IBM: Berater haben Oberwasser

04.08.2005
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Doch die Berater waren besser: Sie konnten weltweit mit neun prozentigem, in der Region Emea (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) sogar mit zweistelligem Umsatzwachstum aufwarten. Innerhalb der Beraterorganisation BCS legte das Geschäft mit dem Business Transformation Outsourcing (BTO) um 192 Prozent zu. Und auch in Loughridges Präsentation der Quartalszahlen schlug sich die Vorliebe IBMs für Transformationsleistungen durch: Insgesamt 18 Deals mit einem Wert von mehr als 100 Millionen Dollar schloss IBM im abgelaufenen Quartal ab, besondere Erwähnung fanden nur die drei BTO-Abkommen.

Der Serviceumsatz steigt

Die Dienstleistungssparte IBM Global Services ist im zweiten Quartal 2005 gegenüber Vorjahr um sechs Prozent gewachsen. Der Bereich gliedert sich folgendermaßen:

• Strategic Outsourcing umfasst alle IT-Betriebsdienstleistungen wie Hosting, Application-Management und Netzdienste. Die Einnahmen aus derartigen Angeboten legten im zweiten Quartal 2005 gegenüber Vorjahr um fünf Prozent zu. Nach einem schwachen ersten Quartal konnte der Bereich 80 Prozent mehr langfristige Verträge als im Vergleichszeitraum des Vorjahres abschließen.

• Business Consulting Services steigerte seine Einnahmen zuletzt um neun Prozent. In diesem Segment führt IBM sowohl die Aktivitäten der Berater (Consulting and Systems Integration = C&SI) als auch Services für das Business Transformation Outsourcing (BTO). Die BTO-Einnahmen wuchsen um 25 Prozent, der Auftragseingang sogar um 192 Prozent. Die Auslastung der Berater erreichte Höchstwerte, und die Preise haben sich laut IBM stabilisiert. In Europa verzeichnete BCS zweistelliges Wachstum.

• Der Umsatz mit Integrated Technology Services wie hardwarenahen Reparaturdiensten und Wartungsaufträgen nahm um fünf Prozent gegenüber Vorjahr zu.

Mit der Vertikalisierung des Servicegeschäfts schlägt IBM in der Branche kein neues Kapitel auf, sondern beschreitet lediglich einen Weg, den die IT-Beratungshäuser schon seit langem gewählt haben. IT-Consulting-Dienstleister wie Accenture, Bearingpoint und Capgemini arbeiten bereits in branchenorienierten Teams. Sie werden von den Kunden vor allem aufgrund der Synthese von Prozess-, Industrie- und IT-Know-how verpflichtet. Für reine Outsourcing-Dienstleister ist die Branchenorientierung weniger wichtig, denn der RZ-Betrieb für eine Bank unterscheidet sich nur marginal von dem eines Energieversorgers. Für Anbieter wie CSC, EDS und Hewlett-Packard geht es vornehmlich darum, die IT-Servicelieferung effizient zu gestalten. "IBM will in einigen Bereichen dorthin, wo Accenture bereits ist: innovative, geschäftsprozessorientierte Konzepte entwickeln, die durch entsprechende IT-Anwendungen umgesetzt und von IT-Dienstleistern betrieben werden", fasst Ovum-Analystin Grimme zusammen. Wie bei allen anderen IT-Service-Providern klaffen aber Anspruch und Wirklichkeit noch auseinander: "Heute sind angebotene Lösungen oft noch generische IT-Dienste, aber Projekte wie die Entwicklung eines Straßenmautsystem für die Stadt Kopenhagen oder die Management-Beratung für Norwich Union illustrieren, wohin sich IBM entwickeln will."