Bob Mankoff

Humor ist der Sieg über die Angst

25.07.2014
Von Martin Seiwert

"Es muss erlaubt sein, mit Humor die Gefühle von Menschen zu verletzen"

Nicht immer im Leben darf gelacht werden. Wann ist Humor tabu?

Bob Mankoff: Wenn Menschen akut in Gefahr sind, wenn Leib und Leben bedroht sind, wollen sie keine Scherze hören. Wenn Sie in einem voll besetzten Kino einfach mal "Feuer" brüllen, ist das kein Humor. Das ist falsch. Sie landen zu Recht im Knast.

Ist Humor erlaubt, obwohl er Menschen verletzt? Etwa wenn Rassen oder Religionen durch den Kakao gezogen werden?

Bob Mankoff: Humor sehe ich als Teil der Meinungsfreiheit. Es muss erlaubt sein, mit Humor auch die Gefühle von Menschen zu verletzen. Was passiert schon? Sterben Menschen? Bekommen Sie eine Krankheit? Nein, sie werden höchstens in ihren Gefühlen verletzt. Das Recht auf freie Rede ist ein hohes Gut. Es wird so hoch eingeschätzt, dass man in der Werbung sogar lügen darf. Da muss es auch erlaubt sein, mit Humor Menschen anzugreifen. Im "New Yorker" gehen wir dennoch recht vorsichtig mit den Gefühlen der Menschen um. Wir achten darauf, dass in den Cartoons keine Waffen vorkommen oder die Waffenlobby veralbert wird, wenn kurz davor eine Schießerei an einer Schule war.

Gab es lustige Cartoons im "New Yorker" nach dem 11. September?

Bob Mankoff: Nicht in der Ausgabe, die direkt danach kam. Die hatte einen schwarzen Titel und keinen Cartoon. Das gab es nur zwei Mal in der Geschichte des Blattes. Das erste Mal war 1947, als das gesamte Heft aus einer einzigen Story über die Tragödie von Hiroshima bestand.

Wie haben Sie nach den Terror-Anschlägen wieder die Kurve bekommen?

Bob Mankoff: Es gab danach einen Cartoon, der die Opfer nicht verhöhnte: Ein Mann und eine Frau sitzen an der Bar. Er sagt zu ihr: "Ich dachte, ich würde nie wieder lachen können. Aber dann sah ich Ihre Jacke."

(Quelle: Wirtschaftswoche)