Mit Servern weiter in den roten, mit PCs in den schwarzen Zahlen

HP überzeugt Analysten auch ohne große Ideen

30.05.2003
MÜNCHEN (CW) - Hewlett-Packard (HP) hat in seinem zweiten Geschäftsquartal hinsichtlich Umsatz und Gewinn die Erwartungen der Wallstreet erfüllt. Einmal mehr allerdings war in erster Linie das Druckergeschäft für die unterm Strich guten Zahlen verantwortlich.

HP hat im zweiten Quartal 2003 (Ende: 30. April) einen Umsatz von 17,98 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Die von Thomson First Call befragten Analysten hatten mit 17,7 Milliarden Dollar gerechnet. Im ersten Vierteljahr betrug der Umsatz 17,88 Milliarden Dollar.

Der Nettogewinn lag im jetzt abgeschlossenen zweiten Vierteljahr bei 659 Millionen Dollar oder 22 Cent pro Aktie, im ersten Quartal 2003 bei 721 Millionen Dollar. Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen ohne Compaq 252 Millionen Dollar oder 13 Cent Reingewinn je Anteilschein gemeldet.

Eins und eins macht beinahe zwei

Da HP im zweiten Quartal 2002 noch kein konsolidiertes Ergeb-nis als Gesamtunternehmen mit Compaq vorlegen konnte, sind Vergleiche zwischen dem jetzt abgeschlossenen Vierteljahr und dem Vergleichszeitraum des Vorjahres schwierig. Würde man das Einzelergebnis von Compaq vom ersten Quartal 2002 (Ende: 31. März 2002) heranziehen und den seinerzeit erzielten Umsatz von 7,7 Milliarden Dollar mit den 10,6 Milliarden Dollar Umsatz von HP für das zweite Quartal 2002 (Ende: 30. April) addieren, ergäbe sich ein Gesamtumsatz der beiden Unternehmen von 18,3 Milliarden Dollar.

HP übertraf sowohl beim Gewinn als auch beim Umsatz die Erwartungen, steigerte den Cashflow und reduzierte den Fehlbetrag in seiner Enterprise-Computing-Sparte, die Server und Storage verkauft. "Angesichts der Tatsache, dass der Integrationsprozess noch läuft, deuten die Zahlen auf eine Stabilisierung des Geschäfts hin", kommentierte Sanford-Bernstein-Analyst Tony Sacconaghi. "Es schafft Vertrauen, dass HP sich Ziele setzen und diese auch erreichen kann."

Konzernchefin Carleton "Carly" Fiorina äußerte sich verhalten angesichts der näheren Aussichten: "Wir sehen keinerlei kurzfristigen Katalysator für die IT-Nachfrage." HP werde die Erwartungen der Finanzwelt von 36,4 Milliarden Dollar Umsatz und 62 Cent Pro-forma-Gewinn pro Aktie im zweiten Halbjahr erfüllen, sagte die Managerin, ohne jedoch die Prognose anzuheben.

Der Pro-forma-Gewinn hätte sogar bei 29 Cent pro Aktie gelegen, wenn nicht im zweiten Quartal noch Restrukturierungskosten in Höhe von 234 Millionen Dollar angefallen wären. Auch die Kosten, die aus der Akquisition entstanden, sind gegenüber dem ersten Quartal 2003 (86 Millionen Dollar) noch einmal gestiegen (126 Millionen Dollar).

Trotz der guten Zahlen sind bei HP zentrale Probleme nicht gelöst. Die bislang ständig mit roten Zahlen kämpfende Sparte Enterprise Systems Group (ESG) fuhr auch im zweiten Quartal 2003 ein mit sieben Millionen Dollar negatives Ergebnis ein. Das Defizit konnte allerdings gegenüber dem ersten Quartal (minus 83 Millionen Dollar) erheblich reduziert werden. Der Umsatz betrug knapp 3,9 Milliarden Dollar, was gegenüber dem ersten Vierteljahr 2003 (3,74 Milliarden Dollar) eine leichte Steigerung bedeutet. HP sagte, der derzeit einzig defizitäre Bereich werde im zweiten Halbjahr profitabel sein.

Die Personal Systems Group (PCs, Handhelds, Notebooks) hat gegenüber den Monaten November 2002 bis Januar 2003 einen fast unveränderten Umsatz von 5,1 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Der operative Gewinn der PSG-Division betrug 21 Millionen Dollar (erstes Quartal: 33 Millionen Dollar).

Die Umsätze im Servicebereich legten um 70 Millionen Dollar auf 3,03 Milliarden Dollar zu. Allerdings machte dieser Sektor mit 301 Millionen Dollar ebenfalls weniger operativen Gewinn als im ersten Fiskalquartal 2003 (341 Millionen Dollar).

Das Druckergeschäft sicherte den Gewinn

Wie bei HP eigentlich immer, musste auch diesmal der vierte Bereich, das Druckergeschäft, fast im Alleingang den Gewinn des Gesamtunternehmens sichern. Die Imaging and Printing Group (IPG) erzielte zwar mit etwas mehr als 5,5 Milliarden Dollar ein unwesentlich schlechteres Umsatzresultat als im ersten Quartal (5,6 Milliarden Dollar). Aber der Profit stieg von 907 auf 918 Millionen Dollar.

Damit liegt der Umsatz des PSG-Geschäfts mit 5,1 Milliarden nur um 400 Millionen Dollar unter dem Ergebnis der Renommierabteilung IPG. Letztere erzielte aber einen um das 44-fache höheren Gewinn.

3500 Entlassungen,4000 Neueinstellungen

Den Cashflow steigerte HP gegenüber dem Vorquartal um 600 Millionen auf 2,5 Milliarden Dollar. Finanzchef Bob Wayman erklärte, das Ziel von 17 900 im Zuge der Fusion mit Compaq abzubauenden Stellen sei fast erreicht. Zu Ende April seien 16 600 Jobs gestrichen gewesen. Um weitere 2300 Arbeitsplätze habe sich HP im zweiten Quartal aufgrund der schlechten Marktsituation reduziert. Wayman kündigte an, HP werde im zweiten Fiskalhalbjahr weitere 3500 Stellen streichen, um die Mitarbeiterstärke an die Kostenstruktur anzupassen. Im gleichen Zeitraum werde der Konzern aber auch 4000 Mitarbeiter neu einstellen. HP schätzt, dass seine Belegschaft Ende Oktober 140060 Mitarbeiter umfassen wird nach 153 500 zum Zeitpunkt der Compaq-Übernahme im Mai vergangenen Jahres. (jm)