. Im vergangenen Jahr hatte Big Blue im Bereich Midrange-Server einen Umsatzrückgang von 19 Prozent hinnehmen müssen.

Hatte Gerstner noch vor einem Jahr stolz angekündigt, IBM könne seinen Umsatz weiterhin im zweistelligen Prozentbereich steigern, so stapelte er diesmal deutlich tiefer. Eine zweistellige Wachstumsrate sei gar nicht notwendig: "Das entspricht nicht unserem Geschäftsmodell."