Reaktion auf SAPs Advanced Planner and Optimizer (APO)

i2: "SAPs Pläne für Zulieferketten helfen uns mehr, als sie schaden"

10.10.1997

"Insbesondere hier in Deutschland sind wir ganz froh über die SAP-Ankündigung", reagierte Peter Prestele, Regionaldirektor von i2 für den deutschsprachigen Raum. Nach seiner Auskunft werde gerade hierzulande der Bereich der Zulieferketten, im Fachjargon Supply-Chain-Management, sträflich vernachlässigt. Da könne es nur helfen, wenn ein wichtiger Anbieter wie die SAP die Aufmerksamkeit in diese Richtung lenkt.

Prestele ist sich klar darüber, daß die SAP seinem Unternehmen über kurz oder lang Kunden abjagen will. Die Markteinführung der Software mit der Bezeichnung Advanced Planner and Optimizer (APO) ist zusammen mit R/3, Version 4.0, für voraussichtlich Mitte nächsten Jahres vorgesehen. Die Behauptung eines Analysten der Bostoner Advanced Manufacturing Research (ARM), die Walldorfer könnten damit auf Anhieb 40 Prozent Marktanteil erzielen, hält er jedoch für weit überzogen.

Eine Bedrohung für i2 gebe es in keinem Fall. SAP selbst habe eingeräumt, daß man die Partnerschaft mit den Supply-Management-Spezialisten in den nächsten zwei bis drei Jahren aufrechterhalten wolle. Darüber hinaus garantiert ein Vertrag noch für die kommenden vier Jahre, daß es keine Inkonsistenzen zwischen der Datenstruktur von R/3-Daten und der Software von i2 gibt.

Von größerer Bedeutung sei jedoch, daß SAP-Partner schon seit Jahren in diesem Bereich tätig seien, während die SAP als Neueinsteiger erst einmal Lehrgeld zu zahlen habe. Es werde wohl noch einige Jahre dauern, bis die Kunden ein verläßliches Produkt von den Walldorfern beziehen könnten, und noch einmal einige Zeit, bis dieses implementiert sei. Dieser Zeitraum böte den Spezialisten für Supply Management ein ausreichendes Zeitfenster, um den Markt vor der SAP abzudecken. Daß es sich hier nicht um frommes Wunschdenken handelt, bestätigen Analysten der Gartner Group und von ARM, die ebenfalls auf die Unerfahrenheit der SAP hinweisen und die Ankündung eher als Absichtserklärung interpretieren.

Angesichts des von ihm prognostizierten Zeitraums bis zur Produktreife von APO hält Prestele es für unwahrscheinlich, daß Anwender mit der Einführung von Supply-Management-Software auf die SAP warten. Die derzeit scharfe Konkurrenz sowie der Globalisierungstrend zwingen die Anwenderunternehmen, so rasch wie möglich entsprechende Logistikketten aufzubauen und zu optimieren.

Ähnlich gelassen sieht man die Situation bei Manugistics. Für Maßnahmen wegen der SAP-Ankündigung gebe es keinen Anlaß, zumal die Pläne der Walldorfer noch reichlich unkonkret seien. Tatsächlich weisen die Zahlen des Unternehmens darauf hin, daß die Kunden nicht auf ein SAP-Produkt warten wollen. So konnte das Unternehmen im eben abgeschlossenen Quartal Umsatz (37, 8 Millionnen Dollar) und Gewinn (2,6 Millionen Dollar) um über 80 Prozent steigern. Der Aktienkurs hat sich in den vergangenen 18 Monaten mehr als versechsfacht.