Big Blue überarbeitet synchrones Produktspektrum:

IBM bedrängt die 3270-Zweithersteller

27.06.1986

STUTTGART (CW) - Mit der Steuereinheit 3174, dem Bildschirmterminal 3191 und dem Matrixdrucker 4224 stellt IBM ein überarbeitetes Typenspektrum für die "3270"-Welt vor. Deutliche Preissenkungen, Verbesserungen bei den Leistungsdaten und eine auf drei Jahre verlängerte Garantiefrist dürften den Anbietern kompatibler Geräte schwer zu schaffen machen.

Das erweiterte Leistungsspektrum des Nachfolgemodells der Steuereinheit 3274 ermöglicht es, IBM-Darstellungen zufolge, 3270-Dialogstationen in das Token-Ring-Netzwerk zu integrieren und über eine serielle Schnittstelle Industriegeräte anderer Hersteller anzuschließen. Das System wartet sowohl intern als auch bei Kanalübertragungen mit einer erhöhten Geschwindigkeit auf. Erweitert wurden die Kapazitäten des Arbeitsspeichers (auf jetzt 1 Megabyte) und des eingebauten Diskettenlaufwerkes (auf 1,2 Megabyte). Drei Modelle der Steuereinheit ermöglichen den Anschluß an IBMs Token-Ring-Network, wobei die Kommunikation über SNA abgewickelt wird. Ist der Host lokal an das Netzwerk angeschlossen, so wird eine Einbindung über die IBM 3174 realisiert. Erfolgt der Anschluß im Remote-Modus, geschieht die Einbindung über eine IBM 372X.

Für technisch-wissenschaftliche oder fertigungsorientierte Anwendungen steht in der Steuereinheit eine serielle Schnittstelle zur Verfügung. So lassen sich auch Geräte anschließen, die nicht im SNA-Modus arbeiten.

Der neue monochrome Bildschirm 3191 ersetzt das Vorgängermodell 3178, wobei Big Blue das 122 Tasten umfassende Keyboard beibehalten hat. Verändert wurde hingegen der Preis, der jetzt laut Mitteilung der deutschen IBM-Zentrale mit 3020 Mark rund 30 Prozent niedriger liegt als bisher.

An der Bildschirmdarstellung wurden kleinere Verbesserungen vorgenommen, wie etwa die auf 64 Hertz erhöhte Bildfrequenz, die Vergrößerung der Anzeigenfläche um elf Prozent oder ein zur besseren Lesbarkeit überarbeitetes Zeichendesign. Die Stellfläche wurde um 50 Prozent, das Gewicht um 22 Prozent reduziert. Anstatt wie bisher sechs Monate, gewährt Mother Blue nunmehr eine Garantie von 36 Monaten auf das Gerät.

Der grafikfähige Matrixdrucker IBM 4224 ist als Arbeitsplatzdrucker im Büro, am Schalter oder in der Werkstatt konzipiert. Der Druck kann ein-, vier- oder achtfarbig erfolgen. Drei verschiedene Schriftqualitäten mit Geschwindigkeiten von 100, 200 und 400 Zeichen pro Sekunde lassen sich erzeugen. Das Gerät ist mit einer erhöhten Intelligenz ausgestattet, die ein vom Hersteller als "erweiterter Druck-Datenstrom" bezeichnetes Feature ermöglicht, das den zentralen Rechner bei der Ausgabe entlasten soll.

Nach Auskunft eines IBM-Sprechers ist das Terminal 3191 ab sofort lieferbar. Für die anderen angekündigten Geräte beginnt die Auslieferung je nach Modell zwischen dem dritten Quartal des laufenden und dem ersten Quartal des kommenden Jahres.

Der Wettbewerb zeigte mittlerweile erste Stellungnahmen. SEL ist nach eigener Einschätzung mit seiner Produktfamilie 9000 der führende unabhängige 3270-Anbieter. Der Sprecher des Unternehmens, Helmut von Stackelberg, erklärte der COMPUTERWOCHE, sein Unternehmen werde sorgfältig analysieren, in welchen Bereichen sein Vorsprung zusammengeschmolzen ist. Erst danach könne mit einer Reaktion der SEL gerechnet werden. "Der Preis läßt uns allerdings tief durchatmen", gestand von Stackelberg. Helmut Grundwald von HOB Electronic in Zirndorf zeigte mehr Gelassenheit. Er sieht die IBM-Neuheit als "ausgesprochenes Low-cost-Terminal" an, das die hauseigene Produktpalette nicht unmittelbar tangiere. "Wir haben es mit einer Reaktion nicht eilig", lautete sein Statement.

Norbert Schmidt von Telex Computer geht die Situation ebenfalls gelassen an: "Wir haben diese Ankündigungen seit längerem erwartet und sind aufgrund unserer Produktionsbasis in der Lage, preislich mit IBM mitzuhalten." Zum Ausgleich will Telex Computers in den bisher von IBM dominierten GSD-Markt (Systeme /36, /38) einsteigen.