Hypothek der Mainframer verhindert marktorientierte Strategien zum Anschluß an Basis-DV:\ Anwender zögern mit dezentralen Konzepten

16.04.1981

FRANKFURT (gr) - Zwar sieht die Datenverarbeitungsbranche den Konjunkturrückgang, doch wird sie selbst wenig betroffen. Die Diebold Deutschland GmbH, Frankfurt, schreibt den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten vielmehr die Rolle des Nothelfers in der Flaute zu. Produzenten von Bürocomputern allerdings registrierten im Inland einen Marktwiderstand. Er lasse sich in der Nicht-Verbuchung von Großaufträgen ablesen.

Verstärkt anzutreffen ist nach Meinung der Unternehmensberatungsgesellschaft die Ansicht der Anwender, daß sich ein abwartendes Verhalten bei der Einführung dezentraler Konzepte der Datenverarbeitung lohnen könne. Die Bürocomputerhersteller beobachteten eine Zurückhaltung der Großanwender, die sie mit einer Verunsicherung durch die rasante technologische Entwicklung in diesem Sektor erklärten. Diebold folgert, daß das "Heil" der Anbieter solcher Systeme im Ausland liege, wo der Markt weniger gesättigt und die Konkurrenz schwächer sei. Hersteller von Minicomputern täten sich leichter.

Über die gesamte Branche gesehen dominiert jedoch der Optimismus. Laut Ifo planten über 90 Prozent der DV-Hersteller Investitionen mit dem Effekt, ihre Kapazität zu erweitern. Bei der Suche nach neuen Mitarbeitern überwiege die Nachfrage das Angebot. Die Aufträge im zweiten Halbjahr 1980 lagen dem Diebold-Report zufolge um rund 55 Prozent über denen, die im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres eingegangen waren.

Möglicherweise fehle aber im laufenden Frühjahr das an Aufträgen, was im alten Jahr noch schnell verbucht wurde. Mit ihren Großrechnern registrierte die IBM einen Auftragsboom, während die Mitbewerber Diebold-Beobachtungen zufolge eher zögernd bedacht wurden. Durch die zunehmende Vernetzung entwickle sich der Terminalmarkt durchweg positiv. Da sich die Software immer mehr als Maß für Wertschöpfung durchsetze, versuchten die Hersteller, sich aus ihrer Abhängigkeit von Softwarehäusern zu befreien. Der enge Personalmarkt setze dem Streben nach einem eigenen Team zur Software-Entwicklung allerdings Grenzen.

Gefragt bleibt nach Beobachtungen der Diebold der Rat vom Experten. Der Bedrohung durch Kleinrechner begegneten die Rechenzentren mit Online-Service. Über Terminals beim Kunden konstruierten sie eine Nabelschnur, die die Kunden auf neue Art binde .

Ein Leid tragen dem Report nach zur Zeit die Mainframer. Ihnen gelingt es nach Ansicht der Diebold kaum, auf dem Markt für Basisdatenverarbeitung Fuß zu fassen. Siemens bekäme in diesem Sektor kein Bein auf den Boden, Univac löste den entsprechenden Vertriebsbereich auf, IBM sei auf diesem Markt ein Schatten seiner selbst, gemessen an den sonstigen internationalen Erfolgen. "Die Last der Tradition", so folgert die Unternehmensberatung, "steht marktorientierten Strategien vielerorts im Wege."