Ausbau des Europa-Geschäfts geplant

i2 peilt Breakeven noch in diesem Jahr an

22.03.2002
HANNOVER (sp) - Der Anbieter von Supply-Chain-Management(SCM-) Software i2 Technologies sieht auch in Deutschland Anzeichen für eine steigende Investitionsbereitschaft der Kunden. In der zweiten Jahreshälfte will das US-Unternehmen in die Gewinnzone zurückkehren.

Gute Wachstumschancen rechnet sich i2 vor allem in Europa aus. Der Anteil der dort erzielten Einnahmen am Gesamtumsatz des Konzerns lag im vierten Quartal bei 24 Prozent. In den kommenden Jahren soll er auf 35 Prozent steigen, hofft Europa-Chef Philip Crawford. Ziel sei es, den Anteil des internationalen Geschäfts mittelfristig auf 50 bis 60 Prozent zu steigern. Momentan erwirtschaftet i2 den Löwenanteil (rund 60 Prozent) im Heimmarkt USA.

Speziell in Deutschland sieht Crawford noch viel Potenzial. Dass sich die hiesigen Firmen beim Kauf von SCM-Software bislang eher zurückgehalten haben, sei vor allem darauf zurückzuführen, dass der Druck, an der IT zu sparen, wegen der starken Rezession im vergangenen Jahr hierzulande besonders hoch gewesen sei. "Seit einigen Monaten zeichnet sich jedoch ab, dass die Kunden zumindest beginnen, die Auswirkungen des SCM-Einsatzes zu analysieren", so Crawford. Es sei also nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Anschaffungen in diesem Bereich getätigt würden. Der große Vorteil sei, dass man das SCM-Einsparpotenzial - im Gegensatz etwa zu ERP-Systemen - bereits im Vorfeld genau messen könne.

Die Konkurrenz fürchtet i2 angeblich nicht. Unternehmen wie Manugistics können laut Crawford nur SCM-Einzelteile liefern, nicht aber eine umfassende Lösung aus SCM, Customer-Relationship-Management (CRM) und Supplier-Relationship-Management (SRM), wie sie i2 unter dem Begriff "Value Change Management" zusammenfasst. Lokale Anbieter von Point-to-Point-Solutions wie die Wassermann AG seien zwar im deutschen Markt sehr stark geworden. Ein ernst zu nehmender Konkurrent ist das Münchner Unternehmen nach Ansicht von Crawford jedoch nicht: "Wenn sie ihre Produkte international vertreiben, kommen sie ins Straucheln", prophezeit der Manager. Und ohne Auslandsgeschäft habe Wassermann ohnehin keine Chance.

Allerdings nimmt der Wettbewerb vor allem von Seiten der ERP-Hersteller speziell in Deutschland zu, räumt Crawford ein. Firmen wie J.D. Edwards oder Peoplesoft, vor allem aber SAP seien mit dafür verantwortlich, dass sich die i2-Software hierzulande bislang noch nicht recht durchsetzen konnte. Allerdings hält der Manager die viel zitierten Integrationsvorteile der SAP-Software für ein Gerücht. Die Walldorfer bräuchten für die Integration ihres SCM-Systems in eine bereits vorhandene SAP-Landschaft mindestens genauso lang, behauptet Crawford: "i2 hat von Anfang an alle möglichen Legacy-Systeme von SAP, Oracle und wem auch immer integriert - inzwischen können wir den Job besser als jedes andere Unternehmen."

Ein Problem stellen laut Crawford die Vertriebstaktiken der Walldorfer dar. So lege SAP die SCM-Komponente "APO" im Bundle mit zahlreichen Anwendungen kostenlos bei, ohne anschließend zu prüfen, ob das Tool auch tatsächlich implementiert worden sei. Grundlage der SAP-Kalkulation sei nicht die wirkliche, sondern nur die geplante Nutzung. "SAP behauptet, 55 Prozent des SCM-Umsatzes mit APO zu erzielen - in Wahrheit sind es wahrscheinlich nicht mehr als zehn Prozent."