HP sagt IBM den Kampf um den Spitzenplatz an

21.11.2006
Hewlett-Packard hat für das vergangene Quartal starke Zahlen präsentiert. IBM muss nun um seine Topposition im weltweiten IT-Markt bangen.

Der seit Juni 2005 amtierende Konzernchef Mark Hurd hat allen Grund, sich zu freuen. Erst vor wenigen Wochen war es Hewlett-Packard gelungen, den Rivalen Dell nach etwa drei Jahren wieder als führenden PC-Hersteller abzulösen. Und jetzt entriss HP dem Rivalen IBM nach den jüngsten Quartalszahlen auch noch die Krone des weltweit größten IT-Herstellers. Der Umsatz kletterte im abgelaufenen vierten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um sieben Prozent auf 24,6 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn vervierfachte sich auf 1,7 Milliarden Dollar. Das Vorjahresergebnis war allerdings durch Rückstellungen für Restrukturierungsmaßnahmen deutlich belastet gewesen. IBM hatte dagegen in seinem letzten, dritten Quartal Einnahmen von 22,6 Milliarden Dollar erwirtschaftet, dabei allerdings einen Nettogewinn von 2,2 Milliarden Dollar ausgewiesen.

Geschäftsergebnisse der einzelnen Sparten

Quartal 4/2006 Quartal 4/2005

Enterprise Storage & Server

Umsatz 4,670 4,470

Operatives Ergebnis 0,502 0,404

HP Services

Umsatz 4,080 3,900

Operatives Ergebnis 0,505 0,322

Software

Umsatz 0,349 0,306

Operatives Ergebnis 0,060 0,028

Personal Systems Group

Umsatz 7,823 7,113

Operatives Ergebnis 0,336 0,200

Imaging & Print

Umsatz 7,283 6,785

Operatives Ergebnis 1,080 0,896

Angaben in Milliarden Dollar

Trotzdem erweist sich HPs Bilanz auch auf den zweiten Blick als niet- und nagelfest. Alle Sparten konnten Umsatz und Betriebsergebnis gegenüber dem Vorjahresquartal verbessern. Der für PCs zuständigen Personal Systems Group (PSG) gelang es, die Desktop-Erlöse im Jahresvergleich nahezu stabil zu halten, während die Einnahmen mit Notebooks um respektable 24 Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar zulegten. Im Server-Bereich verbuchte HP im Teilsegment Business Critical Systems aufgrund der rückläufigen Erlöse mit Risc- und Alpha-Modellen einen leichten Umsatzrückgang, während das Geschäft mit Standard-Servern aber um neun Prozent zunahm. Die Dienstleistungssparte wuchs um 4,6 Prozent. Dank der Konzentration auf höhermargige Dienste wie Managed Services, Beratung und Systemintegration legte der operative Profit überproportional um knapp 31 Prozent zu. Der Softwareumsatz stieg im Jahresvergleich um 14 Prozent auf 349 Millionen Dollar, wobei HP von der vor knapp einem Jahr abgeschlossenen Übernahme von Peregrine Systems profitierte. Der Ende Juli akquirierte Anbieter Mercury wurde noch nicht in der Bilanz konsolidiert.

Imaging & Printing: HPs Gelddruckmaschine

Am profitabelsten wirtschaftete wie immer die Druckersparte "Imaging & Printing" (IPG), die ihre Absatzzahlen um 17 Prozent steigerte. Damit ist die Basis für weiterhin gute Verkäufe von Tintenpatronen, Tonern und anderem Zubehör - das eigentlich rentable Geschäft der Sparte - gelegt.

Die eigentliche Erfolgsstory im abgelaufenen Quartal ist indes, dass HPs Druckersparte erstmals seit der umstrittenen Übernahme des Rivalen Compaq vor fünf Jahren nicht mehr allein für den operativen Profit verantwortlich zeichnet. Stattdessen wird das Ergebnis von der Technology Solutions Group (TSG) - bestehend aus den Sparten Storage & Server, HP Services und Software - mitgetragen.

Wettlauf der Giganten geht weiter

Analysten beobachten nun gespannt, ob es HP gelingen wird, IBM auch im gesamten Geschäftsjahr zu überflügeln. Nach vorläufigen Berechnungen steigerte HP die Einnahmen um sechs Prozent auf 91,7 Milliarden Dollar - von IBM, das sein Finanzjahr am 31. Dezember abschließt, erwarten Finanzexperten in diesem Jahr rund eine Milliarde Dollar weniger an Einnahmen. HP verdankt diesen Erfolg unter anderem dem Umstand, dass die Armonker ihre umsatzträchtige, aber defizitäre PC-Sparte an den chinesischen Hersteller Lenovo verkauft haben. In puncto Gewinn, der Anzahl der Mitarbeiter und der Marktkapitalisierung kann sich HP jedoch noch nicht mit Big Blue messen. Mittelfristig, so schätzt das Marktforschungsunternehmen Ovum, werde die relative Größe der beiden Unternehmen vom Timing der getätigten Übernahmen abhängen.

Einsparpotenzial weitgehend ausgeschöpft

Angesichts der aktuellen Aufwärtstrends - seit Anfang des Jahres hat die HP-Aktie um rund 40 Prozent zugelegt - fragen sich Analysten, wie lange Hurd weiter Erfolge vorweisen kann, zumal er das vorhandene Einsparungspotenzial weitgehend ausgeschöpft haben dürfte. Dank der vorangegangenen Restrukturierung fahre das Unternehmen aber jedes Quartal immense Erträge ein, die vornehmlich in den Vertrieb, das Upgrade interner IT-Systeme und in neue Zukäufe investiert würden, erklärt Ovum. Insofern blickt auch Konzernchef Hurd optimistisch in die Zukunft. Hewlett-Packard habe ein starkes Geschäftsjahr mit solidem Umsatzwachstum, steigenden Margen in allen Kernbereichen und einem erstklassigen operativen Cashflow abgeschlossen, tönte er. (mb)