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HP-Skandal: Wie viel wusste Mark Hurd?

21.09.2006
Im Spitzelskandal bei Hewlett-Packard (HP) beginnen die US-amerikanischen Medien jetzt, sich auf den amtierenden CEO Mark Hurd einzuschießen.

Das "Wall Street Journal", selbst von HPs Schnüffeleien betroffen, berichtet heute, dem Blatt vorliegende interne E-Mails von Hewlett-Packard legten nahe, dass Hurd enger in einige Aspekte der umstrittenen Nachforschungen verwickelt gewesen sei als bislang bekannt.

Wann genau Hurd davon erfahren habe, dass HP bei seiner internen Suche nach Informationslecks persönliche Telefondaten ausspähen ließ, sei noch unklar. Die E-Mails deuteten aber darauf hin, dass Hurd spätestens in diesem Frühjahr auf dem Laufenden gewesen sei und sogar selbst Vermutungen geäußert habe, welche Directors im HP-Verwaltungsrat undichte Stellen sein könnten.

HP selbst hatte bereits eingeräumt, Hurd habe im März eine Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse erhalten, sich dabei aber nicht darauf fokussiert, auf welchem Wege die Resultate zustande gekommen waren. Der frühere NCR-Chef will morgen am HP-Hauptsitz in Palo Alto, Kalifornien, eine Pressekonferenz abhalten. Dem Manager schreibt man bislang vor allem den erfolgreichen Turnaround von HP nach dem Rauswurf von Amtsvorgängerin Carleton "Carly" Fiorina zu.

Unterdessen sah sich die Verwaltungsratschefin Patricia Dunn auf einem Gala-Dinner der Lobbyvereinigung Bay Area Council wegen der Spitzelaffäre mit harscher Kritik konfrontiert. Dunn erhielt dort einen "Hall-of-Fame"-Preis für ihre langjährigen unternehmerischen Erfolge und Standing Ovations lokaler Manager. Sie bedankte sich beim Council "für den Mut, Ihre Entscheidung unter diesen unerwarteten Umständen aufrechtzuerhalten" und kündigte an, sie wolle demnächst Klarheit in die HP-Affäre bringen.

"Über diesen Maelstrom kann ich nur sagen, dass ich mich auf den Zeitpunkt in der näheren Zukunft freue, an dem ich die Sache richtigstellen und mein Leben wieder so unauffällig wie möglich führen kann", sagte Dunn. Die Chairman hat bereits ihren Rücktritt für Anfang kommenden Jahres angekündigt; dann soll Hurd ihren Posten übernehmen. (tc)