Hersteller will neuartige Integrationstechnik mit vorhandenen Tools umsetzen

IBM baut Enterprise Service Bus

16.07.2004
MÜNCHEN (CW) - IBM will zum Herbst dieses Jahres eine Lösung zur Anwendungsintegration mit Hilfe von Standardtechnik vorstellen, die als "Enterprise Service Bus" (ESB) bezeichnet wird. Sie verspricht geringere Kosten und mehr Flexibilität als bisherige Middleware und soll auf IBM-eigenen Produkten basieren.

Hinter ESB verbirgt sich ein flexibles und leichtgewichtiges Modell für die asynchrone, nachrichtenbasierende Integration heterogener Datenquellen und Anwendungen. Es zeichnet sich gegenüber bisheriger Integrationstechnik dadurch aus, dass in erster Linie Standardverfahren und Transportmechanismen wie Java Connector Architecture (JCA), Java Messaging Service (JMS) sowie vor allem XML und Web-Services genutzt werden. Entsprechende Integrationswerkzeuge sollen eine programmierfreie Plattform zum Design und zur Verwaltung (Content-basierende Transformationen, Weiterleitung, Schnittstellen) der Prozesse zwischen den lose miteinander gekoppelten Anwendungskomponenten bilden.

Nachdem bereits Hersteller wie Sonic Software, Fiorano, Seebeyond, Webmethods, Intalio, Cap Clear oder die Software AG erste ESB-Produkte anbieten, springen allmählich die Großen der Softwarebranche auf den Zug auf. So arbeitet beispielsweise Microsoft unter dem Codenamen "Indigo" an entsprechenden Funktionen im nächsten Windows-Server-Betriebsystem, und Bea Systems gab kürzlich Einblicke in das Projekt "Quicksilver" und kündigte eine ESB-Implementierung für 2005 an. IBM hatte zunächst erklärt, ein neues Java- und Web-Services-basierendes ESB-Tool entwickeln zu wollen. Nun jedoch vollzieht der Hersteller eine Kehrtwende und will stattdessen auf Komponenten seines immer weiter ausufernden Portfolios an Infrastruktursoftware zurückgreifen. So arbeitet Big Blue laut Bob Sutor, Director of Websphere Infrastructure bei IBM, derzeit unter dem Codenamen "Jetstream" an Erweiterungen, die zum vierten Quartal 2004 zusammen mit Version 6 des Java-Applikations-Servers "Websphere" auf den Markt kommen sollen.

Alte Bekannte

Die Basis für das ESB-Produkt sollen laut Medienberichten die Integrationssoftware "Websphere MQ" (Messaging) und "Websphere Integration" (Enterprise Application Integration) stellen. Kunden könnten so ihre bisherigen Installationen weiter nutzen und zugleich den Aufbau von ESB-Szenarien erproben, erklärte Sutor. Zudem will der Hersteller im ersten Quartal 2005 als Teil seiner Produktfamilie "Websphere Studio" Programmierwerkzeuge für die Implementierung eines ESB vorstellen. Diese werden auf dem quellenoffenen Entwicklungsframework "Eclipse" basieren und neben XML- und Java-Standards auch spezielle Kommunikationsprotokolle wie das von Websphere MQ sowie für mobile und eingebettete Geräte unterstützen.

Viele Experten sehen im ESB vor allem einen im Vergleich zu bisherigen Integrationsansätzen und -produkten kostengünstigeren und flexibleren Weg für den Datenaustausch. Zugleich könnte ein ESB die derzeit wieder diskutierten serviceorientierten Architekturen (SOA) verwalten helfen. In einer SOA sollen Anwendungen oder Teile der Geschäftslogik mit Hilfe von Standardtechnik so entworfen und gekapselt werden, dass sie als "Dienste" im Netz flexibel und wiederverwendbar verfügbar sind. IBM hatte diesbezüglich vor kurzem Dienstleistungen und die Produkte "Websphere Business Integration Server Foundation 5.1" und "Websphere Studio Application Developer Integration Edition 5.1" vorgestellt. Sie sollen bei der Entwicklung, Implementierung und Koordinierung von Web-Services helfen. (as)