Kein Windows, kein Android

HPs Eiertanz bei der Tablet-Entwicklung

20.07.2010
Von pte pte
HPs Tablet-Strategie bleibt weiterhin unklar. Derzeit läuft alles auf Geräte mit dem Betriebssystem WebOS heraus. Windows und Android sind vorerst vom Tisch.

Sorgte der Konzern Anfang des Jahres mit der Ankündigung eines Windows-7-Gerätes für Aufregung, war dann plötzlich ein Android-Tablet für das vierte Quartal vorgesehen. Nun hat HP aber auch das Android-Gerät bis Ende des Jahres verschoben. Vieles deutet daher darauf hin, dass der Technologiekonzern ein komplettes Eco-System rund um das gekaufte Palm-Betriebssystem webOS aufbauen will.

"Wenn HP am Tablet-Kuchen mitnaschen will, muss es sich beeilen. Jetzt ist eine schnelle Entscheidung über die zukünftige mobile Strategie gefragt", meint Technologie-Analyst Saverio Romeo von Frost & Sullivan im Gespräch mit pressetext. Dabei geht es um die grundsätzliche Frage, ob HP mit seinem Namen und seiner Marke eine Plattform inklusive App-Store nach Apple-Vorbild aufbauen oder über die Android- oder Windows-Plattform nur indirekt vom Tablet-Boom profitieren will.

Da HP die Entwicklungsarbeit für Tablets mit Windows 7 und Android einstellt beziehungsweise zurückschraubt, gehen Marktbeobachter vom ersten Szenario aus. Denn durch die Palm-Übernahme hat HP nicht nur Zugriff auf das technisch ausgereifte webOS-Betriebssystem, sondern auch auf die bereits aufgebaute Entwickler-Community inklusive App-Store.

Hardware, Software plus Inhalte

Der Aufbau eines funktionierenden Vermarktungssystems hat sich für sämtliche Apple-Konkurrenten bisher als kaum überbrückbares Hindernis erwiesen. Denn neben attraktiver Hardware und Software geht es in erster Linie um die auf dem Gerät verfügbaren Inhalte. "Apple verfolgt seit der Einführung von iPod und iTunes eine sehr lineare Strategie, die Kunden zunehmend an das Apple-Ecosystem bindet", sagt Romeo.

Die direkte Kundenbeziehung erfordere allerdings eine starke Marke, die mit Lifestyle und Innovation verbunden werde. "Apple ist diesbezüglich unschlagbar. Welcher Hersteller schafft es schon, regelmäßig Warteschlangen vor seinem Geschäft zu produzieren", meint Romeo gegenüber pressetext. HP hingegen werde eher als Technologieunternehmen, denn als Konsumenten-Marke wahrgenommen, ortet der Analyst auch in diesem Bereich großen Nachholbedarf.

Während HP und weitere potenzielle Tablet-Herausforderer wie Asus, Dell oder die deutsche Tablet-Hoffnung WeTab noch in den Startlöchern scharren, zieht Apple weiterhin ungebremst davon. Allein in den ersten 80 Tagen nach eingeschränktem Verkaufsstart hat der US-Konzern eigenen Angaben zufolge mehr als drei Millionen iPads verkauft. Ab kommenden Freitag wird das iPad in neun weiteren Ländern, darunter Österreich, Luxemburg und die Niederlande, erstmals erhältlich sein. (pte)