Hungert sich Novell zu Tode?

13.10.1995

Waehrend die Titanic als damals modernstes Schiff ihrer Zeit zumindest geradlinig in die Katastrophe raste, scheint das Networking-Flaggschiff Novell unter Fuehrung seines Steuermanns Bob Frankenberg im Zickzack-Kurs dem Untergang entgegenzudampfen.

Oder verfolgt Frankenberg mit diesem Schlingerkurs eine geheime Absicht? Denkbar waeren in diesem Falle mehrere Szenarien:

Frankenberg verschlankt das Unternehmen so lange, bis es perfekt zur Produktpalette der IBM passt und von dieser uebernommen wird. Fuer diese These spricht, dass beide Unternehmen sehr eng bei der Host-Connectivity zusammenarbeiten. Oder eine schlanke Novell wird von Frankenbergs frueherem Arbeitgeber HP gekauft. Fuer ein Unternehmen, das nicht nur im DV-Bereich taetig ist, sondern auch viel Geld mit Sensoren etc. verdient, wuerde Nested Netware hervorragend in das Portfolio passen.

Dritte Moeglichkeit: Muede des Wettbewerbs mit Microsoft hofft Novell, als Technologielieferant von den Royalties fuer Nested Netware leben zu koennen.

Glaubt Novell etwa wirklich, im Zeitalter des Client-Server- Computings ohne einen Applikations-Server bestehen zu koennen, wenn Tausendsassa Bill Gates dagegen eine Komplettloesung anbietet und dank der Kooperation mit MCI auch den Netware Connect Services Konkurrenz macht?

Egal welche der Spekulationen eintreffen mag, fuer den Anwender hat dies letztlich nur eine Konsequenz: Er wird kuenftig noch mehr auf Gedeih und Verderb dem Quasimonopolisten Gates ausgeliefert sein. Denn wenn Frankenberg seinen Kurs der Konfliktvermeidung weiterfaehrt und Microsoft ueberall aus dem Wege geht, werden fuer Novell letztlich nicht mehr viele Marktsegmente uebrigbleiben.

Vielleicht gehoeren dann die Novell-Beerdigungen in Atlanta zum festen Terminplan der Journalisten: Tragen wir nach DOS 7, Unixware und dem stillen Ableben von Appware, das in den neuen Roadmaps ueberhaupt nicht erwaehnt wird, 1996 Perfect Office und 1997 Netware zu Grabe?