Mitarbeitermotivation

HR-Abteilungen nutzen Analyse-Tools noch zu wenig

25.03.2016
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Das Engagement der Mitarbeiter steht in einem engen Zusammenhang zu Produktivität und Unternehmensgewinn, so das Ergebnis der Oracle-Studie „Simply Talent: A Western European Perspective“. Kritik äußerten die Befragten an der Arbeit der Personalabteilungen.
  • Mitarbeitermotivation ist der Schlüssel zum Unternehmenserfolg
  • Mitarbeiter legen Wert auf Arbeit mit Sinn

Oracle befragte in einer ersten Erhebung im Herbst 2015 rund 1.500 Mitarbeiter und nun in einer zweiten Phase 250 HR-Verantwortliche großer Unternehmen in Westeuropa. 96 Prozent der befragten Personaler in Deutschland wissen, dass Mitarbeiterengagement einen wichtigen Einfluss auf ihr Unternehmen hat, und 58 Prozent ist auch klar, dass sich Engagement positiv auf die Zusammenarbeit zwischen Teams auswirkt.

Motivierte Mitarbeiter arbeiten effizienter, tragen zum Unternehmenserfolg bei und wechseln nicht so häufig den Arbeitgeber.
Motivierte Mitarbeiter arbeiten effizienter, tragen zum Unternehmenserfolg bei und wechseln nicht so häufig den Arbeitgeber.
Foto: sunny studio / Shutterstock

Weiterhin sei den Human-Resources-Managern bewusst, dass Motivation der Schlüssel zum Unternehmenserfolg sei. Konkret in der Reihenfolge der Nennungen heißt dies, dass Motivation am wichtigsten für die Mitarbeiterbindung (58 Prozent) sei, gefolgt von Innovationsimpulsen (56 Prozent), effizientem Arbeiten (56 Prozent), für die Geschäftsentwicklung (50 Prozent) und den Kundenservice (50 Prozent). Im europäischen Vergleich stechen die Niederlande durch ihre Überzeugung über den positiven Einfluss der Mitarbeitermotivation heraus - in allen fünf genannten möglichen Vorteilen liegen sie über dem Durchschnitt. Frankreich bildet hier das Schlusslicht. Kulturelle Unterschiede in der Arbeitseinstellung könnten hierfür Ursache sein.

Vergleicht man die Antworten der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer, zeigen sich deutliche Unterschiede. Beispielsweise meinen nur zehn Prozent der deutschen Führungskräfte, dass die Vorgesetzten am wichtigsten für die Mitarbeitermotivation seien. Die Arbeitnehmer hingegen fühlen sich gerade durch schlechte Kommunikation der Vorgesetzten weniger motiviert.

Joachim Skura, Oracle: "Eines der zentralen Ergebnisse der Studie ist, dass Mitarbeiter Wert legen auf Arbeit mit Sinn. Sie möchten einfach 'Mensch sein', ihren Beitrag verstehen und gemeinsam mit ihren Führungskräften die Unternehmensziele erreichen."
Joachim Skura, Oracle: "Eines der zentralen Ergebnisse der Studie ist, dass Mitarbeiter Wert legen auf Arbeit mit Sinn. Sie möchten einfach 'Mensch sein', ihren Beitrag verstehen und gemeinsam mit ihren Führungskräften die Unternehmensziele erreichen."
Foto: Oracle

In einigen Punkten jedoch stimmen die HR-Experten mit den Mitarbeitern überein. So sagen 74 Prozent der Personaler, dass die Wertschätzung einen starken positiven Einfluss auf die Motivation hat - eine Ansicht, die 60 Prozent der befragten Mitarbeiter teilen. Zudem glauben 50 Prozent der Führungskräfte, eine gute Work-Life-Balance sorge dafür, dass Mitarbeiter motivierter sind - so sehen es auch 43 Prozent der Angestellten.

"Eines der zentralen Ergebnisse der Studie ist, dass Mitarbeiter Wert legen auf Arbeit mit Sinn. Sie möchten einfach 'Mensch sein', ihren Beitrag verstehen und gemeinsam mit ihren Führungskräften die Unternehmensziele erreichen", kommentiert Joachim Skura, Thought Leader HCM von Oracle die Ergebnisse.

Verglichen mit Führungskräften und Vorgesetzten beeinflusst die Personalabteilung eines Unternehmens die Motivation der Mitarbeiter - wenn überhaupt - nur minimal. Nur zehn Prozent der HR-Experten großer Unternehmen in Westeuropa sehen die Personalabteilungen in einer entscheidenden Rolle bei der Mitarbeitermotivation. Dies spiegelt die Ergebnisse der ersten Phase der Studie wieder. Gerade einmal drei Prozent der Mitarbeiter berichten, dass die Personalabteilung einen positiven Einfluss auf ihre Zufriedenheit am Arbeitsplatz habe. "Die HR-Abteilung muss aktiver, als Ratgeber für die Karriere und als Teil des Führungs- und operativen Teams wahrgenommen werden", fordert Skura.

Fehlende Präzision bei der Erhebung

"Den Einfluss der Mitarbeitermotivation auf die Produktivität und den Geschäftserfolg zu quantifizieren und anschaulich zu präsentieren, bleibt für Personalabteilungen eine Herausforderung", ist der Oracle-Manager überzeugt. Die Ergebnisse der Umfrage zeigten, dass deutsche Unternehmen mit 42 Prozent zwar an zweiter Stelle bei dem Gebrauch von modernen Analyse-Tools stehen, 68 Prozent vertrauen jedoch weiterhin auf traditionelle jährliche Mitarbeiterbefragungen. Laut Studie ist Frankreich bislang Vorreiter beim Einsatz komplexerer Messinstrumente. Hier kommen zu 50 Prozent datenbasierte Tools zum Einsatz.

Zweck der Datenanalyse sei laut Skura die Messung der Mitarbeitermotivation, die Quantifizierung der Einflüsse und das exakte Informieren der Geschäftsführung. "Klassische Mitarbeiterbefragungen neigen dazu, nur einen Teil der Wahrheit abzubilden", so der Oracle-Mann. So bleibe der Einfluss von einigen Unternehmensmaßnahmen auf die Mitarbeitermotivation unbeachtet, andere wiederum würden überschätzt.

Wie sehr Einschätzungen abweichen können, zeigt unter anderem der Vergleich der Ergebnisse der ersten (Mitarbeiterbefragung) und zweiten Phase (Personalerbefragung) der Studie. Auch wenn deutsche Arbeitgeber angeben, dass der CEO (30 Prozent) und die oberste Führungsreihe (38 Prozent) im Unternehmen den größten Einfluss auf die Mitarbeitermotivation haben, so stimmen dem laut der ersten Umfrage gerade einmal sechs Prozent der Angestellten zu. Für sie sind eher die Kollegen (42 Prozent) und die direkten Vorgesetzten (21 Prozent) relevant.