IBM-Abstinenz und Cobol-Übermacht verhindern Übergriff auf kommerziellen Sektor:Ada bleibt hinter hohen Erwartungen zurück

11.09.1987

WASHINGTON (CWN) - Kaum vor Ende des Jahrhunderts wird das Marktpotential für "Ada" ausgeschöpft sein. Der einst als "revolutionär" angkündigten Programmiersprache mangelt es an Akzeptanz. Diese Ansicht vertritt eine Reihe von US-Branchenkennern.

Als Begründung für ihre Einschätzung nennen die Analysten die schleppende Entwicklung der vom amerikanischen Verteidigungsministerium (DoD) geförderten Programmiersprache im kommerziellen Bereich - bedingt durch die Zurückhaltung der IBM und die Vormachtstellung von Cobol. Trotzdem sei es nicht angebracht, Ada als Flop abzustempeln.

Laut DoD-Verordnung ist Ada für alle militärischen Anwendungen vorgeschrieben. Doch selbst in den Reihen des US-Verteidigungsministeriums versuchen die Entwickler seit geraumer Zeit, sich um den Einsatz der Programmiersprache herumzumogeln. Die Ada-Drückeberger machten sich dabei eine Sonderregelung für Projekte zunutze, die bereits in einer anderen Sprache begonnen wurde. Mit einer Zusatzverordnung versucht das DoD jetzt, alle Ausnahmen strikt zu unterbinden.

Ausschlaggebend für die schlechte Akzeptanz in Militärkreisen sind nach Expertenmeinung vor allem zwei Gründe: Zum einen fürchteten sich die Entwickler davor, mit dieser relativ wenig erprobten Sprache die finanziellen und zeitlichen Vorgaben zu überschreiten. Zum anderen erfordere Ada einen vollständig neuen Denkansatz, weil sie sich nicht mehr an den konventionellen Software-Lebenszyklus halte.

Die Cobol-Übermacht auf dem Gebiet der Management-Informations-Systeme zu brechen, wird nach Ansicht der Marktbeobachter noch schwieriger werden - zumindest in den Vereinigten Staaten. Zwar sei die Programmiersprache in einigen europäischen Bankhäusern bereits populärer als in vielen DoD-Dienststellen. Die amerikanischen Banker stünden jedoch in Treue fest zu Cobol. Dazu Peter Burris, Software-Analyst beim Marktforschungsinstitut International Data Corp. in Framingham/Massachusetts: "Keine US-Bank wird auf den Ada-Zug aufspringen, solange ihn nicht die IBM lenkt."

Eine IBM-VM- sowie eine DEC-VMS-Version der File-Transfer-Software "Network Datamover" will das texanische Softwarehaus The Systems Center Inc., Irving, zum Jahresende ankündigen. Die Vax-Ausführung wird mit RMS- und VMS-Dateien arbeiten; sie erfordert VMS 4.2, einen DECnet/SNA-Gateway V 1.4 und eine LU2.0-Anwendungsprogramm-Schnittstelle. Die VM-Version läuft unter VM/SP 4 mit CMS und GCS sowie VSE VSAM, VTAM 3 und ISPF 2.2. Das bislang nur auf IBM PCs sowie Mainframes unter VSE und MVS verfügbare Softwarepaket ist für den Datentransfer zu einem Backup-Zentrum oder den Update von verteilten Datenbanken ausgelegt.