Kampf um Marktanteile mit Sun und Digital

HPs neue CPU soll vor allem alte Systeme beschleunigen

19.04.1996

Der Chip, eigentlich schon fuer das erste Quartal 1996 zur breiten Auslieferung vorgesehen, soll nach Firmenangaben die Verarbeitungsleistung der bestehenden Workstations und Server mehr als verdoppeln. Das Spezialistenblatt "Microprocessor Report" fuehrt als moeglichen Grund fuer die Verzoegerung Fertigungsprobleme an. Aufgrund der enormen Groesse der CPU von 345 Quadratmillimetern duerfte die Ausbeute an fehlerfrei produzierten Prozessoren erst im naechsten Quartal eine Massenfertigung erlauben. Das gleiche Problem, so das Blatt, ist auch bei der Produktion des neuen Mips- Chips "R10000" aufgetreten.

HP wird vermutlich noch im April eine neue High-end-Workstation vorstellen, die mit der PA-8000-CPU arbeitet. Mitte des Jahres soll eine Aufruestoption fuer bestehende HP-9000-Workstations angeboten werden, und im zweiten Halbjahr 1996 koennen die HP- Server damit ausgestattet werden. Der mit 180 Megahertz getaktete Prozessor soll auch fuer die Desktop-Workstations der "C"-Klasse und fuer die Deskside-Maschinen der "J"-Serie verfuegbar gemacht werden.

Bis zum Herbst will der Hersteller CPU-Platinen zur Aufruestung der Mittelklasse-Server aus der "K"-Reihe und der "D"- und "T"-Familie anbieten. Bis dahin sollen auch neue Server fertig sein, die rund um den 64-Bit-Chip gebaut werden.

Analysten bemaengeln, dass HPs Server gegenueber vergleichbaren Produkten vom Erzrivalen Sun Microsystems weniger flexibel sind. So lassen sich HPs Verkaufsschlager, die Modelle der K-Klasse, nur mit maximal vier Prozessoren ausstatten. Fuer mehr Leistung muesse der Anwender auf die T-Familie wechseln.

Wie die vorlaeufigen Verkaufszahlen des Marktforschungsinstituts Dataquest fuer das Jahr 1995 zeigen, hat HP im vergangenen Jahr erstmals Anteile im Workstation-Markt abgeben muessen. "Es ist lange her, seit HP eine Ankuendigung ueber ein High-end-Produkt gemacht hat, die wirklich von Bedeutung war", beklagt Dataquest- Analyst Andrew Feit. So sei die Einfuehrung der C-Klasse im November ueberschattet worden von den 64-Bit-Rechnern, die Sun Microsystems zeitgleich praesentierte.

Eine andere Gefahr sieht der "Microprocessor Report" mit Digital Equipment auf HP zukommen. Durch die verzoegerte Auslieferung des PA-8000 muss sich die CPU mit DECs Alpha-Chip "21164" messen lassen. Der mit 400 Megahertz getaktete Prozessor soll im zweiten Quartal auf den Markt kommen und mit Werten von 11 Specint95 und 15 Specfp95 aufwarten.