Ausbau der Management-Plattform

HP trimmt seine Openview-Suite auf E-Services und das ISP-Geschäft

24.11.2000
BERLIN (jha) - Zwei Faktoren beeinflussen den künftigen Kurs von Hewlett-Packards (HPs) System-Management-Suite "Openview". Zum einen sollen die Verwaltungswerkzeuge HPs E-Services-Initiative begleiten. Des Weiteren wirft HP seine Erfahrung mit dem TK-Management in die Waagschale, um im Markt für Internet-Service-Provider (ISPs) Fuß zu fassen.

Die Openview-Division von HP kann sich auf die Schultern klopfen. Während der Konzern für die Analysten enttäuschende Zahlen vorwies, legte der für das System-Management zuständige Geschäftsbereich eine ordentliche Bilanz hin: "Wir haben im letzten Quartal ein Wachstum von 60 Prozent erreicht", verkündete Patty Azzarello, General Manager der Openview Software Business Unit, anlässlich der europäischen Hausmesse "HP Openview Universe". Zum Vergleich: Im selben Zeitraum wuchs das Geschäft des HP-Konzern um 15 Prozent. Pro Anteilschein erwirtschaftete das Unternehmen einen Gewinn von 41 Cent - die Analysten hatten mit 51 Cent gerechnet.

Vielleicht hat sich HPs oberste Chefin Carleton Fiorina durch das gute Abschneiden erweichen lassen, die Openview-Division auf Einkaufstour zu schicken. Patty Azzarello ließ sich jedenfalls nicht lange bitten und kaufte den Sourcecode des "Network Management Operating System" (NMOS) der Version 3 von Riversoft Technologies. NMOS soll in Openviews "Network Node Manager" integriert werden und dort vor allem Überwachungsfunktionen auf der Netzebene zwei übernehmen. Das Riversoft-Produkt erfasst Management-Informationen von Netzgeräten wie Switches und Hubs von verschiedenen Herstellern und konsolidiert sie in einer eigenen proprietären Datenbank. Aus diesen Informationen lässt sich etwa die Topologie der Infrastruktur erstellen, die sie bei Veränderungen dynamisch nachbilden soll.

Die Riversoft-Lösung fließt in HPs Netz-Management-Portfolio ein. Weitere Beispiele aus diesem Bereich sind HPs Flaggschiff, der Network Node Manager, die "Vantagepoint Internet Services" sowie die "Openview-Service-Assurance"-Lösung für das Verwalten von TK- und IP-Netze. Eine weitere auf der Hausmesse veröffentlichte Neuigkeit ermöglicht das Management von M-Commerce-Diensten.

Für Nokias WAP-Server stellt HP künftig ein Smart Plug-In (SPI) zur Verfügung, mit dessen Hilfe sich die für mobile Datendienste erforderlichen Komponenten und Netze beobachten lassen. Gemeinsam mit dem Hersteller Tantau entwickelten die HP-Experten zudem ein SPI für Finanzdienstleister, die ihre Internet- und mobilen Infrastrukturen über eine Konsole verwalten wollen. Schließlich entwarf man zusammen mit Nextenso eine Management-Umgebung für Netzbetreiber und Internet-Service-Provider. Die Lösung soll die Fehlersuche und das Performance-Management der Internet-Portal-Software von Nextenso erlauben.

Diese drei M-Commerce-Verwaltungslösungen sind Teil einer HP-Kampagne, verstärkt auf den Markt für Internet-Service-Provider zuzugehen. Dabei spielt HP seinen Trumpf aus, bereits über laufende TK-Management-Tools etwa der Network-Node-Manager-Linie zu verfügen. Das Angebot aus diesem Bereich plant HP noch auszubauen. Neben den klassischen Funktionen wie das Alarm-, Performance- und Event-Management sollen Möglichkeiten zur Analyse des Nutzungsverhaltens, für Abrechnung und Kundenpflege sowie das Workflow-Management eingeführt werden.

Die letzteren Disziplinen zielen auf eine Kategorie von Management-Tools, die HP als E-Service-Management umschreibt. Derartige Verwaltungsdienste bauen auf die Informationen des Netz-, Applikations-, System- und Storage-Managements, nutzen aber auch die Ergebnisse der Tools, die HP unter dem Begriff IT-Service-Management als der Verwaltung von Service-Level-Agreements zusammenfasst. Das E-Service-Management verfolgt jedoch den Ende-zu-Ende-Ansatz bei Web-Diensten.

In die Verwaltung von E-Service-Umgebungen fließen also Erkenntnisse über die Sicht des Endbenutzers auf die Web-Dienste ein. Für den Betreiber selbst will HP Mess- und Verwaltungslösungen für Datenbanken, Web-Server, Applikationen und andere Komponenten zur Verfügung stellen. Schließlich müssen noch Anbieter in die Verwaltung eingebunden werden, die im Rahmen einer E-Service-Umgebung externe Dienste offerieren. Aus der IT-Umgebung der Partner müssen demnach auch Management-Informationen eingesammelt werden.

Das ist jedoch noch Zukunftsmusik, aktuell beschäftigt sich HP vornehmlich mit dem Ausbau seines Portfolios für das IT-Infrastruktur- und das Service-Management. So kündigte Christina Mahon, New Business Development Manager in der Openview Division, für das erste Halbjahr 2001 verschiedene Verbesserungen an. Der Network Node Manager soll etwa beim IP-Multicasting-Management ausgebaut werden und für die Vantagepoint Internet Services werden weitere Dienste bereitgestellt. Im Bereich des System- und Performance-Managements wird es in den kommenden sechs Monaten Lösungen für die Linux-Ausführungen von Suse und Red Hat geben. Außerdem will HP das TCP-basierte Management durch Firewalls hindurch fertig stellen. Darüber hinaus sollen Smart Plug-Ins für die I2- und Commerce-One-Plattformen entworfen werden. Schließlich arbeiten die Entwickler an einem Ausbau des Speicherverwaltungs-Tools "Omniback".

E-SERVICESMit seiner E-Service-Initiative möchte HP eine neue Form von Web-basierten Dienstleistungen schaffen. Technische Basis dafür ist das E-Business-Framework "E-Speak", ein von HP definierter Kommunikationskodex für E-Service-Anbieter. Die Funktionsweise dieses Ansatzes lässt sich anhand einer Reisebuchung erläutern. Der Kunde sucht etwa die Seite einer Fluggesellschaft auf. Dort gibt er sein gewünschtes Ziel an, den Preisrahmen und zusätzliche gewünschte Dienste wie Mietautoreservierung oder Besuch von Veranstaltungen. Um diesen Auftrag können sich nun Autoverleihfirmen, Hotels, Reisebüros etc. bewerben. In einer Art Auktion bekommen die jeweils günstigsten Anbieter den Zuschlag. Das alles läuft im Hintergrund ab, der Kunde bekommt letztlich eine Auswahl an Angeboten oder ein Komplettpaket samt Preis. Die Fluggesellschaft, die in diesem Beispiel der erste Anlaufpunkt des Urlaubers war, bietet mit den E-Services seiner Kundschaft eine neue Dienstleistung.

Abb: Mit dem E-Service-Management verfolgt HP einen Ende-zu-Ende-Ansatz. Darunterliegende Schichten liefern die erforderlichen Daten. Quelle: HP