Prügel für den HP-Verwaltungsrat
Aber auch der Verwaltungsrat von HP kam schlecht weg. Dieser hatte Hurd gedrängt, wegen einer undurchsichtigen privaten Affäre und inkorrekten Spesenabrechnungen das Unternehmen zu verlassen. Als Trostpflaster bekam Hurd ein Entschädigungspaket, das sich insgesamt auf rund 35 Millionen Dollar belaufen könnte. Knapp einen Monat nach seinem Rauswurf heuerte Hurd bei Oracle an. Palmisanos Kommentar: "Das ist kein guter Umgang mit Geld, das den Aktionären gehört." Hier habe HP nicht im besten Interesse der Aktieneigner gehandelt.
Harter Konkurrenzkampf IBM contra HP
Die Palmisano-Kritik dürfte vor dem Hintergrund eines in den vergangenen zwei, drei Jahren immer heftiger werdenden Konkurrenzkampfes beider Firmen zu sehen sein. HP versucht zunehmend, im Dienstleistungsbereich zu dominieren. Hierzu hatte es sich 2008 mit dem Kauf von EDS verstärkt. IBM hatte in den frühen 90er Jahren des vergangenen Jahrzehnts unter Louis Gerstner begonnen, das IT-Dienstleistungsgeschäft konsequent aufzubauen. Mit seinen Geschäftseinheiten Global Technology Services und Global Business Services erwirtschaftete IBM im ersten Halbjahr 2010 rund 27,4 Milliarden Dollar. Insgesamt beträgt der Unternehmensumsatz in diesem Zeitraum knapp 46,6 Milliarden Dollar. Die Dienstleistungssparte von Big Blue trägt also weit über 50 Prozent zum Gesamtergebnis bei. Von solchen Ergebnissen ist HP noch entfernt.
IBM fürchtet Oracle am meisten
IBMs CEO, der in Personalunion auch Chairman des Unternehmens ist, sagte ferner, Oracle mache ihm Sorgen. Langfristig werde die Lawrence-Ellison-Company IBMs härteste Bedrohung. Palmisanos Begründung war kurz und bündig: "Oracle investiert."
- Steve Ballmer, CEO Microsoft
"Wir konkurrieren auf vielen Feldern mit IBM, und ich glaube nicht, dass sich daran etwas Entscheidendes ändern wird. Bis IBM den Zukauf von Sun verdaut hat, werden mindestens ein oder zwei Jahre vergehen. Diese Zeit wird Microsoft nutzen." - Michael Dell, CEO Dell
"Alleine die Spekulation, dass IBM möglicherweise Sun kaufe, bringt eine enorme Chance für uns." - Rüdiger Spies, Analyst IDC
"Eine Übernahme Suns wäre keine Veränderung von IBMs Strategie, sondern die konsequente Fortsetzung des eingeschlagenen Kurses." - Gordon Haff, Analyst Illuminata Inc.
"IBM treibt keine Open-Source-Datenbanken voran. Es treibt DB2." - Michael Cote, Analyst Redmonk
"Wenn IBM Java kontrolliert, könnten einige Leute ausflippen, die davon abhängig sind." - Rob Enderle, unabhängiger Analyst
"Eine von IBM kontrollierte Sun würde Kunden wieder mehr Sicherheit geben und die installierte Basis stabilisieren."
Oracles CEO Lawrence Ellison hatte den Rauswurf von Hurd bei HP ebenfalls scharf kritisiert. Ellison, der als guter Freund von Hurd gilt, kommentierte den Rauswurf des Managers öffentlich: "Das war die dümmste Personalentscheidung, seitdem die Idioten im Apple- Verwaltungsrat vor vielen Jahren Steve Jobs gefeuert haben", schrieb er in einer E-Mail an die "New York Times" Anfang August 2010. (jm)