60 Spezialisten mit internationalem Flair:

IBM Branchenzentrum in Düsseldorf eröffnet

18.02.1977

CW-Bericht, Nora Hörmann

DÜSSELDORF - "Als Nahtstelle zwischen der Industrie und IBM" sieht Dr. K. Meus, Direktor des "Internationalen Branchenzentrums für Datenverarbeitung in Grundstoffindustrien", die wohl wichtigste IBM-Institution in Deutschland. Die "Vorhut" dieses Zentrums - ursprünglicher Sitz Paris - kam bereits vor dreieinhalb Monaten nach Düsseldorf, jetzt ist das Spezialisten-Team komplett. Mit, "Grundstoffindustrien" bezeichnet Meus Unternehmen, die "einen kontinuierlichen Produktionsablauf haben". Dazu zählt die Eisen- und Stahlindustrie, der Steinkohlebergbau, die Chemie- und Textil- sowie die Mineralölindustrie.

Nicht verkaufen, sondern beraten

Die Hauptaufgabe des Branchenzentrums ist, in diesen Wirtschaftszweigen neue DV-Anwendungsmöglichkeiten zu erschließen, die Entwicklung neuer Hard- und Software anzuregen und dem Anwender direkt und "akut" bei bereits vorhandenen Produkten weiterzuhelfen. EDV-Anwendern zum Beispiel, die in ihrem Land für bestimmte Probleme keine Spezialisten haben, schickt das Branchenzentrum Fachleute, deren so gewonnenes Know-how wiederum dem Zentrum zugute kommt.

Ein weiterer, wichtiger Schwerpunkt dieser Institution liegt in der branchenspezifischen Ausbildung von Anwendern und IBM-Mitarbeitern; hierzu gibt es Anfang Februar ein internationales Seminar über den neuesten Stand der Datenverarbeitung in der Mineralölindustrie in Düsseldorf sowie in Brüssel eine ähnliche Veranstaltung für Unternehmen der Bekleidungsindustrie.

Nicht nur Theorie

Zum Beweis dafür, daß nicht nur Theorie hinter der Arbeit der neuen Institution steht, wies Dr. Meus unter anderem auf zwei Neuentwicklungen hin, die mit Hilfe "seiner" Branchenspezialisten realisiert wurden: Bei der Shell-Erdölraffinerie in Pernis bei Amsterdam läuft derzeit im Test das Simulationsmodell CPPS zur Optimierung des Erdöldurchsatzes, vier weitere Großraffinerien in Europa wollen sich demnächst anschließen. Industrieterminal 5937 zur "Betriebsdatenerfassung bei extremen Umweltbedingungen" (IBM-Werbung) ist eine "rein Europäische Erfindung" und wurde erst vor knapp einem Jahr von den Amerikanern übernommen und vertrieben.

Gefragt, warum denn als Alternative zu Paris das Branchenzentrum gerade in Düsseldorf angesiedelt wurde, wies Dr. Meus einmal auf die geographisch zentralere Lage hin; zum zweiten auf ein menschliches Problem. Unter den 60 derzeit beschäftigten Spezialisten gibt es zwar nur 20 Deutsche, die Mehrheit sind "Exoten": Unter anderem Inder, Japaner, Südamerikaner, Finnen, Engländer und Belgier - größtenteils mit Familienanhang: "In Düsseldorf gibt es die besten internationalen Schulen..."

Kann weiter expandieren

Sollte dieser Bereich noch weiter expandieren - Platz ist bald für alle da: Direkt neben dem Interconti Düsseldorf wächst ein riesiger IBM-Palast dem Himmel entgegen: Etwa Mitte 1978 werden dort 1000 IBMler einen neuen Arbeitsplatz finden. Dann hört auch - so IBM - "die ewige Umzieherei unserer Mitarbeiter auf " denn - obwohl bereits seit 50 Jahren in Düsseldorf ansässig - gab es bisher "anständige" Räume nur für den Maschinenpark. Der geplante sechsstöckige Neubau wird natürlich von automatisiert: Neben einem von IBM entwickelten Telefoncomputer soll es auch eine strenge Eingangskontrolle geben, gesteuert und überwacht von einem System /7 - die Phantasie eines Anrufers oder Besuchers wird drastisch in die Schranken gewiesen - denn wie ein Computer aussieht, kann man sich ziemlich genau vorstellen...