Neue Funktionen sollen verlorene Marktanteile zurückholen

IBM attackiert EMC mit verbesserten Shark-Speicher-Systemen

12.01.2001
MÜNCHEN (CW) - IBM baut die Funktionspalette seiner "Shark"-Speichersysteme um drei zusätzliche Features aus. Damit hoffen die Armonker, Marktanteile zurückzugewinnen, die in den letzten Monaten an den Hauptkonkurrenten EMC verloren gingen.

IBM hat seine Shark-Speichersysteme mit seit langem versprochenen Funktionen ausgebaut. Dazu gehört "Peer-to-Peer-Remote-Copy" (PPRC). Mit Hilfe dieses Desaster-Recovery-Konzeptes können Anwender im laufenden Betrieb synchron Datenkopien auf einem zweiten Shark-Speicher ablegen. Die Entfernung zwischen beiden Geräten kann bis zu 100 Kilometer betragen. Mit Hilfe des Recovery-Systems können laut Hersteller Daten schnell wiederhergestellt und Transaktionen unterbrechungsfrei abgewickelt werden, sollten die Primärsysteme im Rechenzentrum ausfallen. Diese Funktion ist nach Ansicht der IBM-Strategen vor allem für E-Business-Anwender und geschäftskritische IT-Umgebungen interessant.

Zweitens bieten die Shark-Speicher zukünftig eine verbesserte Flash-Copy-Funktion. Diese Technik, die seit Juni vergangenen Jahres bereits für die Mainframe-Welt verfügbar ist, werden Anwender in Zukunft auch auf Unix- und NT-Plattformen einsetzen können. Mit Flash-Copy sollen sich sekundenschnell parallel zum laufenden Betrieb Datenkopien anlegen lassen. Damit entfallen die sonst üblichen Unterbrechungen für Backup- und Restore-Funktionen.

Zusätzlich haben die IBM-Entwickler die Anbindungsmöglichkeiten ihrer Speichersysteme erweitert. So lassen sich die Geräte nun auch via Fibre-Channel-(FC-)Verbindungen mit Servern von Hewlett-Packard und Sun verbinden sowie in Server-Umgebungen unter Novell integrieren.

Mit diesen drei neuen Funktionen erfüllen die Armonker ein Versprechen, das die IBM-Verantwortlichen bereits zum Markteintritt der Enterprise-Storage-Server (ESS) gemacht hatten. Branchenkenner hatten mit den erweiterten Funktionen eigentlich bereits in der ersten Jahreshälfte 2000 gerechnet. Die Verzögerungen musste IBM mit dem Verlust von Marktanteilen bezahlen, kritisieren Insider. Nutznießer war Hauptkonkurrent EMC.

Mit dem Shark-Upgrade habe man den Vorsprung EMCs wettmachen können, verkündet Linda Sanford, Senior Vice President für IBMs Shark Storage Group. Außerdem unterstütze IBM einen offenen Speicheransatz, der auf allgemeingültige Standards im Storage-Umfeld abziele, während sich EMC nach wie vor allein auf seine proprietäre Storage-Architektur konzetriere.

Analysten glauben, dass IBM mit seinem Vorstoß verloren gegangenes Terrain gutmachen kann. Robert Sutherland von Technology Business Research sieht IBM und EMC gleichauf. IBM habe jedoch den Vorteil einer wesentlich größeren und schlagfertigeren Servicetruppe. Dieser Aspekt bilde bislang noch die Achillesferse in der EMC-Strategie. Auch Mike Kahn, Chef von The Clipper Group Inc., geht davon aus, dass der Konkurrenzkampf im Highend-Segment des Speichermarktes härter wird. Allerdings habe auch EMC nach wie vor eine gute Ausgangsposition. Die Produkte des in Hopkinton ansässigen Storage-Experten seien zwar proprietär, aber deshalb nicht zwangsläufig schlecht. Als Marktführer tendierten Unternehmen automatisch mehr zu proprietären Plattformen, resümiert der Marktforscher.