HP will die IT-Welt "auf den Kopf stellen" - mit Software

20.02.2007
Hewlett-Packard ist bei Druckern und PCs eine starke Marke. Die will der Konzern jetzt auch im Softwaregeschäft verstärkt nutzen.

Unternehmenssoftware spielt in der Strategie des neuen Konzernchefs Mark Hurd eine wichtigere Rolle als in der Vergangenheit gewohnt. In den kommenden Wochen lädt der Konzern deswegen CIOs in Stadien und Filmstudios, um ein neues Softwarepaket zu promoten, wie das "Wall Street Journal" berichtet.

Dieses fasst HPs altbekanntes und populäres Systems-Management-Framework "OpenView" und die BTO-Werkzeuge (Business Technology Optimization) der zugekauften Firma Mercury Interactive zusammen. Die beiden etablierten Marken fallen aber weg und müssen der Dachmarke "HP Software" weichen. Die bewirbt das Unternehmen auch mit einer Werbekampagne, deren Anzeigen verkünden, HP stelle die IT-Welt "auf den Kopf".

Dazu muss es allerdings beweisen, dass es Software besser vermarkten kann als in der Vergangenheit - und dass man damit auch gut Geld verdienen kann. "Alles hängt davon ab, wie gut HP diesen kombinierten Plan und die kombinierte Organisation umsetzen kann", gibt IDC-Analyst Tim Grieser zu bedenken. "Ich würde mich da am ehesten auf Sales und Execution fokussieren."

Auch wenn OpenView bereits seit 1988 am Markt ist, machten die Softwareerlöse gerade einmal 1,4 Prozent des Gesamtumsatzes von 24,6 Milliarden Dollar aus, den HP für sein am 31. Oktober 2006 abgeschlossenes viertes Fiskalquartal ausgewiesen hatte. In den Jahren 2004 und 2005 schrieb der Softwarebereich zudem operativ rote Zahlen. Zum Vergleich: IBM erzielt 20 Prozent seiner Einnahmen mit Software - und sogar 40 Prozent vom operativen Gewinn.

Hurd will nun die Geschichte umdrehen. Im vierten Quartal stiegen die Softwareerlöse bereits um 14 Prozent auf 329 Dollar, die operative Marge wurde von 9,2 Prozent in der Vorjahreszeit auf 17,2 Prozent nahezu verdoppelt. Und er kauft weiter Software zu, nach der 4,5 Milliarden Dollar schweren Mercury-Übernahme vom letzten Jahr erwarb HP zuletzt Bristol Technology, dessen Software Kundentransaktionen überwacht.

Bereits Anfang 2006 hatte Hurd den früheren Vignette-CEO Thomas Hogan angeheuert, um im Softwaregeschäft einen Gang höher zu schalten. In der Vergangenheit, findet Hogan, sei der Anteil von Software am HP-Business so gering gewesen, dass das höhere Management in diesem Bereich kaum Druck in Richtung Profitabilität ausgeübt habe. Einige Kunden hatten sich bereits gesorgt, der Konzern könne sein Softwaregeschäft abstoßen, falls es kein zuverlässiger Geldbringer werde. "Wir wollten den Bereich profitabel machen und einen gesunden Beitrag zu HP leisten, um diese Ängste zu verringern", sagt Hogan.

Den rund 2400 Software-Vertrieblern von HP versprach der Spartenchef bei einem Meeting in Boston in diesem Monat mehr Training und Ressourcen für ein erweitertes Produktportfolio. Der Konzern führt ein neues, stärker provisionsbasierendes Vergütungsmodell für seine Softwareverkäufer ein. Die besten 20 Prozent von ihnen sollen gar eine Reise "an einen warmen und sonnigen Platz" erhalten, erklärte David Gee, Vice President of Marketing in HPs Softwaresparte.

HP Software soll IT-Chefs in Unternehmen ein "universelles Dashboard" bieten. Damit sieht sich der Konzern wettbewerbsfähiger aufgestellt als in der Vergangenheit. Was allerdings nichts daran ändert, dass sich die ganze Branche immer stärker von ihrem traditionellen Geschäftsmodell wegbewegt, bei dem Kunden alle paar Jahre Upgrades auf neue Versionen kaufen mussten. Die Anbieter schwenken verstärk um auf weniger lukrative Mietmodelle und "On-demand"-Onlinedienste, bei denen Anwender nichts mehr vor Ort installieren und supporten müssen.

"HPs Modell ist teuer", warnt daher die Marktforscherin Rebecca Wettermann von Nucleus Research. "Was die schnelle Bereitstellung von Innovationen und überschaubare Kosten angeht, ist der On-demand-Ansatz klar im Vorteil." Gee erwidert, Mercury habe in der Vergangenheit schon seine Produkte im Abonnement offeriert und werde das auch weiterhin tun. HP evaluiere daneben auch andere Teile seiner Software hinsichtlich ihrer Eignung für ein SaaS-Konzept (Software-as-a-Service). (tc)