Web

Datenübertragung

HTML5 - was es kann (Teil 3)

13.03.2011
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Datenverkehr im Web funktioniert bislang nur, wenn Client und Server gemeinsame Sache machen. Das kann sich bald ändern.

Im ersten Teil der HTML5-Serie konnten Sie alles über neue Präsentationsformen im multimedialen Bereich lesen. Im zweiten Teil beschäftigten wir uns mit den neuen Möglichkeiten zur Datenaufbereitung sowie zur Verknüpfung von Online-Diensten und lokalen Anwendungen. Im dritten Teil soll es weiterführend um neue Methoden der Datenübertragung gehen.

Die Kommunikationswege eines Web-Browsers waren schon immer unergründlich. Einerseits gefällt die Idee einer alleinstehenden, durch den Browser kontrollierten "Sandbox", die größeren Schaden auf der lokalen Festplatte verhindert - es ist kaum möglich, Schädlinge aus dem Netz mit nur einem Klick auf die Gesamtheit der stationär gespeicherten Daten loszulassen. Andererseits beschweren sich Entwickler immer über diese Restriktionen - die Möglichkeiten, die sich eröffneten, wenn der Browser mehr sei als "nur" ein Zugangsort zum WWW, seien schließlich kaum auszumalen. Gerade AJAX-Programmierer zeigen sich betroffen und fordern, die Zugriffsregeln zwischen Sandbox und Browser zu lockern.

Mit HTML5 soll sich der Blick auf das digitale Kommunikationsverhalten grundlegend ändern - zugunsten der Entwickler. Die eisernen Gesetze sollen jedoch weitestgehend ohne Kollateralschäden aufweichen können - die Devise lautet: flexiblere Technologie, gleich bleibende Sicherheitsstandards.

Die Modelle und Methoden, die HTML5 anbringt, dürften den meisten Programmierern bekannt vorkommen - sind sie doch weitestgehend Erweiterungen bereits bekannter Ideen. So setzen beispielsweise GUI-Entwickler häufig auf Schaltflächen und Reiter, um Aktionen innerhalb eines Codes hin- und herzuschieben - diese "Listener" genannten Seitenelemente sind zwischen den Aktionen im dauerhaften Wartezustand auf die nächste Aktion. HTML5 trägt das Konzept weiter und schaltet verschiedene Websites über einen Tunnel zusammen, um Code untereinander auszutauschen - es läuft also nicht mehr jede in ihrer eigenen Sandbox. Die Sandboxen werden dafür nicht miteinander verschmolzen, sondern kommunizieren gleichzeitig über denselben Kanal.

Komplexität verringern

Der Nutzen ist offensichtlich: Programmierer, die ständig bemüht sind, die Gefahr von Webattacken wie Cross-Site-Scripting möglichst gering zu halten, erhöhen mit jedem zur Gefahrenabwehr entwickelten Hack auch die Komplexität des Codes sowie den Netztraffic. Einige Websites schalten serverseitig einen Proxyserver vor, um die Probleme auszuschalten. Die neuen HTML-Spezifikationen greifen den Entwicklern nun unter die Arme: keine Geschwindigkeitseinbußen durch komplexeren Code mehr.

Der erste Bereich, in dem die neu entstandenen Möglichkeiten zum Einsatz kommen könnten, ist möglicherweise die Werbung. Dort wie bereits länger versucht, durch das Zusammenspiel verschiedener Site-Ebenen mehr Aufmerksamkeit beim Anwender zu erzeugen. Die Verlinkung mehrerer Prozesse untereinander macht nun eine Interaktion zwischen Widgets, RSS-Feeds und anderen Datenkanälen verschiedener Fenster möglich. Wie genau das aussehen kann, zeigen unter anderem Yahoo Pipes-Mashups, die verschiedenste Quellen miteinander rekombinieren. In diesem Fall bewerkstelligt der Server die meiste Arbeit, während HTML5 dem Client nur einen kleinen Teil der Verantwortung zubilligt. Yahoo Pipes ist voller Mashups, die RSS-Feeds in interaktive Karten und andere Dienste übertragen. So verbindet eines die Filmkritiken von einer Website mit den entsprechenden Kinotrailern aus einem anderen Angebot.

Im Folgenden stellen wir die wichtigsten HTML5-Neuerungen für Interlayer-Kommunikation vor.