Europa-Chef für PCs Eric Cador im CW-Gespräch

HP vertraut weiter seiner deutschen Führung

06.06.2003
LONDON (jm) - Anlässlich der Präsentation der ersten PCs, die Hewlett-Packard (HP) gemeinsam mit Compaq entwickelt hat, nahm HPs europäischer PC-Chef Eric Cador Stellung zu den Problemen in Deutschland. Trotz schwacher Zahlen in diesem Segment vertraue er dem hiesigen Management.

Cador sagte im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE, er habe vor einem Jahr in Deutschland ein Management-Team eingesetzt, das für die Personal Systems Group (PSG) zuständig sei. An diesem werde er trotz der desaströsen Zahlen der deutschen PC-Sparte im zweiten Quartal 2003 (siehe CW 20, Seite 1) festhalten. "Wenn jemand Verantwortung für das in der Tat unbefriedigende Ergebnis übernehmen muss, dann bin ich das."

IDC hatte gemeldet, dass HP bei der Zahl ausgelieferter Systeme hierzulande im Consumer-Desktop-Segment einen Rückgang von 90,3 Prozent hinnehmen musste. Bei kommerziellen Käufern betrug der Stückzahlenverlust 17 Prozent, bei Consumer-Notebooks 64,9 Prozent. Lediglich bei den Notebooks für kommerzielle Benutzer fiel der Stückzahlenabfall mit 5,7 Prozent vergleichsweise gering aus.

Allerdings geben die IDC-Zahlen unkommentiert ein schiefes Bild ab: Im Consumer-Notebook-Segment etwa durfte sich Acer über ein Stückzahlenwachstum von 497,5 Prozent freuen. Das Unternehmen hatte aber im ersten Quartal laut IDC nur 3343 Systeme verkauft, nicht mal ein Viertel dessen, was HP an den Mann brachte. Insbesondere im Privatkundensegment kann zudem, wie die Beispiele Medion oder Gericom zeigen, eine einzige großvolumige Aktion eines Flächenvertreibers wie Aldi, Lidl oder Saturn die Zahlen eines Quartals völlig auf den Kopf stellen.

Deshalb auch betonte Cador, dass sich an der Strategie HPs in Deutschland für den Consumer-Markt nichts ändern werde. Taktische Schachzüge wären möglich, ein grundsätzlicher Strategiewechsel hingegen nicht.

In Deutschland, so Cador weiter, habe im Vergleich zu anderen europäischen Ländern auch die Sondersituation bestanden, dass HP und Compaq als gleichwertige und gleich starke Firmen am Markt agierten. Da sei es absehbar gewesen, dass durch die Fusion "eins und eins nicht zwei" ergeben konnte. Mit dem Geschäft für kommerzielle PCs sei er zufrieden. Der Consumer-Markt in Deutschland sei traditionell sehr schwierig und unvorhersehbar. Man werde sich aber deshalb nicht aus diesem Segment zurückziehen.

Die Londoner Veranstaltung war ansonsten im Vorfeld als Termin angekündigt worden, auf dem HP seine PC-Strategie für die kommenden Monate offen legen wollte. Geworden ist es eine simple Ankündigung, bei der die ersten "echten gemeinsamen" Produkte des fusionierten Unternehmens HP und Compaq präsentiert wurden. Das drückte sich auch in der Namensgebung aus: "HP Compaq Business Desktops D330" und "D530" heißen die beiden ersten Modelle einer ganzen Reihe von PCs, die nach Angaben des Herstellers in den kommenden Monaten vorgestellt werden. Zudem hat HP Flachbildschirme präsentiert mit Bildschirmdiagonalen zwischen 15 und 19 Zoll. Diese Geräte stammen von Herstellern wie Philips und LG Electronics.