IDC-Seminar über die Aussichten von Big Blue:

IBM-Anwender vor ungewisser Zukunft

16.10.1987

NEW YORK (CWN) - Umwälzungen bei der IBM: Die 4381-Familie sowie die 9370-Abteilungsrechner werden durch eine einzige Produktlinie abgelöst werden, deren Leistungsfähigkeit vom unteren 9370-Ende bis hinauf zur 3090 reichen soll. Dies ist eine Kernaussage des IDC-Analysten Francis R. Gens während eines Seminars des Marktforschungsunternehmens über die zukünftige IBM-Politik.

Weitere Aussagen von Gens, der nach eigenen Angaben die Informationen von hochrangigen IBM-Managern der Minicomputer Group erhalten hat:

- "Silverlake", der /36- und /38-Nachfolger, wird Mitte 1988 ausgeliefert werden. Die Leistungsbandbreite soll von einer Million Instruktionen pro Sekunde (Mips) bis hin zu zwölf Mips reichen. Das ist mehr als das Doppelte der Leistung des /38-Topmodells 700.

- Mit dem System /2 hat IBM bislang keine Standards gesetzt und obendrein die Distributionswege derart gesättigt, daß zu Beginn des Jahres 1988 mit einer Reihe von Preisreduzierungen der /2 zu rechnen ist.

- Trotz der von IDC so getauften "9371" und "9380" (Silverlake) wird IBM weiter Boden an Digital Equipment im mittleren und unteren Bereich verlieren. Zusätzlich bleibt die Nachfrage bei den Mainframes schwach. MIS-Manager begründen ihre Kaufzurückhaltung bei der 3090 bereits heute mit "Überkapazitäten" .

- Das Betriebssystem OS/2 hinterläßt bei den Anwendern nur wenig Eindruck, da viele Funktionen frühestens 1989, das SAA-Konzept (Systems Application Architecture) bestenfalls Anfang 1990 verfügbar sein dürfte.

- Das erste SAA-Produkt, eine Büroautomationssoftware, wird erst Ende 1989, wahrscheinlicher aber erst 1990 angekündigt werden. Teile davon, ähnlich Lotus 1-2-3 oder Microsofts Presentation Manager, mögen früher verfügbar sein.

Auch zur Summit, dem 3090-Nachfolger, äußerte sich IDC-Analyst Francis Gens. Mit diesem Produkt, dos Ende 1989 angekündigt werde, gehe IBM DEC-Wege: Gens erwartet, daß acht oder zehn Summit-Systeme in der Art eines VAX-Clusters miteinander kommunizieren werden.

Das erste von vier guten Quartalen für die IBM sieht Daniel C. Benton, Analyst des Investment-Unternehmens Goldman, Sachs & Co. IBM werde für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Gewinn von 2,10 Dollar pro Aktie melden können gegenüber 1,76 Dollar im gleichen Vorjahresquartal. Dieses und die folgenden Resultate seien im wesentlichen auf Maßnahmen zur Kostenreduzierung zurückzuführen. Doch schon 1989 sieht Benton den Silberstreif verlöschen. Dann, so der Analyst, beginnt die Durststrecke von der 3090 zur Summit.