Ungermann-Bass mit neuer Netz-Management-Platttorm

Hub-Technologie soll für mehr Heterogenität in Netzen sorgen

15.05.1992

SANTA CLARA (pg) - "Netzwerke sind längst noch nicht so offen, wie im allgemeinen behauptet wird", kritisierte Ralph Ungermann anläßlieh der Ankündigung neuer Produkte den Status quo des Networking. Unternehmen wie Ungermann-Bass (UB) hätten deshalb die Aufgabe, beispielsweise durch entsprechende Produkte in der Hub-Technologie zu mehr Kompatibilität in und unter Netzen beizutragen.

"Unter dem Deckmantel der Kompatibilität werden heute immer noch proprietäre Strukturen verkauft", wirft der Präsident der Ungermann-Bass Inc. vielen Anbietern schlechten Marketing-Stil vor. Kritik übte der Branchenkenner diesbezüglich besonders an Digital Equipments Decnet, aber auch an IBM. Der Trend gehe aber dennoch unaufhaltsam in Richtung heterogener Netzsysteme, unter anderem deshalb, weil sich nun Hubs als Multiprotokoll-Knoten in Netzwerken zu etablieren beginnen.

Das Unternehmen aus dem kalifornischen Santa Clara stellte für diese Technologie jetzt Hub/Router-Module für Access/ One Enterprise Hubs vor. Dazu gehören die für kleine und mittelgroße Netzwerke entwickelten Remote Bridge/Router mit Multiprotokoll-Fähigkeit, die das Bridging von IP, XNS, IPX, Decnet und Appletalk sowie Routing für Ethernet- und Token-Ring-Netzen unterstützen. Zwei serielle Schnittstellen ermöglichen synchrone DuplexOperationen bis zu Tl/El-Geschwindigkeiten. Außerdem realisieren die Produkte Frame Relay sowie X.25.

Für High-end-Netzwerke bringt UB Ethernet-to-FDDI und FDDI-to-FDDI-Bridges/Router auf den Markt, die laut Hersteller mit RISC-Prozessoren ausgestattet sind. Diese Produkte beinhalten ebenfalls Multiprotokoll-Routing und sind darüber hinaus mit Backplane Busses ausgestattet, wodurch Ethernet-, Token-Ring- und FDDI-Routing sowie die Kommunikation über WAN-Verbindungen, Frame Relay und SMDS möglich wird. Alle Produkte sind laut UB lieferbar. Gleichzeitig präsentierte die Company den Access/One Hub Enterprise Hub Router, der UB zufolge die Integration aller oben genannten Routing-Funktionen gewährleistet.

Trotz der Entwicklung der FDDI-Router und Bridges sieht Ralph Ungermann in FDDI keine Technologie mit großer Zukunft. Das Manko von FDDI liegt seiner Meinung nach darin, daß der Standard nicht Multimedia-fahig ist. "Die Zukunft wird dem Asynchronous Transfer Mode (ATM) gehören", spekuliert Ungermann, "weil dann, aufgrund der Protokollstruktur von ATM, die üblichen Routing-Prozeduren wegfallen." FDDI und Frame Relay werden deshalb seiner Ansicht nach nur kurzfristige Übergangslösungen sein. Als Vernetzungsstandard dieser Dekade im Inhouse-Bereich wird sich, so Ungermann, 10Base-T wegen des Preisvorteils und bereits bestehender Installationen gegenüber anderen Medien durchsetzen.

Neben den Hub-Produkten stellte UB auch das Adaptive Internetwork Management (AIM), eine Plattform für das eigene Netzwerk-Management-System

"Netdirector" vor, das seit Januar 1992 im Release 16.5 ausgeliefert wird. Durch AIM ist laut UB ein flexibles Netz-Management in allen Netzsegmenten möglich, egal ob es sich um eine hierarchische, zentrale oder verteilte Netzkonfiguration handelt. In der AIM-Architektur werden Netdirectors mit zugewiesenen Domains in der gesamten Netdirector-Darstellung am Bildschirm des Netz-Managers als Icons neben anderen Netzgeräten angezeigt.

Herzstück des Netz-Management-Systems ist eine SQL-Datenbank, die den Zugriff zu Management-Informationen erlaubt. Um ein Distributed Domain Management realisieren zu können, wurde in den Netdirector-Server ein SNMP-Agent implementiert. Dadurch kann Netdirector sowohl als SNMP-Agent wie auch als SNMP-Manager fungieren. Außerdem ist es möglich, daß in einer hierarchischen Umgebung Netdirector durch IBMs Netview verwaltet wird. In einer Peer-to-PeerStruktur kann ein anderer SNMP-Manager im WAN oder LAN, wie zum Beispiel der Sunnet-Manager, auf Management-Informationen des Netdirectors zurückgreifen.

Als letztes wesentliches Element enthält AIM die Object-Modeling-Technik. Sie abstrahiert die Informationen der Management Information Base (MIB) und nutzt die relationale Datenbank des Netdirectors, um ein Modell von jeder SNMP-Maschine im Netz zu konstruieren.