Neue Geräte beinhalten Netz-Management

IBM bläst zu einer Aufholjagd bei Hubs der dritten Generation

24.01.1992

FERMINGHAM (IDG) - Die Verknüpfung heterogener LAN-Strukturen beeinflußt zunehmend auch die Charakteristik einzelner Netzkomponenten. Beispiel: Der Bereich der Sternkoppler, wo die meisten Hersteller mit einer dritten Generation "intelligenter Hubs" aufwerten. Branchenführer IBM hält sich hier allerdings noch vornehm zurück. Big Blue will zwar, sein Netzwerk-Business aus der Token-Ring-Nische führen, über Art und Weise ihres Engagements im Hub-Markt sind sich die Armonker offensichtlich aber noch nicht im klaren.

Waren die Mitte der Achtziger Jahre vorgestellten Vertreter der ersten Hub-Generation noch reine Multiport-Repeater, die jeweils eine LAN-Topologie - entweder Ethernet oder Token Ring - unterstützten, so zeichneten sich bereits die Vermittlungsknoten der zweiten Generation durch begrenzte Netz-Management-Features und partielle Unterstützung unterschiedlicher Netztopologien aus. Dieses Leistungsspektrum soll nun im Zuge einer dritten Hub-Generation, von der bereits einige Prototypen auf dem Markt sind, nochmals nachhaltig erweitert werden.

Obwohl in Expertenkreisen umstritten und bedingt durch die unterschiedliche Ankündigungspolitik seitens der Hersteller auch kein allgemeingültiger Anforderungskatalog existiert, mit dem quasi der Standard einer dritten Hub-Generation zu definieren wäre, steht dennoch eine Reihe von Eckdaten und Basis-Features fest. Die neuen Geräte werden unisono über Hochgeschwindigkeits-Busstrukturen sowie integrierte Bridging- und Routing-Fähigkeiten verfügen und außerdem durch verbesserte Management-Tools erstmals eine weitgehende Netz-Administration gewährleisten.

Allein in den zurückliegenden sechs Monaten gingen vier Hub-Anbieter mit Plänen für eine dritte Hub-Generation an die Öffentlichkeit. Eine Vorreiterrolle übernahm dabei die Ungermann-Bass Inc. mit der Einführung ihres "Enterprise Hubs" im vergangenen Sommer.

Im Herbst 1991 folgten 3Com und Hughes LAN Systems mit entsprechenden Produkt-Ankündigungen. Ebenso Synoptics, Cisco Systems und die Sun Microsystems-Tochter Sunconnect, die im Rahmen eines technischen Kooperationsabkommens gemeinsam die Entwicklung im Sternkoppler-Bereich vorantreiben wollen.

Herausragendes Merkmal der neuen Hub-Konzeptionen ist dabei die Integration von Ethernet, Token-Ring- und FDDI-Topologien - ein mittlerweile angesichts der fast überall bei den Anwendern vorzufindenden heterogenen Rechnerlandschaft grundsätzliches Anforderungskriterium, über das zunehmend auch die Netzwerkdivision des blauen Riesen in Armonk nachdenkt. Dort hat man nach Ansicht vieler Experten zu lange auf die selbst kreierte Domäne des Token-Ring-Marktes gesetzt und die Entwicklung im LAN-Business, vor allem die Verbreitung von Erhernet, gewissermaßen verschlafen oder einfach nicht wahrnehmen wollen.

Angesichts der im Markt geschaffenen, neuen Tatsachen bleibt der IBM aber, so mutmaßen Branchen-Insider, nicht mehr viel Zeit, geeignete Mittel und Wege zu finden, um im Hub-Markt nicht weiter an Boden zu verlieren und mit einem entsprechenden Produkt auch Ethernet- und FDDI-Anwender zu bedienen. Wie das bewerkstelligt werden soll, darüber schweigen sich die Verantwortlichen bei Big Blue derzeit noch aus und verweigern ein offizielles Statement. Unter der Hand jedoch wird bestätigt, daß fieberhaft an einer Neuausrichtung des eigenen Hub-Geschäfts gearbeitet wird.

Nach Angaben von Joan Rennaker, Senior Product Administrator bei IBM, werden derzeit in Armonk mehrere Optionen diskutiert, eine davon sei "die eigenständige Entwicklung eines Hubs der dritten Generation". Analysten in den USA halten hingegen eine andere Option als wahrscheinlicher, nähmlich die, daß Big Blue - schon aus Zeitgründen - den einfacheren Weg geht: Den Aufkauf oder die enge Kooperation mit einem im Hub-Markt führenden und aktuellen Hersteller.