Druckergeschäft ist der einzige Gewinnbringer

HP verliert bei PCs und Servern

06.09.2002
MÜNCHEN (CW) - Hewlett-Packard (HP) hat im dritten Quartal enttäuschende Zahlen veröffentlicht. Abgesehen vom traditionell starken Geschäft mit Druckern muss HP nach der Fusion mit Compaq ernüchternde Verluste im PC- und auch im Enterprise-Server-Geschäft hinnehmen. Darüber hinaus ist auch das Service-Geschäft rückläufig.

HP erwirtschaftete im abgelaufenen Vierteljahr einen Nettoumsatz von 16,5 Milliarden Dollar. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres beliefen sich die zusammengeführten Erlöse von HP alt und Compaq auf rund 18,6 Milliarden Dollar. Der Umsatz fiel somit im Jahresvergleich um 11,3 Prozent. Gegenüber dem zweiten Quartal 2002 reduzierte er sich immerhin noch um neun Prozent. Der Nettoverlust betrug im dritten Quartal 2,03 Milliarden Dollar, im Vorjahr lediglich 116 Millionen Dollar.

Bilanz ist nicht rosig

Unternehmenschefin Carleton Fiorina sagte bei Bekanntgabe der Ergebnisse, man liege völlig im Plan. President Michael Capellas fügte hinzu, trotz der allgemeinen Probleme am Weltmarkt habe man die Ziele bezüglich der Produktpläne erreicht sowie die Managementstrukturen und Verkaufsmannschaften in allen Regionen etabliert. Das Unternehmen ziele weiter darauf ab, wieder profitabel zu werden - unter anderem durch zusätzliche strukturelle Kostenreduzierungen. Zudem wolle man das Augenmerk auch künftig verstärkt auf Möglichkeiten richten, über den Direktvertrieb das Geschäft anzukurbeln.

Bei Betrachtung der einzelnen Produktkategorien sieht die Bilanz indes nicht sehr rosig aus: Im PC-Segment erlitt HP einen Umsatzrückgang von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. In diese Kategorie rechnet das Unternehmen Handhelds, PCs für kommerzielle Zwecke und für Privatanwender, Notebooks sowie Workstations. Der Umsatz in diesem Segment belief sich auf 4,8 Milliarden Dollar. Das sind 28,7 Prozent der gesamten Unternehmenserlöse.

Noch heftiger waren die Verluste im Bereich der Enterprise Systems. Hierzu gehören Unix-, Linux- und Windows-basierende Server genauso wie fehlertolerante Maschinen der Himalaya-Linie. In diesem Segment schmerzen die Verluste besonders, denn hier erzielen Systemhersteller normalerweise einträgliche Margen, mit denen sie das verlustreiche Geschäft anderer Bereiche subventionieren. HPs Enterprise-Umsätze fielen gegenüber 2001 gleich um 22 Prozent. Auch in Gegenüberstellung mit dem vorhergehenden Quartal verzeichnet das Unternehmen einen Umsatzrückgang von acht Prozent. Insgesamt nahm HP mit den Servern der verschiedenen Kategorien 3,8 Milliarden Dollar ein - 22,8 Prozent vom gesamten Firmenerlös.

Sowohl im PC-Segment (198 Millionen Dollar) als auch mit Servern (422 Millionen Dollar) schreibt HP tiefrote Zahlen. Das gilt für die Sparte Services zwar nicht, wo die Profitbilanz mit 276 Millionen Dollar Gewinn positiv ausfällt. Gegenüber dem Vorjahr (384 Millionen Dollar) ist der Gewinn aber erheblich gesunken. Der Umsatz mit vor allem Hardware-orientierten IT-Dienstleistungen fiel von 3,2 auf knapp drei Milliarden Dollar. Das entspricht 18 Prozent des Unternehmenserlöses im dritten Quartal.

Glanzlicht Drucker

Glanzlicht in HPs Bilanz ist und bleibt das Geschäft mit Druckern, also die Sparte Imaging and Printing. Mit Peripheriegeräten, insbesondere mit deren Ersatzkomponenten wie Kartuschen, Farbpatronen etc. erwirtschaftet HP zwar nur knapp so viel Umsatz wie mit dem PC-Geschäft (4,7 Milliarden Dollar). Diesen Erlös konnte das Unternehmen aber um 418 Millionen Dollar gegenüber dem dritten Quartal 2001 steigern.

Beim Gewinn wird die Ausnahmestellung des Printing-Segments innerhalb des HP-Konzerns erst recht deutlich: Hier fuhr das Unternehmen einen Profit von 813 Millionen Dollar ein. Das ist gegenüber dem Vergleichszeitraum von 2001 eine Steigerung von 137 Prozent (343 Millionen Dollar).

Das extrem hohe Defizit ist in erster Linie den rund 2,4 Milliarden Dollar Kosten für den Zusammenschluss mit Compaq und anderen Abschreibungen geschuldet. Ohne die Sonderbelastungen hätte HP im aktuellen Berichtszeitraum einen Gewinn von 420 Millionen Dollar oder 14 Cent je Anteilschein erzielt, für den fast ausschließlich die Druckerabteilung verantwortlich zeichnet. Die Erwartung der Analysten in die Profitbilanz erfüllte HP laut First Call/Thomson auf den Punkt. Vor einem Jahr betrug der addierte Pro-Forma-Profit der seinerzeit noch nicht fusionierten Unternehmen nur 320 Millionen Dollar oder elf Cent pro Aktie. Der Umsatz lag allerdings um 200 Millionen Dollar unter den Vorhersagen der Wallstreet.

Fast 5000 Mitarbeiter entlassen

HP-Chefin Carly Fiorina zeigte sich insgesamt mit dem Ergebnis zufrieden. Das Unternehmen sei auf dem richtigen Weg, um die Erwartungen für das zweite Halbjahr zu erreichen. Im laufenden vierten Geschäftsquartal rechnet der Konzern mit einem Pro-forma-Gewinn von 22 Cent pro Aktie bei Einnahmen in Höhe von 17,4 Milliarden Dollar.

Finanzchef Bob Wayman fügte hinzu, HP liege auch mit seinen Kostensenkungsmaßnahmen im Plan. Das Unternehmen habe seit der Fusion Anfang Mai 2002 bereits 4740 Stellen gestrichen. Bis Ende Oktober 2002 sollen 10 000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Insgesamt fallen dem Firmenzusammenschluss laut Wayman weltweit voraussichtlich 15 000 Positionen zum Opfer. Die Konzernspitze verspricht sich von diesen und anderen Restrukturierungsmaßnahmen Einsparungen von 500 Millionen Dollar im laufenden Geschäftsjahr. 2003 sollen die Betriebskosten dann bereits um 2,5 Milliarden, im übernächsten Jahr um drei Milliarden Dollar sinken. (jm)

Abb: Anteile der HP-Produktbereiche am Firmenumsatz

Ohne die Druckersparte würde HP tiefrote Zahlen schreiben. Quelle: HP/CW