IBM, Apple und Olivetti verlieren Marktanteile PC-Verkauf in Europa waechst 1995 schneller als in den USA

26.05.1995

MUENCHEN (CW) - Die PC-Hersteller sehen wieder mit glaenzenden Augen auf den europaeischen Markt - im ersten Quartal dieses Jahres gingen 28,2 Prozent mehr Rechner ueber den Tisch als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Zu den Gewinnern zaehlen Compaq, Vobis, Hewlett-Packard (HP), SNI, AST, Escom und Dell. Marktanteile verloren haben hingegen IBM, Apple und Olivetti.

Die Marktbeobachter der Dataquest Inc. fuehren den Zuwachs vor allem auf die bessere Konjunktur in den fuenfzehn europaeischen Laendern zurueck. In Deutschland, Finnland, Schweden und den Niederlanden stiegen die PC-Verkaeufe in den ersten drei Monaten dieses Jahres um rund 40 Prozent, in Norwegen gar um 58,9 Prozent gegenueber Anfang 1994.

Ausserdem breite sich die PC-Begeisterung in Europa weiter aus, waehrend in den USA schon der Zenit ueberschritten sei. Insgesamt seien im ersten Quartal dieses Jahres 3,49 Millionen PCs in Europa verkauft worden, rund 750 000 mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Damit liegen die Europaeer allerdings noch immer ein Drittel hinter den Ame-rikanern, die insgesamt 4,7 Millionen PCs in den ersten drei Monaten dieses Jahres erwarben. Betrachtet man allein die Kaufbereitschaft der Heimanwender, dann ist der US- Markt mit 1,5 Millionen PCs sogar doppelt so gross wie der europaeische.

Im Gerangel um Marktanteile haben zwei deutsche Firmen ihre Ellbogen besonders erfolgreich eingesetzt: Die Vobis GmbH, vierte auf der Hitliste der europaeischen PC-Verkaeufer, konnte ihren Marktanteil bis Anfang April von 4,3 auf 4,7 Prozent erhoehen, Siemens-Nixdorf gewann einen ganzen Prozentpunkt hinzu und rangiert jetzt bei 4,5 Prozent.

Von den grossen amerikanischen PC-Konzernen legten allein Compaq und HP zu. Compaq hat seine Fuehrungsposition ausgebaut und besitzt heute einen Marktanteil von 12,7 Prozent am PC-Geschaeft in Europa. Der Wert haette noch hoeher liegen koennen, meinte Andreas Barth, bei Compaq verantwortlich fuer die PC-Geschaefte in Europa, wenn sein Unternehmen nur die Nachfrage haette befriedigen koennen. Man habe zu vorsichtig kalkuliert und konnte spaeter die Produktion nicht schnell genug steigern.

Andere US-Anbieter wie IBM und Apple buessten Marktanteile auf dem alten Kontinent ein. Trotz des Verlustes von 2,5 beziehungsweise 1,7 Prozentpunkten konnten beide aber ihren zweiten respektive dritten Platz behaupten. Ungeachtet des relativen Rueckgangs ist beispiel-sweise Marco Landi, der Geschaeftsfuehrer von Apple Europa, mit dem Erreichten zufrieden. Gegenueber dem "Wall Street Journal Europe" erklaerte er, dass Apple bis zum September 1995 Umsatz und Absatz um 17 Prozent oder mehr ausbauen wolle. Landi weiter:

"Wir haben von Oktober 1994 bis Maerz 1995 unseren Nettoumsatz und den Absatz um 20 Prozent erhoeht. Ich bin zuversichtlich, dass wir diesen Trend bis zum Ende des Geschaeftsjahres halten koennen." Nur weil der PC-Markt in Europa insgesamt um mehr als 28 Prozent zugelegt hatte, habe Apple Marktanteile verloren.

Landi leitet erst seit Februar dieses Jahres die Geschaefte von Apple in Europa. Sein Ziel sei es, wieder die alten Domaenen zu besetzen und so den Marktanteil zu steigern. Traditionell sei das Unternehmen im Desktop-Publishing-Segment sowie dem Hochschulbereich stark. Speziell auf dem europaeischen Markt werde Apple mit einem franzoesischen Wasser-Konzern zusammenarbeiten, um interaktives Fernsehen moeglich zu machen. Namen wolle er allerdings im Moment noch nicht nennen.

Dataquest gibt Landi fuer seine Expansionsplaene wenig Chancen: Bis zum Herbst dieses Jahres sei wieder Saure-Gurken-Zeit fuer PC- Hersteller. "Es gibt Anzeichen, dass die Geschaefte im April wieder schlechter lie-fen als seit Beginn des Jahres", erklaerte Steven Brazier von Data-quest. "Wir waeren wirklich ueberrascht, wenn der Schwung vom Anfang dieses Jahres ungebrochen anhalten wuerde."