Kein Technik Know-how - keine Investitionen

IBM-Chef Palmisano ätzt gegen Hewlett-Packard

16.09.2010
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Prügel für den HP-Verwaltungsrat

Aber auch der Verwaltungsrat von HP kam schlecht weg. Dieser hatte Hurd gedrängt, wegen einer undurchsichtigen privaten Affäre und inkorrekten Spesenabrechnungen das Unternehmen zu verlassen. Als Trostpflaster bekam Hurd ein Entschädigungspaket, das sich insgesamt auf rund 35 Millionen Dollar belaufen könnte. Knapp einen Monat nach seinem Rauswurf heuerte Hurd bei Oracle an. Palmisanos Kommentar: "Das ist kein guter Umgang mit Geld, das den Aktionären gehört." Hier habe HP nicht im besten Interesse der Aktieneigner gehandelt.

Harter Konkurrenzkampf IBM contra HP

Die Palmisano-Kritik dürfte vor dem Hintergrund eines in den vergangenen zwei, drei Jahren immer heftiger werdenden Konkurrenzkampfes beider Firmen zu sehen sein. HP versucht zunehmend, im Dienstleistungsbereich zu dominieren. Hierzu hatte es sich 2008 mit dem Kauf von EDS verstärkt. IBM hatte in den frühen 90er Jahren des vergangenen Jahrzehnts unter Louis Gerstner begonnen, das IT-Dienstleistungsgeschäft konsequent aufzubauen. Mit seinen Geschäftseinheiten Global Technology Services und Global Business Services erwirtschaftete IBM im ersten Halbjahr 2010 rund 27,4 Milliarden Dollar. Insgesamt beträgt der Unternehmensumsatz in diesem Zeitraum knapp 46,6 Milliarden Dollar. Die Dienstleistungssparte von Big Blue trägt also weit über 50 Prozent zum Gesamtergebnis bei. Von solchen Ergebnissen ist HP noch entfernt.

IBM fürchtet Oracle am meisten

IBMs CEO, der in Personalunion auch Chairman des Unternehmens ist, sagte ferner, Oracle mache ihm Sorgen. Langfristig werde die Lawrence-Ellison-Company IBMs härteste Bedrohung. Palmisanos Begründung war kurz und bündig: "Oracle investiert."

Oracles CEO Lawrence Ellison hatte den Rauswurf von Hurd bei HP ebenfalls scharf kritisiert. Ellison, der als guter Freund von Hurd gilt, kommentierte den Rauswurf des Managers öffentlich: "Das war die dümmste Personalentscheidung, seitdem die Idioten im Apple- Verwaltungsrat vor vielen Jahren Steve Jobs gefeuert haben", schrieb er in einer E-Mail an die "New York Times" Anfang August 2010. (jm)