MobileFirst for iOS

IBM bringt erste Enterprise-Apps für iPhone und iPad

10.12.2014
Von  und
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Mit leichter Verspätung bringt IBM heute die "erste Welle" der im Rahmen der Enterprise-Partnerschaft mit Apple angekündigten iOS-Apps für den Unternehmenseinsatz heraus.

Tim Cook hatte ursprünglich gesagt, die ersten Apps von IBM würden noch im November 2014 erscheinen. Heute nun stellen die Partner die ersten IBM "MobileFirst-for-iOS"-Lösungen bereit. Das sind Apps explizit für Firmenkunden mit flankierenden Cloud Services, über die Nutzer in Unternehmen Big-Data- und Analytik-Funktionen von IBM auf ihren iPhones und iPads nutzen können.

Wie Urs Schollenberger, Business Leader Mobile Enterprise für IBM in der DACH-Region, im CW-Gespräch erklärte, wurden die Business-to-Employee-Apps in enger Kooperation in einem gemeinsamen Designstudio in Cupertino erstellt. Konkret habe Big Blue die Applikationen geschrieben, während von Apple das Coaching gekommen sei. "Apple kümmerte sich um Simplifikation und Design der Apps, während IBM sein Industrie-Know-how und die Kenntnis um die Vielfalt der bestehenden Services in das Projekt einbrachte, das Wissen in den Bereichen Integration, Analyse und Big Data", so Schollenberger. App-Entwicklung an sich sei nichts Neues, wirklich innovativ sei dagegen der analytische Ansatz, IBMs Suche nach Möglichkeiten, um jedes Endgerät sowie die darin integrierten Sensoren oder Kameras komplett auszunutzen, um einen Mehrwert in den Geschäftsprozessen zu schaffen.

Die ersten Apps sind für Kunden aus Banken, Versicherungen, Finanzdienstleistungen, Einzelhandel, Telekommunikation, und Fluggesellschaften sowie für Behörden vorgestellt worden. Unter den IBM-Kunden haben bereits der Finanzdienstleister Citi, Air Canada, der Telekommunikationskonzern Sprint und das mexikanische Kreditinstitut Banorte erklärt, MobileFirst-for-iOS-Apps einsetzen zu wollen.IBM und Apple verfolgen mit ihrer Kooperation das Ziel, neue mobile Workflows zu ermöglichen, die das Potenzial der Geräte einschließlich GPS und andere Sensoren ausreizen. Sie wären auf herkömmlichen Desktops oder Notebooks nicht realisierbar.

Die App "Plan Flight" etwa soll es Piloten erlauben, Flug- und Zeitpläne sowie Besatzungslisten mobil im Voraus zu sichten. Anhand des verfügbaren Treibstoffs sollen die Piloten bei Problemen richtig entscheiden und gegebenenfalls in Kontakt zum Bodenpersonal treten können. Außerdem gibt es mit "Passenger+" eine App, mit der die Kabinenbesatzung den Passagieren an Bord Informationen zuspielen kann - etwa über Anschlussflüge, Gepäckabholung oder E-Commerce-Angebote.

Die App "Advise & Grow" für das Bankwesen erlaubt es Bankberatern, von unterwegs über eine sichere Verbindung auf Kundenprofile und Wettbewerbsanalysen zuzugreifen. Auch "Trusted Advice" richtet sich an Finanzinstitute. Berater können damit - wahlweise auch beim Kunden vor Ort -dessen Portfolio verwalten und analysieren. Für die Versicherungswelt ist "Retention" vorgesehen: Mitarbeiter erhalten so mobilen Zugriff auf Kundenprofile und -historien. Aufgrund der Analysefunktionen können sie das Risiko berechnen, ob ein Kunde von der Fahne geht, Empfehlungen für sinnvolle nächste Schritte entgegennehmen und so im Idealfall mehr Abschlüsse erzielen.

Dem Handel bietet IBM mit "Sales Assist" eine App an, mit der Mitarbeiter Kundenprofile analysieren, Empfehlungen aufgrund historischer Kaufentscheidungen anbieten oder auch Lager- und Ladenbestände kontrollieren können. Für eine verbesserte Auftragsabwicklung ist hier "Pick&Pack" vorgesehen: Damit sollen sich sich Bestandsinformationen in den Geschäften mit Lagerbeständen abgleichen lassen.

TK-Unternehmen bekommen mit "Expert Tech" ein Lösung an die Hand, die laut IBM tief in die nativen iOS-Fähigkeiten eingreift und GPS sowie die VoIP-Software "Facetime" nutzt. Es geht darum, den Vorort-Service beim Kunden zu verbessern und Problemlösungen schneller herbeizuführen. Für Behörden schließlich hat IBM "Case Advice" und "Incident Aware" im Angebot. Mit ersterem Tool sollen Mitarbeiter in der Fürsorge bei kritischen Entscheidungen mit Hilfe von Realtime-Analytics unterstützt werden. Das zweite Tool verwandelt das iPhone in ein Werkzeug zur Verbrechensprävention: Polizisten bekommen zugriff auf Karten- und Videomaterial zu bestimmten Hotspots. Sie könne sich über Opfer, Eskalationsrisiken und Verbrechenshistorie erkundigen - und sie können schnell und unkompliziert Unterstützung anfordern.

IBM-Mann Schollenberger wies im CW-Gespräch darauf hin, dass die von IBM und Apple entwickelten Apps nicht im herkömmlichen App Store zu finden sein werden, sondern eher von Unternehmen über einen App Catalog bereitgestellt würden. Da die Anwendungen erst in die bestehenden Backendsystemen integriert werden müssten, genüge natürlich auch ein einfacher Download nicht. Auf eine konkrete Dauer, um die Apps lauffähig zu machen, wollte sich der IBM-Spezialist nicht festlegen. "Es gibt kein One size fits all, sondern kommt auf die Infrastruktur des Kunden an." Schollenberger fügte jedoch an, dass Prebuilt-Funktionen für ERP-Systeme wie SAP oder Oracle zur Verfügung ständen, um die Implementierung zu beschleunigen.

Nachschub an Apps im Frühjahr

In der zweiten Welle im Frühjahr, also voraussichtlich im Februar, wollen IBM und Apple dann weitere sechs Industrien bedienen. Wie Mobility-Spezialist Schollenberger ausführte, arbeiten die Armonker dabei sehr eng mit Kunden zusammen, um zu sehen, wo der Schuh drückt. Seit der Ankündigung der Allianz mit Apple gebe es ein deutliches Interesse von Kunden, die wissen wollen, wie sie schnell an die Apps rankommen.

Die IBM-Apps sollen Mitarbeiter beim Zugriff auf die gesamten Firmenressourcen unterstützen, wo auch immer sie gerade mit dem Kunden in Kontakt sind. Sie werden laut Ankündigung in einer sicheren Umgebung übermittelt, in die Analytik-Fähigkeiten integriert und mit den wichtigsten Unternehmensprozessen verknüpft. Sie lassen sich den Anbietern zufolge für jede Organisation maßschneidern sowie leicht einsetzen, verwalten und aktualisieren. Weitere Informationen zu den neuen Lösungen von Apple und IBM gibt es unter www.ibm.com/mobilefirst/us/en/mobilefirst-for-ios.html oder www.apple.com/business/mobile-enterprise-apps/.

Neben den Apps bieten IBM und Apple ihren gemeinsamen Kunden weitere Services wie mobile Plattform und Unternehmens-Integration, Beschaffung und Lifecyle-Management sowie AppleCare für Unternehmen.