Neues System rp8400: Superdome in der Midrange-Klasse

HP setzt die Server-Konkurrenz unter Druck

28.09.2001
MÜNCHEN (ls) - Hewlett-Packard bringt mit dem Unix-Server "rp8400" Features aus der Spitzenklasse der "Superdome"-Systeme ins Midrange. Das Preis-Leistungs-Verhältnis setzt die Konkurrenz von Sun und IBM unter Druck.

Zwischen die Server der N-Klasse und das Highend-System Superdome schiebt HP mit dem rp8400 einen Rechner, der eine Leistungslücke schließt. Das System bringt es auf den Benchmark-Wert von 140 239,97 tpmC ("C"-Transaktionen pro Minute). Aufmerken lässt dabei insbesondere das sehr günstige Preis-Leistungs-Verhältnis von 16,48 Dollar pro tpmC der für diesen Test voll ausgestatteten Maschine.

Und es passt allerhand in das nur 75 Zentimeter hohe Rack-Chassis hinein: Bis zu vier CPU-"Cellboards" tragen jeweils maximal vier Prozessoren vom HP-eigenen Risc-Typ PA-8700, die wahlweise mit 650 oder 750 Megahertz getaktet sind. Diese Cellboards gibt es auch in den Superdome-Jumbos von HP, sind dort aber mit einem anderen Chipset versehen, wodurch sie sich noch stärker aufrüsten lassen. Jedes Cellboard kann auf 16 Speicherplätze zugreifen, was einen Hauptspeicherausbau von 2 auf 64 GB möglich macht. Für das RAM nutzt HP eine fehlerkorrigierende "Chip-Spare"-Technologie, die der "Chip-Kill"-Technik der Superdomes ähnlich ist.

Ausfallsicher und fehlertolerant

Im Gehäuse lassen sich vier mal vier Olar-PCI-Steckkarten für externe I/O installieren; eine Upgrade-Möglichkeit auf künftige PCI-X-Karten ist vorbereitet. Oben in den Kraftwürfeln ist Platz für vier interne Festplatten mit je 18 oder 36 GB Kapazität und zwei DVD-Laufwerke. Steckkarten und Speicher können im laufenden Betrieb ausgewechselt werden. Die Lüfter und die Stromversorgung sind redundant ausgelegt und "hot-swapable", insgesamt versorgen sechs Netzteile das System.

Die Mindestausstattung des rp8400 birgt zwei 650-Megahertz-CPUs auf einem Cellboard und 2 GB Hauptspeicher. Das kostet 124000 Dollar. Bestückt mit 16 der schnelleren Prozessoren und 64 GB RAM hat die Maschine einen Preis von 1,1 Millionen Dollar. Bei einer Aufrüstung schlagen die paarweise zu installierenden CPUs mit 46000 Dollar (650 Megahertz) oder 56000 Dollar (750 Megahertz) zu Buche.

In der Regel dürften Kunden die Server mit mehr CPUs als aktuell benötigt kaufen. Pro Board muss ein Prozessor aktiviert sein. Die Reserve-CPUs kann man ohne Neustart per "instant Capacity on Demand" (iCOD) zuschalten. Die Systemsteuerung sieht eine automatische Freischaltung von CPUs vor, sobald andere ausfallen (hot fail-over).

Momentan müssen die Prozessoren auf einem Cellboard noch in der gleichen Taktfrequenz arbeiten. HP hat schon angekündigt, dass in Zukunft auch eine Besetzung mit unterschiedlich schnellen CPUs möglich sein wird. Außerdem sollen sich Boards verschiedener Typen mischen lassen. Neben den heutigen Cellboards für PA-Risc-Prozessoren (auch künftiger Bautypen) soll es solche mit IA-64-CPUs, zuerst vom Typ Itanium, geben.

Die rp8400-Server sind mit zwei Haupt-I/O-Karten ausgestattet. Das hat Folgen: So ist es möglich, die vier CPU-Boards in zwei völlig voneinander isolierte symmetrische Multiprozessor-Server zu partitionieren. Neben der heutigen hardwareseitigen soll ab Anfang nächsten Jahres auch eine softwareseitige logische Partitionierung (vPar) möglich sein. Einzelne oder Gruppen von CPUs ließen sich dann während des Betriebs dynamisch laufenden Anwendungen zuordnen. Man könnte auch in einem Gerät ein Cluster aus 16 Servern einrichten, auf denen unterschiedliche Betriebssysteme laufen.

Vorzugsweise mit HP-UX 11i

Mit dieser Ausstattung hat es HP geschafft, vom Uptime Institute für den rp8400 als bisher einzigem Server die Hochverfügbarkeits-Zertifizierung der Stufe IV für fehlertolerante Systeme zu erhalten. Hohen Anteil hat daran allerdings auch das Betriebssystem und die ihm nahe Software.

Das Betriebssystem der rp8400 ist Hewlett-Packards Unix-Variante HP-UX 11i. Dieses bringt gegenüber der Vorgängerversion 11.0 einige Fortschritte, zum Beispiel dynamische Kernel-Konfiguration und eine schnellere Adressierung der CPUs. Die Skalierung der Prozessorenzahl führt nach Angaben von HP nicht mehr zu einem nachlassenden Leistungszuwachs. Ein Intrusion-Detection-System (IDS) sorgt hinter der Firewall dafür, dass keine Systemparameter verändert werden.

HP spricht sich bei einem System dieser Leistungsklasse nicht für die Verwendung von Linux aus. Allerdings empfiehlt das Unternehmen, das quelloffene Betriebssystem für die Entwicklung von Applikationen zu nutzen und sie dann auf HP-UX 11i zu portieren. HP-UX 11i soll dank einer Linux-API und einer GNU-Tool-Kette zu 96 Prozent Linux-kompatibel sein, so dass ein großer Teil der Linux-Anwendungen direkt auf dem HP-Unix laufen könnte. Das Unternehmen betrachtet Linux als das Betriebssystem der Wahl für Web-Server und Server-Appliances.

Im Übrigen steht bei HP Betriebssystem-nahe Software zur Administration und besseren Ausnutzung der Ressourcen eher im Zentrum der Aufmerksamkeit. So gibt es einen "Service Control Manager" sowie einen "Partition Manager". Erweitert wird der "Processor Resource Manager" (prm) durch "Workload-Management" (wlm). Das ordnet Systemkapazitäten den Anwendungen nach vordefinierten Zielen wie Antwortzeiten oder Jobdauer zu.

In ähnlicher Weise flexibel ist HP in puncto Lizenzmodelle. Normalerweise sind bei HP-UX unter der "per-processor license" (PPL) pro CPU 3100 Euro zu zahlen. Im Falle des Servers rp8400 ist das HP-Unix im Preis inklusive. Für den Server selber gibt es unterschiedliche Preismodelle: Die Variante "Capacity-on-Demand" ermöglicht das Hinzufügen von Rechenkapazität im Bedarfsfall. "Pay-per-Forecast" liegt eine Kalkulation des Bedarfswachstums zugrunde. Neu ist das Modell "Pay-per-Use", das auf monatlicher Basis die tatsächliche Auslastung von Hard- und Software in Rechnung stellt. Neben dem Geräteleasing bietet HP eine Reihe von Finanzierungsmodellen sowie Sonderkonditionen für den Umstieg auf den Server rp8400 an.