Maßgeschneiderte Internet-Dienste sollen zusätzliche Kunden ködern

i-Drive: Im 7er BMW hat die IT das Sagen

07.12.2001
MÜNCHEN (CW) - Mit der neuen 7er Serie hat BMW die IT in den Blickwinkel des Fahrers gerückt. Das Konzept "i-Drive" soll dabei nicht nur den Zugriff auf über 500 Einzelfunktionen bieten, sondern auch Inhalte eines BMW-Portals ins Auto bringen.

E-Mail-Account, Adressbuch, Branchenauskunft, Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport, Börsenkurse inklusive "Watchlists", City Guide, Reiseinformationen und 3D-View-Darstellung des Standorts aus der Vogelperspektive bilden dabei die Highlights von "BMW Online". Darüber hinaus lassen sich am heimischen PC auf dem BMW-Portal individuelle Bookmarks anlegen, um dann im Fahrzeug schnell auf die gewünschten Dienste zugreifen und sie auf das inmitten des futuristisch anmutenden Armaturenbretts angebrachte Display laden zu können. Apropos Zugriff: Dieser kann nicht nur aus dem neuen 7er oder vom PC zu Hause aus erfolgen, sondern auch von einem WAP-Handy.

Um all diese Informationen zur Verfügung stellen zu können, kooperieren die Münchner mit einer Reihe von Dienste- beziehungsweise Content-Anbietern, darunter dpa, Wallstreet online, die Online-Auskunft 11880.com sowie die Vodafone Passport GmbH, die das BMW-Portal betreibt und hostet. Die "Alleinstellung des Angebots" ist dem Münchner Konzern zufolge durch die Integration besagter Portaldienste in die herkömmliche Fahrzeugelektronik beziehungsweise Bordinstrumente gegeben. So ist es zum Beispiel möglich, vom BMW-Portal Adressen aus dem persönlichen Adressbuch direkt in die Zielführung des Navigationssystems zu übernehmen.

Binnen weniger Sekunden ist diese Anwendung mit Hilfe weniger Drehungen am Herzstück des i-Drive-Konzeptes, dem "i-Drive-Controller", möglich - auch bei Tempo 160 auf der Autobahn, wie eine längere Probefahrt mit dem Boliden unter Beweis stellt. Doch gewöhnungsbedürftig ist der durch alle Automobil-Gazetten gegangene silberfarbene Drehknopf, der einen in der Mittelkonsole anstelle des klassischen Schalt- oder Automatikwählhebels erwartet, allemal. Denn egal, ob es sich um die Niveauregulierung der Klimaanlage oder den Einstieg ins Internet handelt: Das "Drehen-Drücken-Ziehen"-Prinzip des i-Drive-Controllers verlangt viel Fingerspitzengefühl. Bis klar ist, in welchem Untermenü man sich gerade befindet, vergeht eine gewisse Zeit. Und Kritiker interpretieren die von BMW gepriesene "Bedienungs-Revolution" anders: Für Funktionen, die bisher nur einen (mechanischen) Tastendruck benötigten, sei nun aufwändiges Navigieren in der Bedienerführung notwendig. Gelernt werden müssen zudem die speziellen Befehle der umfangreichen Sprachsteuerung, mit denen beispielsweise zwischen Navigationssystem und Freisprechanlage "jongliert" werden kann.

Teure ExtrasDie Geister dürften sich auch an den Preisen scheiden. Zwar kann man beim Grundpreis für den neuen 7er (ab 135 173 Mark) eine gewisse Preselection unter der Kundschaft voraussetzen, doch das rollende Internet-Terminal mit V8-Motor verlangt nach einer Reihe kostenpflichtiger Extras. Insgesamt werden für das Navigationssystem, Telefon sowie entsprechende Software rund 8000 Mark fällig. Hinzu kommen - ab dem zweiten Jahr nach Erwerb eines Fahrzeuges - eine jährliche Portalgrundgebühr von 175 Euro sowie die Mobiltelefonkosten für die jeweiligen Verbindungen zum Server. Für Jochen Müller, zuständiger BMW-Sprecher im Bereich Technologiekommunikation, steht der Erfolg außer Frage. Man werde gerade mit den Internet-Anwendungen in neue, jüngere Käuferschichten vordringen. Die Messlatte für den Erfolg liegt jedoch hoch: Mehr als 300000 Exemplare des alten 7er konnten weltweit verkauft werden. Das Durchschnittsalter der überwiegend in den USA beheimateten gut betuchten Klientel lag übrigens bei 51 Jahren. Bleibt also abzuwarten, was die Internet-Offensive dem neuen Vorzeigeobjekt der Münchner Autobauer bringt. (gh)