Governance treibt SOA voran

Hype weicht Realismus

18.09.2008

Dickschiffe kaufen Spezialisten

Aufsteiger ins Segment der Gruppe zwei der SOA-Anbieter ist HP. Bereits 2006 kaufte das Softwarehaus den Spezialisten für Software-Testing und Governance Mercury, der sich zuvor Systinet einverleibt hatte.
Progress hat Ende Juni den ESB-Spezialisten Iona geschluckt und ist dabei, sich zum Vollsortimenter aufzuschwingen. Zur Kategorie drei gehören laut Gartner Anbieter mit einem Umsatz bis maximal 100 Millionen Dollar. „Also ein weites Feld von Hunderten Spezial- und Nischenanbietern“, wie Pezzini erläutert.

Zu den großen Umsatzmotoren gehören in den kommenden Jahren SOA-Governance, Service-Management und BPM. „SOA bringt eine hohe Komplexität mit sich und damit verschärfte Anforderungen an die Einhaltung von Entwicklungsrichtlinien“, begründet Martin die steigende Nachfrage. „Sonst passen die einzelnen Bausteine nicht zusammen, und das Versprechen der Wiederverwendung wird nicht erreicht.“ IBM hat dazu beispielsweise ein sehr umfassendes „Governance Framework“ vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein Set aus Methoden und Tools, die helfen sollen, die hohen Anforderungen an Transparenz sowie die stringenten Vorgaben für die Entwicklung von Anwendungen einzuhalten.

Auch die Darmstädter Software AG forciert das Thema Governance und promotet dazu das Tool Crossvision“, das gemeinsam mit Fujitsu Siemens entwickelt wird. Darüber hinaus habe sich, so Martin, die Erkenntnis durchgesetzt, dass SOA und BPM eng zusammengehörten. „Unternehmen starten mit SOA, weil sie ihr Prozess-Management optimieren möchten, und Unternehmen, die mit BPM vorgeprescht sind, erkennen den Nutzen von SOA, um ihre Ideen zu unterstützen.“

Noch treibt die IT das Thema SOA

Ein weiteres Riesenthema wird die Implementierung einer SOA mithilfe von Geschäftsregel-Management-Systemen, wie sie etwa ILog, Innovations und Pega Systems anbieten. Grund genug übrigens für IBM, Ilog zu kaufen, wie Ende Juli geschehen. Sogenannte „Transparent Decision Services“ machen Entscheidungen oder die Einführung und Änderung von Geschäftsregeln transparent für alle Anwendergruppen. Damit erhalten sogar Fachanwender die Möglichkeit, ohne IT-Unterstützung neue
Regeln für die Implementierung einer SOA einzugeben. SOA-gestützte Prozesse sollen damit flexibler werden und die in sie gesetzten Anforderungen erfüllen.

Bei allen rosigen Aussichten für SOA sind dennoch einige Hürden aus dem Weg zu räumen: So sei die Botschaft vom Nutzen der Service-Orientierung noch immer nicht richtig bei der Geschäftsführung angekommen. „Der Treiber ist immer noch die IT“, nennt es Martin. Das soll sich zwar ändern, aber dafür muss die Kommunikation zwischen Fachbereich und IT geführt werden, und das möglichst ohne technische Fachbegriffe. Eine der Hauptursachen, weshalb rund 40 Prozent der SOA-Projekte die gesteckten Ziele nur zur Hälfte erreichen, seien unklare Abmachungen zwischen IT und Business. Über die Hälfte der befragten Unternehmen hätten beispielsweise keine Service Level Agreements (SLAs) vereinbart. „Wie soll man etwas messen, wo weder die Kriterien noch die Zielerreichungswerte vorher klar sind“, lautet Martins Kommentar dazu.