Web

HP verpasst die Erwartungen

12.08.2004
HP hat überraschend schon heute Zahlen zum dritten Quartal vorgelegt. Dabei enttäuschte vor allem der Bereich Enterprise Servers and Storage, was personelle Konsequenzen haben wird.

Hewlett-Packard hat heute vor Öffnung der US-Börsen seine "vorläufigen Zahlen" zum dritten Fiskalquartal 2004 vorgelegt (der Bericht war eigentlich für den 18. August angesetzt). Der Nettogewinn betrug 586 Millionen Dollar oder 19 Cent pro Aktie, fast doppelt so viel wie die 297 Millionen Dollar oder zehn Cent je Anteilschein aus dem Vorjahresquartal. Allerdings lag das Pro-forma-Ergebnis von 24 Cent pro Aktie deutlich unter den Erwartungen der von Thomson First Call befragten Wall-Street-Analysten, die hier mit 31 Cent je Anteilschein gerechnet hatten. Auch die Prognose für das laufende vierte Quartal liegt unter der Erwartung der Analysten.

Den Quartalsumsatz konnte HP von 17,35 Milliarden Dollar um neun Prozent auf 18,89 Milliarden Dollar steigern (die Analysten rechneten mit 19,01 Milliarden Dollar). Positive Währungseffekte herausgerechnet wären die Einnahmen um fünf Prozent gestiegen. "Obwohl wir mit unserer Leistung bei Personal Systems, Imaging und Printing, Software sowie Services zufrieden sind, werden deren solide Ergebnisse von nicht akzeptabler Umsetzung bei Enterprise Servers and Storage überschattet", klagte Konzernchefin Carleton "Carly" Fiorina. "Wir nehmen daher sofort Veränderungen im Management vor. In diesem Bereich beschleunigen wir außerdem unsere Pläne zur Margenverbesserung. Damit erwarten wir, dass diese Sparte im vierten Quartal in die schwarzen Zahlen zurückkehrt."

Die Technology Group, in der HP seit kurzem die Bereiche Enteprise Servers and Storage, Software und Services zusammengefasst hat, kam auf sieben Milliarden Dollar Umsatz, ein Plus von vier Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der operative Profit ging von 209 auf 56 Millionen Dollar zurück.

Bei Enterprise Servers and Storage fiel der Umsatz im Jahresvergleich um fünf Prozent auf 3,4 Milliarden Dollar. Hier stiegen die Einnahmen bei PC-Servern zwar um zwei Prozent, dafür sanken die Erlöse mit "unternehmenskritischen Servern" um acht Prozent auf 828 Millionen Dollar (Unix plus acht Prozent, Alpha minus 32 Prozent, Nonstop minus 25 Prozent). Der Storage-Umsatz sackte um15 Prozent auf 709 Millionen Dollar (Online minus 23 Prozent, Nearline minus 16 Prozent).

Insgesamt stand bei Enterprise Servers and Storage unterm Strich ein operativer Verlust von 208 Millionen Dollar im Vergleich zu einem Fehlbetrag von 20 Millionen Dollar im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Dafür sollen unter anderem auch ein neues System für Auftragsbearbeitung und Lieferkettenverwaltung (von SAP, nähere Details sind nicht bekannt) in den USA sowie Channel-Kompensation, aggressive Rabatte und der Wechsel zu einer zentralisierten Forderungsbearbeitung in Europa verantwortlich sein.

Im Softwaregeschäft legte HP um 17 Prozent auf 223 Millionen Dollar Umsatz zu (OpenView sogar plus 26 Prozent) und lieferte aufgrund hoher Investitionen in die Adaptive-Enterprise-Strategie 45 Millionen Dollar operativen Verlust ab. Die Servicesparte wuchs um zwölf Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar (Managed Services plus 42 Prozent) und kam auf 309 Millionen Dollar operativen Profit, ein Rückgang um 26 Millionen Dollar gegenüber dem Berichtszeitraum des Vorjahres. Die Personal Systems Group steigerte ihre Einnahmen um 19 Prozent auf 5,9 Milliarden Dollar (Desktops plus 26, Notebooks plus zwölf Prozent). Unterm Strich erzielte die PC-Sparte 25 Millionen Dollar operativen Gewinn nach einem Verlust von 56 Millionen Dollar vor Jahresfrist.

Cash Cow war einmal mehr die Sparte Imaging and Printing, die beim Umsatz um acht Prozent auf 5,6 Milliarden Dollar zulegte (Business-Produkte plus acht, Home-Geräte minus fünf Prozent) und im Laufe des Quartals fast zehn Millionen Drucker verkaufte. Steigende Digitalkamera-Verkäufe machten einen Rückgang bei Scannern mehr als wett, im Bereich Digital Imaging stiegen die Erlöse um elf Prozent. Unterm Strich lieferte Imaging and Printing ein operatives Rekordergebnis von 837 Millionen Dollar ab.

Für das laufende vierte Quartal erwartet HP Einnahmen im Bereich von 21 bis 21,5 Milliarden Dollar sowie ein Pro-forma-Ergebnis von 35 bis 39 Cent pro Aktie. Die Analysten gingen bislang von 43 Cent Gewinn je Anteilschein aus.

Im morgendlichen NYSE-Handel wurde HP für die schlechten Nachrichten bereits böse abgestraft: Nachdem die Aktie gestern zum Fixing bei 19,52 Dollar notiert hatte, fiel sie bereits um knapp 15 Prozent auf 16,65 Dollar (Stand: 9:37 Uhr US-Ostküstenzeit). (tc)