Hugo Boss: Wissen weitergeben

18.11.2004
Anwender verlangen, dass sich Web-based Training nahtlos in vorhandene IT-Landschaften einpasst und Kernaufgaben erleichtert.

Rund 25 Prozent Mehreinnahmen und ein um 18 Prozent auf 59 Millionen Euro gestiegenes Ergebnis vor Steuern: Mit ihrer Halbjahresbilanz 2004 kann die Hugo Boss AG, Deutschlands führender Herrenausstatter aus Metzingen auf der Schwäbischen Alb, mehr als zufrieden sein. Besonders stark fielen die Zuwächse im europäischen Ausland und den USA (plus 12 beziehungsweise 13 Prozent) aus, doch selbst im schwächelnden Heimatmarkt konnten die Schwaben zulegen.

Die Ursache des Erfolgs liegt indes nicht allein in der Produktqualität begründet. Vor allem das Handels-Marketing des Modekonzerns trägt seit geraumer Zeit seinen Anteil bei: Mit aufwändigen Promotion- und Werbestrategien schuf die Abteilung einen bis hin zur Einrichtung der Shops vor Ort weltweit einheitlichen Markenauftritt, der das Bild vom Boss-Träger als topmodisch gekleidetem Erfolgsmenschen im Bewusstsein verankerte.

Weltweit verfügbare Plattform

Eine zentrale Rolle spielten dabei von Beginn an Produktschulungen und Servicekurse der hauseigenen "Training & Development"-Abteilung unter Leitung von Roniccia Eisenmann. Sie vermitteln Franchise-Nehmern, Shop-Managern und Verkäufern in regelmäßigen Abständen das Wissen über die neueste Kollektion sowie darüber hinaus Kenntnisse zu Themen wie "Corporate Identity", "Operational Management" und "Leadership". Zuletzt wurde es allerdings immer schwieriger, den großen Nutzerkreis und die vielfältigen Seminarangebote einheitlich zu strukturieren und verwalten. Das war die Geburtsstunde der Hugo-Boss-University, die als weltweit verfügbare E-Learning-Plattform das gesamte Händlernetz erreichen sollte.

Die Anforderungen waren hoch: Benötigt wurde eine Lösung, die "das gesamte verfügbare Inhouse-Wissen für den weltweiten Handel transparent machen" würde (Eisenmann). Zu diesem Zweck waren nicht bloß zahlreiche neue Online-Kurse, sondern auch bestehende Trainingskonzepte unter einer gemeinsamen Oberfläche zu integrieren - und zwar so, dass sie jederzeit für Teilnehmer aus 5000 Shops in 108 Ländern nur mit Hilfe eines Internet-Browsers abrufbar sind. Besondere Bedeutung kam somit den Management-Funktionen zu, mit deren Hilfe die Trainingsabteilung Kursangebot und Nutzerdaten verwaltet und sich einen Überblick über die Qualität der Seminare und den Lernerfolg verschaffen kann. Außerdem musste das System zahlreiche Schnittstellen und Standards unterstützen.

Fast schon als Standardlösung für derartige Aufgaben hat sich in den letzten Jahren die Lernplattform "IBT Server" der Karlsruher time4you GmbH empfohlen, für die sich nun auch das Team um Eisenmann entschied. Den Ausschlag gab dabei nicht zuletzt, dass für Implementierung und Rollout des Systems gerade einmal eine Saison zur Verfügung stand.

Hauptursache für die schnelle Umsetzung ist der modulare Aufbau der Lernumgebung, der ein zielgerichtetes und schrittweises Vorgehen bei der Einführung erlaubt. Bereits das Basissystem bringt alle Werkzeuge mit, die zur Benutzer-, Teilnehmer- und Content-Verwaltung benötigt werden: Im "Office-Workspace" etwa lassen sich Accounts für Trainer und Tutoren mit unterschiedlichen Zugriffsberechtigungen anlegen, die die redaktionelle Bearbeitung der Inhalte erlauben; daneben können die Mitarbeiter aktuelle Kursdaten einpflegen, also ihr "Vorlesungsverzeichnis" up to date halten, sowie Abrechnungen erstellen.

Große Zielgruppe

Teilnehmerdaten werden im "Office-Desktop" verwaltet, während das "Learner & Course Management" - nach Firmenangaben die "zentrale Applikation" der Plattform - als Content-Management-System sowie zur Leistungskontrolle und Kommunikation dient: Trainer und Tutoren erstellen hier Kursunterlagen, pflegen Multimedia-Daten, Übungen und Tests ein, kontrollieren die Ergebnisse und halten per E-Mail, Instant Messaging oder in Diskussionsforen den Kontakt mit ihren "Studenten". Das Zusatzmodul IBT Resource Management gibt einen Überblick über alle Kursangebote (CBT/WBT, Online- und Präsenzseminare) sowie die aktuellen Buchungs- und Belegungsstände (auch von Räumen und Gerät); vor allem aber unterstützt es ein zentrales Veranstaltungs-Marketing, was angesichts der auf viele Länder verteilten Benutzer ein Vorteil ist.

Das System erfüllt laut Eisenmann alle wichtigen Anforderungen, darunter die "Ansprache einer breiten Zielgruppe und Einteilung aller Teilnehmer in homogene Gruppen, flexible Programmzusammenstellung, dezentrale Trainingsorganisation und Lernerfolgskontrolle". Vor allem aber habe die sukzessive Anbindung der Beschäftigten in allen Ländern an die Hugo-Boss-University - unter anderem durch die Übertragung von Lehrinhalten, aber auch Verwaltungsfunktionen in fünf Fremdsprachen dabei geholfen, "die Ängste unserer globalen Lizenzpartner zu reduzieren und das Bedürfnis zum Austausch anzuregen", so die Leiterin der Trainingsabteilung. "Durch das derart gewonnene Wissen können wir gezielt unsere Handelskompetenz ausbauen." Die Lernplattform dient somit nicht bloß zur Wissensvermittlung, sondern sorgt als eine Art Knowledge-Management-Tool auch dafür, dass Informationen über Märkte und Trends rechtzeitig in der Konzernzentrale ankommen. (hk)