Konsolidierung im IT-Servicemarkt

HP übernimmt EDS: Die Hintergründe

16.05.2008
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Warum stimmt EDS der Übernahme zu?

EDS ist ein gesundes Unternehmen. Aus einer schwierigen Phase mit einer schmerzvollen Konsolidierung vor rund vier Jahren ist das Unternehmen deutlich schlanker und stärker hervorgegangen. Im Zuge des Heilungsprozesses blieben die Management-Beratung A.T.Kearney sowie die Softwaresparte UGS auf der Strecke. Beide Einheiten wurde verkauft, um das originäre IT-Infrastruktur-Outsourcing-Geschäft zu betonen. Das ist gelungen, doch seitdem tut sich EDS schwer, die Wachstumsphantasie der Investoren zu wecken. Seit Mitte 2007 fiel der Aktienkurs, der Umsatz wuchs um bescheidene 3,4 Prozent und die Betriebsmarge verharrte bei sechs Prozent. Das ist zu wenig in einem Umfeld, in dem die Konkurrenz zum Teil zweistellig wächst. Das Management um Ronald Rittenmeyer hat den Ausbau in neue Geschäftsfelder wie BPO, Offshoring und SAP-Implementierungen zwar vorangetrieben. Erfolge in einer Größenordnung, die die Anleger befriedigt, haben sich aber nicht eingestellt.

Was erwartet die Mitarbeiter?

Es ist eine Binsenweisheit, dass Fusionen zu Lasten der Belegschaft betrieben werden. Das Ausmaß ist nicht bekannt, alles andere als ein tiefer Einschnitt wäre aber eine Überraschung. Im Servicesektor beschäftigen HP und EDS gemeinsam 210 000 Mitarbeiter, die einen Umsatz von 38 Millionen Dollar erzielen. Zum Vergleich: 180 000 IBM-Global-Service-Mitarbeiter haben im vergangenen Jahr 54 Milliarden Dollar eingefahren. Big Blues Verhältnisse lassen sich jedoch nicht ohne Weiteres auf das neue Konstrukt übertragen, weil IBM sehr viele Berater beschäftigt, die naturgemäß einen höheren Pro-Kopf-Umsatz erzielen. Die Zahlen geben aber Hinweise auf eine mögliche Größenordnung.

Viele Analysten erwarten zudem einen kulturellen Konflikt, nicht zuletzt weil das HP-Management EDS-Chef Ronald Rittenmeyer eine tragende Rolle im Merger eingeräumt hat. "Sein Mandat bei HP verspricht eine der faszinierendsten Fallstudien zu werden", erwartet das "Wall Street Journal". Rittenmeyer gilt als zielstrebige, kontrollierte und an Resultaten interessierte Führungskraft, ist aber Schilderungen zufolge auch ein aggressiver Manager, der seine Untergebenen gerne feuert, wenn sie nicht strammstehen. HP pflegt bekanntermaßen einen einvernehmlichen Führungsstil, wenngleich auch hier Gepflogenheiten einer hierarchischen Organisationsstruktur Einzug gehalten haben.